„Wahrer“ Dax: Warum der reine Kursindex schlechter performt als solide Staatsanleihen
Wer die Kursentwicklung des wichtigsten deutschen Aktienindex (Dax) verfolgt, bekommt in den Medien normalerweise den sogenannten Dax-Performance-Index präsentiert. In dessen Berechnung fließen auch Dividenden und deren Wiederanlage ein.
Der „wahre“ Dax ist dagegen ein reiner Kursindex. Dieser lässt die Ausschüttungen der Konzerne außen vor und spiegelt damit nur die Kursveränderungen der 30 beziehungsweise – seit Herbst 2021 – der 40 wichtigsten deutschen Aktien wider.
Der Unterschied bei der Performance dieser beiden Index-Varianten könnte größer nicht sein. Das erklärt vielleicht auch zum Teil, warum den Dax der Ukraine-Krieg, Zinserhöhungen sowie Banken- und Wirtschaftskrisen der vergangenen Wochen und Monate kaum zu belasten scheinen.
Dax-Gewinne beruhen auf Dividenden
Wie Handelsblatt-Redakteur Ulf Sommer angesichts des vor Ostern 2023 erreichten Jahreshochs beim Dax noch einmal verdeutlicht, ist der Dax zuletzt vor allem wegen der Dividenden so stark gestiegen. Seit dem Jahr 2000 beruhten „fast alle Gewinne aus dem Dax allein auf Dividenden“, so Sommer.
Zur Verdeutlichung: Während der Dax – inklusive der Dividenden – seinen Kurswert seit Anfang 2000 von knapp 7.000 auf aktuell rund 15.700 Punkte mehr als verdoppelt hat, bleibt der reine Kursindex weit abgeschlagen dahinter zurück. Hier steht lediglich ein Plus von rund fünf Prozent zu Buche.
Staatsanleihen performen besser als der „wahre“ Dax
Das heißt, die Kursentwicklung des „wahren“ Dax entspricht einer jährlichen Durchschnittsverzinsung von 0,2 Prozent, wie das Handelsblatt vorrechnet. In den vergangenen fünf Jahren kam es sogar zu einem Verlust von 1,4 Prozent pro Jahr.
Da wären Anleger:innen mit den niedrig verzinsten, aber soliden Staatsanleihen auf einen höheren Vermögenszuwachs gekommen und hätten sich die Aufregung um steigende und fallende Kurse gespart.
Dax mit Dividenden auf Sparbuchniveau
Aber auch inklusive der Dividenden ist der Dax gar nicht so gut unterwegs, wie es einem die stark gestiegenen Kurse weismachen wollen. Denn der Dax verbucht seit dem Jahr 2000 lediglich eine Steigerung, die einer jährlichen durchschnittlichen Verzinsung von drei Prozent entspricht. Für die vergangenen fünf Jahre sind es sogar nur 1,5 Prozent pro Jahr.
Ein weiterer Stimmungsdämpfer in Sachen Dividenden. Diese müssen oberhalb einer Freigrenze von 1.000 Euro mit 25 Prozent versteuert werden. Und: Sie fließen nur dann in den langfristigen Gesamtgewinn ein, wenn man sie gleich wieder in den Dax reinvestiert.
Andere weltweit wichtige Aktienindizes wie Euro Stoxx 50, Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 werden übrigens ohne die Einberechnung der Dividenden aufgestellt.