Dass einige wenige Großanleger:innen, sogenannte Wale, einen großen Anteil an Bitcoin halten – und damit einen viel größeren Einfluss auf die Kurse der Kryptowährung haben als herkömmliche Investor:innen –, ist schon länger bekannt. Genauere Zahlen legt jetzt eine Studie des National Bureau of Economic Research (NBER) offen. Den US-Forscher:innen zufolge sollen 10.000 individuelle Investor:innen rund ein Drittel der aktuell im Umlauf befindlichen Bitcoin kontrollieren – das wären über sechs Millionen Einheiten der größten Kryptowährung der Welt im Wert von über 350 Milliarden US-Dollar.
Millionen Bitcoin-Adressen untersucht
Dem NBER-Team ist es dabei eigenen Angaben zufolge mithilfe spezieller Datensammlungsmethoden gelungen, die Bitcoin-Adressen Einzelpersonen sowie Vermittler:innen wie Kryptobörsen zuzuordnen. Ende 2020 sollen sich 5,5 Millionen Bitcoin in den Händen von Börsen und 8,5 Millionen Bitcoin auf den Konten von Einzelinvestor:innen befunden haben. Zudem halten gerade einmal 1.000 Personen oder Firmen insgesamt drei Millionen Bitcoin – was einem Volumen von 175 Milliarden Dollar entspräche.
Und die Konzentration der Macht auf dem Bitcoin-Markt könnte noch viel größer sein. Laut den NBER-Forscher:innen Igor Makarov und Antoinette Schoar sei nicht auszuschließen, dass gerade einige der größten Adressen sich im Besitz einer einzelnen Person befänden. Die Bitcoin-Adresse mit dem wertvollsten Inhalt ist übrigens eine Cold-Wallet der Kryptobörse Binance. Dort lagern gut 288.000 Bitcoin im Wert von rund 17 Milliarden Dollar. Insgesamt verfügen laut der Bitcoin-Rich-List drei Adressen über jeweils mehr als 100.000 Bitcoins und immerhin 82 über mehr als 10.000 Bitcoins. Dem Ranking zufolge existieren rund 40 Millionen Bitcoin-Adressen. Die untere Hälfte verfügt zusammen über 0,02 Prozent der gesamten Bitcoin.
50 Miner kontrollieren Hälfte der Kapazität
Gefährlicher als den möglichen Einfluss der Bitcoin-Wale stufen die Studienautor:innen aber die Situation im Mining-Sektor ein. Dem NBER zufolge kontrollieren hier allein 50 Miner:innen rund 50 Prozent der gesamten Mining-Kapazität. Die obersten zehn Prozent der Mining-Farmen habe einen Anteil von 90 Prozent an der Kapazität. Das öffne möglichen 51-Prozent-Attacken Tür und Tor. Dabei könnten sich große Player zusammenschließen und mit einer einfachen Mehrheit die Kontrolle des Netzwerks übernehmen und es nach Belieben manipulieren. Die Machtkonzentration mache Bitcoin anfällig für systemische Risiken, zitiert Bloomberg aus der Studie. Die Gefahr sei dann besonders groß, wenn der Bitcoin-Kurs stark fällt, denn dann steige die Konzentration.