
Für die Beschäftigten bei Amazon in den Versandzentren gibt’s in Zukunft deutschlandweit mehr Geld. Das Unternehmen hat angekündigt, ab September den Einstiegslohn für die Logistikbeschäftigten auf 15 Euro zu erhöhen. Es handele sich dabei, betont Amazon, um Stellen, für die keine Vorqualifikation benötigt werde. Teamleiter:innen sollen dabei sogar einen Mindeststundenlohn von 21 Euro erhalten, heißt es.
Nach zwei Jahren, rechnet Amazon vor, könnten Logistikbeschäftigte (nicht Teamleiter, die bekommen mehr) auf 39.000 Euro im Jahr kommen. Hierin seien Winter- und Sommerboni eingeschlossen, ebenso lockt das Unternehmen mit bis zu 8.000 Euro Budget für Weiterbildungen. Die gebe es in Kooperation mit renommierten Bildungseinrichtungen, welche qualifizierte Kurse mit staatlich anerkannten Abschlüssen anbieten. Außerdem verspricht Amazon betriebliche Altersvorsorge und die Übernahme des Deutschlandtickets.
Alter Streit mit Verdi könnte wieder aufkommen
Insgesamt habe man in den vergangenen fünf Jahren die Vergütung für die Logistikmitarbeiter:innen um 39 Prozent erhöht, betont Amazon in einer Unternehmensmitteilung. Der Konzern erklärt, er habe Gespräche zu dem Thema mit den Betriebsräten aufgenommen. Möglicherweise will Amazon hiermit aber auch der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi den Wind aus den Segeln nehmen.
Diese fordert seit nunmehr über zehn Jahren, Amazon solle doch die Flächentarifverträge im Sinne des Gehaltstarifs der Einzelhandelskaufleute und Versandhändler:innen übernehmen – eine Diskussion, die an Amazon seit Jahren abprallt und zu der es regelmäßig heißt, man biete auch ohnedies sehr gute Bezahlung und Zusatzleistungen an. Amazon sieht sich hier nicht in der Pflicht, erklärte das Unternehmen in der Vergangenheit regelmäßig – und rechnet vor, dass man ohnehin ein gutes Stück über den Tarifen für Logistiker:innen liege.
Dass Amazon aber auch für Jobs, die wenig Vorkenntnisse voraussetzen, deutlich über dem Mindestlohn bezahlt, hat auch mit der aktuell angespannten Situation in der Logistikwirtschaft und anderen verwandten Bereichen zu tun. Seit Jahren hat die gesamte Logistikwirtschaft um Mitarbeitende zu kämpfen und insbesondere im Saisongeschäft bleiben viele Stellen unbesetzt.
In anderen Fällen brauche es aufgrund fehlender Sprachkenntnisse einiges an Anlauf, berichten Mitarbeitende der Logistikzentren. Dennoch gab es in der Vergangenheit vor allem aufgrund herausfordernder Arbeitsbedingungen immer wieder Kritik am Unternehmen. Ein Pressesprecher von Amazon erklärt hingegen, man habe an den einzelnen Standorten in der Vergangenheit die Stammbelegschaft soweit vergrößert, dass er aktuell keinen nennenswerten Bedarf an saisonalen Aushilfskräften sehe.