Amazon hat angekündigt, bis Ende 2022 mehr als 6.000 neue Stellen alleine in den deutschen Standorten schaffen zu wollen. Insgesamt werde man dann 36.000 Mitarbeitende an mehr als Hundert Standorten deutschlandweit beschäftigen. Stolz ist das Unternehmen auch darauf, dass mehr als die Hälfte der Mitarbeiter:innen bereits seit fünf Jahren oder länger im Unternehmen ist.
Davon abgesehen hat Amazon alleine im letzten Jahr über 10.000 saisonale Kräfte für das ohnehin boomende Geschäft und das Weihnachtsgeschäft beschäftigt. Die Saisonkräfte sind natürlich vor allem an den Logistikstandorten zu finden. Amazon bleibt bei den Investitionen ein Schwergewicht: Zwischen 2010 und 2020 hat Amazon nach eigenen Angaben mehr als 36,5 Milliarden Euro investiert, allein 2020 mehr als neun Milliarden Euro. Ein Großteil davon fließt in Arbeitsplätze und den Auf- und Ausbau von Infrastruktur – auch und gerade in strukturschwächeren Regionen wie zum Beispiel in Gera. Auswirkungen hat das natürlich auch und vor allem auf die dem Onlinehandel zugeordneten hier ansässigen kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Head of Hip-Hop? Auch das sucht Amazon
Welche Arbeitsplätze in welchem Umfang entstehen, also ob es sich bei den 6.000 Arbeitsplätzen zu einem großen Prozentsatz um Stellen in den Logistikzentren handelt, dazu macht Amazon keine näheren Angaben. „Arbeitsplätze entstehen in sämtlichen Geschäftsbereichen und an allen Standorten, von Logistik- bis zu Forschungs- und Entwicklungszentren“, heißt es hier lediglich lapidar. Das reiche „von Logistik und Mechatronik über Account- und Recruiting-Management bis hin zu Softwareentwicklung und Informatik und zum Head of Hip-Hop“. Viele Stellen seien auch in Teilzeit möglich, was ja heute eigentlich eher die Regel als die Ausnahme sein dürfte. Die meisten der derzeit ausgeschriebenen Stellen außerhalb der Logistikzentren sind in München sowie im Raum Berlin zu besetzen.
Amazon macht deutlich, dass neben Arbeitsplätzen, für die keine Vorqualifikation erforderlich ist, auch Stellen für Berufs- und Quereinsteiger:innen sowie für hochqualifiziertes Personal aus der Spitzenforschung verfügbar seien. Insgesamt vier Forschungs- und Entwicklungszentren betreibt Amazon in Deutschland, in denen unter anderem zu Bereichen wie künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen geforscht wird. Immerhin fast 750 Personen starteten alleine in den Bereichen Softwareentwicklung, Informatik und Ingenieurwesen bei Amazon – Berufsfelder, in denen der Fachkräftemangel am gravierendsten sein dürfte. Immerhin 300 Auszubildende und dual Studierende wird es bis Ende 2022 vor allem in technischen Berufsfeldern in einem Ausbildungsprogramm in der Logistik geben.
Jeder einzelne dieser Jobs biete eine wettbewerbsfähige Bezahlung, attraktive Zusatzleistungen sowie Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung und zum Aufstieg, betont das Unternehmen, das in der Vergangenheit immer wieder mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi um die Eingruppierung der Mitarbeitenden streitet: Die Gewerkschaft pocht darauf, dass das Unternehmen nach Einzelhandelstarif zahlen müsste, Amazon legt dagegen den Logistiktarifvertrag zugrunde, den es freilich – Angebot und Nachfrage – heute schon übertrifft.
Amazon ist in Deutschland mit 29,5 Milliarden Euro Umsatz (2020) das umsatzstärkste US-Unternehmen. Weltweit arbeiten etwa 1.335.000 Menschen für den Digitalkonzern – ein Großteil davon natürlich in den Handelssegmenten, aber immer mehr auch im Content- und Cloud-Bereich. Selbst angesichts der derzeit gut 30.000 Mitarbeiter:innen sind 6.000 neue Stellen schon eine erstaunlich hohe Zahl. Dennoch dürften gerade auch in der zweiten Jahreshälfte wieder größere Mengen an Einstellungen auf die Logistikzentren bezogen sein.