Statt Google: Huawei setzt für seine Smartphones auf Qwant als Suchmaschine
Nachdem Google aufgrund des US-Embargos keine Vertragsbeziehungen mit Huawei unterhalten darf, ist der chinesische Hersteller nach langem Zögern inzwischen dazu übergegangen, sich um Alternativen zu den Diensten des Software-Herstellers aus dem kalifornischen Mountain View zu bemühen. Dafür hatte der Konzern Anfang dieses Jahres allein für Deutschland einen Fördertopf von 20 Millionen Euro aufgesetzt, der Entwickler davon überzeugen soll, dass sich die Entwicklung für Huaweis App-Gallery lohnt.
Datenschutz-Suchmaschine soll Huaweis Image aufbessern
Neben seiner eigenen App-Gallery als Ersatz für Googles Play-Store bringt Huawei nun zusammen mit dem europäischen Suchdienst Qwant eine neue Suchmaschine speziell für die eigenen Smartphones heraus. Dabei ist Qwant dafür bekannt, fortschrittliche Sicherheitstechnologien mit hohen europäischen Datenschutzstandards zu vereinen. So will Huawei stärker als Unternehmen wahrgenommen werden, dass den Schutz der Daten und der Privatsphäre seiner Kunden als oberste Priorität versteht. Genau das bestreitet die US-Regierung mit Vehemenz.
Nicht zuletzt deshalb kommt Qwant dem Konzern konzeptionell sehr entgegen. Immerhin speichert Qwant keine Cookies, welche die Identität oder den Standort des Nutzers verraten. Sie sammelt oder analysiert weder persönliche Daten noch Verhaltensmerkmale ihrer Anwender und entspricht vollständig den Datenschutzstandards der DSGVO. In der Tat verfügen moderne Huawei-Smartphones damit über einen Privatsphäre-orientierten Suchaufsatz.
Qwant-App kommt als Standard mit der neuen P40-Reihe
In der neuen Suchmaschinen-App, die zuerst mit der neuen Huawei-P40-Reihe in Deutschland, Frankreich und Italien im Standard ausgeliefert wird, wählen Nutzer zwischen normalem oder privatem Browsing-Modus und blockieren Cookies von Drittanbietern auf Wunsch in beiden Modi. Zudem lassen sich verschiedene Stufen für die Filterung von nicht jugendfreien Inhalten und eine automatische Sicherheitsüberprüfung besuchter Websites aktivieren. Die neue Suchmaschinen-App soll das Urheberrecht der angebotenen Inhalte respektieren und dafür mit Organisationen und Anbietern von News-Meldungen zusammenarbeiten.
P40-Käufer erhalten die App automatisch, Nutzer anderer Huawei-Smartphones können die Qwant-App über die App-Gallery installieren.
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Ja, kommt gut.
Jetzt wäre der nächste folgerichtige Schritt, zusammen mit Qwant oder anderen ein App- und Servicerepositorium aufzubauen, das nahtlos alle DSGVO Anforderungen erfüllt. Zumindest in Europa und aller Wahrscheinlichkeit nach in vielen westlich orientierten Ländern wären Nutzer dann anders aufgestellt, wenn klar ist, dass nicht chinesische Vorstellungen von „Privatsphäre“ die Sache dominiert, sondern eben westliche. Von da aus ist es dann auch nicht mehr weit auf den amerikanischen Markt, denn auch dort haben inzwischen viele Anwender ziemlich die Schnauze voll von der respektlosen Datenabzocke der derzeitigen Anbieter.
Die Frage wird dann sein, wie „groß“ die Planer bei Huawei wirklich denken können. Kann auch kläglich daneben gehen.