
VW E-Golf. (Foto: VW)
Der seit 2013 gebaute VW E-Golf sollte in diesem Jahr vom ID 3 abgelöst werden. Nun hat der Konzern in einem internen Papier Aussagen zu Bestell- und Produktionsende des auf dem 2012er Golf 7 basierenden Stromers getroffen.
E-Golf noch bis Oktober 2020 bestellbar
Wie Nextmove auf Youtube berichtet, soll der E-Golf bis zur Kalenderwoche 45/2020, also bis längstens zum 8. November 2020, produziert werden. Bestellungen sollen noch bis zum 2. Oktober 2020 möglich sein. Die letzten Auslieferungen finden danach spätestens in der Kalenderwoche 47, also zwischen dem 16. und 20. November 2020, statt.
Pro E-Golf spricht: Hohe Nachfrage und CO2-Relevanz
Für Volkswagen ergibt es aus zwei Gründen Sinn, die Produktion des E-Golf zu einem späteren Zeitpunkt enden zu lassen. Immerhin ist das Fahrzeug ausgereift und nicht mit den Problemen des ID 3 behaftet. Seit 2017 war stets die gesamte Jahresproduktion aus Wolfsburg, Dresden und dem chinesischen Foshan ausverkauft. Maximal 35.000 Fahrzeuge konnte der Konzern mit den vorhandenen Kapazitäten herstellen, davon die Hälfte allein in der gläsernen Manufaktur in Dresden.
Neben der hohen Nachfrage spricht auch die CO2-Relevanz des E-Golfs eine wesentliche Rolle. So benötigt der Konzern bis zum Ende des Jahres eine große Zahl an Stromern auf Europas Straßen, um den CO2-Ausstoß seiner Flotte zu reduzieren. Gelingt das nicht, drohen Strafzahlungen in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro.
Gerade im Jahr 2020 hätten Stromer einen besonderen Einfluss auf die Flottenbilanz, denn die EU-Regelung erlaubt es, jedes Elektro-Auto der Zulassungsstatistik doppelt zu zählen. Um nun doch irgendwie auf das Flottenziel zu kommen, soll es im VW-Konzern sogar die Überlegung geben, massenhaft Porsche Taycan zuzulassen. Die Produktionsverlängerung des E-Golf dürfte dem gleichen Ziel dienen.
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Zum Artikel ID-3-Desaster:
Nach der Verschiebung der Golf 8 Präsentation wegen Software-Problemen folgt bei VW ein noch größerer, folgenschwerer Fehler. Die Kritiker, auch in den eigenen Reihen, behalten also Recht und das derzeit wichtigste E-Modell des Konzerns kommt, ebenfalls mit großer Verspätung, erst ab Nov. 2020. Falls dieser Termin gehalten werden kann.
Als sich die Probleme der Software-Entwickler schon Ende 2019 abzeichneten, hätte man als Projektverantwortlicher eine sichere Parallel-Entwicklung vorbereiten müssen, indem man etwa die komplexere und schon funktionierende Steuergeräte- und Bordnetz-Software des hochmodernen Porsche Taycan (identisch mit der Technik des Audi E-Tron) skaliert, also in einigen Funktionen vereinfacht hätte, dann wäre rechtzeitig ein Umstieg möglich gewesen. Für ein so wichtiges Modell gleichzeitig die Steuergeräte-Architektur und die Programmierung neu konzipieren zu wollen, ist viel zu riskant gewesen. Unfassbar!
W. Hagenmüller
Das einzige was VW kann ist also, fertige Lösungen von Audi und Porsche zu verbauen? Lächerlich. Aber so war es ja schon immer.