Wie in Armageddon: Forscher wollen Asteroiden mit Atomsprengköpfen zerstören
Eine in der Fachzeitschrift Planetary Science Journal veröffentlichte Forschungsarbeit befasst sich mit einem Thema, das in Film und Literatur schon häufig Gegenstand existenzieller Befürchtungen gewesen ist – nämlich dem Einschlag eines großen Weltraumfelsens, der das Leben auf der Erde auslöschen könnte. Forscher:innen am Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) haben einen neuartigen Ansatz zur Simulation der Energiedeposition eines nuklearen Geräts auf der Oberfläche eines Asteroiden vorgestellt.
Nuklearabwehr schlagkräftiger als Dart-Versuch
Dieses Konzept ist nicht zu verwechseln mit den Bemühungen der US-Raumfahrtbehörde Nasa im Dart-Projekt. Im Rahmen des Double Asteroid Redirection Tests (Dart) war im September 2022 eine Sonde absichtlich auf einen Asteroiden geflogen worden, um dessen Flugbahn zu verändern.
Das hat auch funktioniert, hat jedoch Grenzen, die das Vorgehen nicht für alle Bedrohungen tauglich erscheinen lassen. Denn die Masse, die auf diese Weise in den Weltraum befördert werden kann, bleibt begrenzt. Wissenschaftler:innen sehen daher auch weiterhin die nukleare Ablenkung als praktikable und wirkungsvollere Alternative.
Denn Nuklearsprengköpfe haben das höchste Verhältnis von Energiedichte pro Masseneinheit aller menschlichen Technologien. Das sei gerade bei der Verteidigung unseres Planeten gegen Asteroidenbedrohungen ein unschätzbarer Vorteil, so die LLNL-Physikerin und Forschungsleiterin Mary Burkey.
Wie muss ein Asteroidenzerstörer aussehen?
„Wenn wir genügend Vorwarnzeit haben, könnten wir einen nuklearen Sprengsatz abschießen und ihn Millionen von Meilen weit weg zu einem Asteroiden schicken, der auf die Erde zufliegt“, so Burkey. „Wir würden dann den Sprengsatz zünden und den Asteroiden entweder ablenken, sodass er unversehrt bleibt, aber kontrolliert von der Erde weggestoßen wird, oder wir könnten den Asteroiden zertrümmern, sodass er in kleine, sich schnell bewegende Fragmente zerfällt, die den Planeten ebenfalls verfehlen würden.“
Der Haken an der Sache: Niemand weiß wirklich, wie eine solche Waffe beschaffen sein müsste, wo sie ansetzen sollte und wie sie auf unterschiedliche Asteroiden wirken würde. All diese und weitere Fragen soll das neue Modellierungsprojekt des LLNL beantworten können.
Dessen ausgefeilte Multiphysik-Simulationen sollen genaue Vorhersagen über die Wirksamkeit nuklearer Ablenkungsmissionen treffen können, so Burkey, die ebenso darauf hinweist, dass die komplexen und rechenintensiven Simulationsmodelle des LLNL ein breites Spektrum physikalischer Faktoren abdecken.
Komplexe Simulation wichtige Informationsquelle im Notfall
Sollte ein echter Notfall bei der Planetenverteidigung eintreten, würde eine realitätsgetreue Simulationsmodellierung von entscheidender Bedeutung sein. Die könnte Entscheidungsträgern verwertbare, risikobezogene Informationen zur Verfügung stellen, was im Idealfall einen Asteroideneinschlag verhindern, wichtige Infrastrukturen schützen und Leben retten könnten, hofft Megan Bruck Syal, Leiterin des Projekts zur Planetenverteidigung beim LLNL im US-Bundesstaat Kalifornien.
„Die Wahrscheinlichkeit eines großen Asteroideneinschlags zu unseren Lebzeiten ist zwar gering, aber die möglichen Folgen könnten verheerend sein“, befürchtet Bruck Syal.