Künstliche vs. echte Freunde: Wie KI-Bots die Zukunft der sozialen Medien gestalten
Egal, ob Fake News, Hatespeech oder verkorkste Algorithmen – Soziale Medien haben viele Probleme. Doch gerade eins davon ist eigentlich so groß, dass es das Ende der Plattformen bedeuten kann. Und das Verrückte: Meta, X und Tiktok befeuern mit ihren Strategien sogar ihr eigenes Ende.
KI-Accounts auf Meta
Die großen Social-Media-Plattformen sehen generative KI als große Chance. Ein Beispiel: Meta. Der Dachkonzern von Facebook und Instagram plant langfristig, die Plattformen mit KI-generierten Nutzer:innen zu füllen. Schon seit Ende 2023 testete der Konzern 28 verschiedene KI-Charaktere auf den Plattformen, die Content posten und mit Leuten chatten sollten. Die Accounts waren bis auf einen Hinweis kaum von echten Nutzer:innen zu unterscheiden.
So erzählte die „schwarze, queere Mutter“-KI Liv der Kolumnistin der Washington Post Karen Attiah in Gesprächen, dass ihre Schöpfer:innen „zugegeben haben, dass es ihnen an diversen Referenzen mangelt“, und erklärte später, dass keine Schwarzen an der Entwicklung beteiligt seien.
Mittlerweile sind die KI-Accounts zumindest gelöscht. Ein Statement des Konzerns lässt aber darauf schließen, dass Meta wohl in Zukunft weiter mit KI-Accounts plant. Gegenüber NBC und 404 Media sagte ein Sprecher, dass Liv und ihre KI-Kolleg:innen nur aufgrund eines Bugfixes zwischenzeitlich offline genommen worden seien.
KI-Accounts wie Liv öffnen nicht nur eine Box der Pandora voller ethischer Fragen, sondern untergraben auch den eigentlichen Gedanken der Plattformen: Menschen miteinander verbinden. Bringt man KI-Accounts in diesen digitalen Raum, stellt sich irgendwann die Frage, wer Mensch ist und wer nicht. Und diese Zweifel stärken die Skepsis gegenüber anderen Personen auf der Plattform. Dafür sorgen nicht nur offizielle KI-Accounts.
Spam, Spam, Spam, Spam, Spam
Spam im Internet gibt es eigentlich genauso lange wie das Internet selbst. Auch auf sozialen Netzwerken sind also Fake-Accounts, geboostete Likes, Phishing-Nachrichten und dubiose Angebote längst Teil des Alltags. KI verstärkt jetzt den ganzen Prozess.
Für User:innen bedeutet das, dass sie auf den Plattformen wachsam sein müssen und damit rechnen, noch öfter genervt zu werden. Für die Betreiber von Instagram, X und Co. sind solche Bots allerdings ein Segen. Sie lassen die Zahlen der Nutzer:innen künstlich in die Höhe schießen und machen sie so für Werbekunden attraktiver.
Spam wird allerdings nicht nur mehr, sondern auch smarter. Schon 2023 warnten Expert:innen, dass KI Spam-Nachrichten verändern wird. Fake-Accounts lassen sich leichter automatisieren und Nachrichten wirken echter. So wird schon heute ChatGPT dafür genutzt, damit Bots Fake News auf X verbreiten.
Ist das Internet schon tot?
Die Tendenz ist also ziemlich klar. KI-Accounts werden auf sozialen Netzwerken immer mehr zunehmen, genauso wie KI-generierter Content, der auch von echten Menschen gepostet werden kann. Authentische Menschen und echte Verbindungen wird man auf Facebook, Instagram, X und auch anderen Plattformen immer weniger finden.
Das macht sich auch langsam in der Nutzungszeit der Menschen bemerkbar. So ist laut einer weltweiten Umfrage von Statista in Zusammenarbeit mit der Trend-Beratungsagentur Kepios die tägliche Nutzungszeit auf sozialen Netzwerken zum ersten Mal seit der Erfassung gesunken. Während die Leute 2023 noch 151 Minuten pro Tag auf Social Media verbracht haben, ist die tägliche Nutzungszeit 2024 mit 143 Minuten pro Tag fast auf den Stand von 2018 gesunken.
Manche Menschen sehen das Internet sogar schon als tot an. So glauben Anhänger:innen der Dead-Internet-Theorie, dass das Internet schon heute hauptsächlich aus Bot-Aktivitäten und automatisch generierten Inhalten besteht. Klar, eine Verschwörungstheorie. Sie zeigt aber, dass viele Menschen immer mehr Zweifel gegenüber Accounts auf Social Media hegen. Nimmt diese Skepsis überhand, verlieren soziale Netzwerke ihren Wert – und können so durch KI in Zukunft unbrauchbar werden.