Microsoft arbeitet seit Jahren an einer „One-Windows“-Strategie, um sein Betriebssystem auf eine einheitliche Basis zu bringen. Mit dem Projekt „Windows Core OS“ soll ein weiterer, konsequenter Schritt in diese Richtung gemacht werden, der die Plattform auf ein modernes Gerüst stellen soll.
Windows Core OS: Modulares Windows 10 für alle Gerätegattungen
Im September 2017 tauchten erste Details zu Microsofts neuem Vorhaben der Code-Vereinheitlichung von Windows auf. Zu dem Zeitpunkt wurde spekuliert, dass es Andromeda OS getauft werden sollte. Andromeda OS ist dabei aber lediglich eine Variante von Windows Core OS, die auf Mobilgeräten laufen soll.
Eines der ersten mobilen Produkte, auf dem Andromeda OS installiert sein soll, ist ein faltbares Gerät mit zwei Displays, das eine Art Revival des Courier sein, das vor sieben Jahren erstmals in Erscheinung trat. Sogar Microsoft-Chef Satya Nadella kündigte bereits an, dass die neue Generation Windows-Smartphones nicht so wie herkömmliche Smartphones aussehen werden.
Windows Core OS: Polaris wird moderne Windows-Version als Antwort auf iOS und Chrome OS
Andromeda OS ist aber nur ein Teil der Umstrukturierungen: Ein weiterer ist das Projekt Polaris, das speziell für „traditionelle“ Notebooks , 2-in-1-Geräte und PCs entwickelt wird. Wie Zac Bowden von Windows Central berichtet, soll Polaris eine Windows-Variante werden, die vollständig auf der Universal Windows Platform (UWP) basiere. Konsequenter Weise sollen ferner alle alten Zöpfe abgeschnitten werden – Legacy-Code und -Features landen quasi auf dem Altenteil. Auf diese Weise soll es Microsofts erstes modernes Windows-Betriebssystem werden.
Durch die Entfernung von Legacy-Komponenten, unter anderem auch Win32-Komponenten wie der Windows-Shell, könne ein stärkerer Fokus auf die Entwicklung eines leichteren Betriebssystems mit höherer Flexibilität, besserer Akkulaufzeit und Leistung erzielt werden. Eine ähnliche Marschrichtung – zumindest bezogen auf die Akkulaufzeit verfolgt Microsoft schon mit den Windows-Notebooks mit Qualcomm-Prozessoren.
„Polaris: the future of Windows on more traditional PC form factors.“
Wie bei allen neuen Windows-10-Versionen, die auf Windows-Core-OS entwickelt werden, wird Microsofts neue universelle CShell an Bord von Polaris sein. Die CShell verfüge über eine vollständig modulare Architektur, die auf jeder Plattform, jeder Gerätekategorie und Architektur laufen könne. Mithilfe des Polaris-Composers sollen Nutzer dennoch weiterhin eine vertraute Desktop-Nutzerumgebung zu Gesicht bekommen. Die großen Umbrüche sollen also in erster Linie unter der Haube stattfinden, wobei Microsoft auch am UI arbeitet. Das Unternehmen hatte 2017 seine neue Designsprache Fluent Design vorgestellt.
Windows Core OS: Polaris soll Windows 10 Pro nicht ersetzen
„Polaris will become the new „mainstream“ version of Windows 10 for the Average Joe.“
Bowden stellt in seinem Artikel klar, dass das klassische Windows 10 Pro, das in erster Linie auf anspruchsvolle User und Profis ausgelegt ist, weiter entwickelt und angeboten werde. Polaris sei in erster Linie für Nutzer bestimmt, die weder Adobe Premiere Pro noch AutoCAD benutzen und auch keine anspruchsvollen Spiele zocken. Polaris ziele primär auf Kunden ab, die sich Produkte wie ein Surface Laptop, ein Macbook Air, einen iPad oder ein Chromebook zulegen würden.
Das neue OS wird von Windows-Central als sicherer, aber auch geschlossener als Windows 10 S beschrieben. Anwendungen sollen ausschließlich über den Windows-Store bezogen werden können. Durch die Streichung der Legacy-Komponenten falle aber auch der Support von Win32-Apps weg, die auf Windows 10 S via Bridge portiert werden können. Die Nutzung von Legacy-Apps solle laut Windows-Central dennoch in gewissem Maße „nativ“ möglich sein: Microsoft arbeite dafür an einer Container-Lösung namens RAIL.
Aufgrund der neuen Architektur wird es im Unterschied zu Windows 10 S, das auf Windows 10 Pro angehoben werden kann, keine Upgrade-Möglichkeit geben. Geräte mit Polaris werden also nicht auf Windows 10 Pro, oder umgedreht, wechseln können.
Microsoft hat sich offiziell noch nicht zu Windows Core OS zu Wort gemeldet, Bowden geht allerdings davon aus, dass die neue Plattform bereits im nächsten Jahr mit entsprechender Hardware auf den Markt kommen werde. Älteren Berichten zufolge soll die mobile Version, also Andromeda OS, schon früher erscheinen. Windows Central tippt auf einen Release mit neuer Hardware gegen Ende 2018. Wie üblich bei solchen großen Umstrukturierungen, ist es durchaus möglich, dass Ankündigung und Release erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Gut Ding will Weile haben.
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