Youtube: Olympia-Highlights offenbar häufig mit China-Propaganda vermischt
Die Olympischen Winterspiele in Peking sind umstritten. Zensur, Corona, der Umgang mit Menschenrechten, Taiwan und den Uiguren: Ansätze zur Kritik gibt es viele. Von Befürworten der Spiele in China wird häufig als Argument angeführt, dass die weltweite Aufmerksamkeit für einen Wandel im Land sorgen könnte. Eine Untersuchung des Magazins Wired zeigt, wie diese Aufmerksamkeit über die Videoplattform Youtube allerdings andersherum genutzt wird.
Vom Eiskunstlauf zur Propaganda
Der Analyse zu Folge wurden Nutzer:innen, die bei Youtube beispielsweise nach „Beijing 2022“ oder „Olympia“ suchten, Pro- und Anti-China-Videos in den Top-Ergebnissen ausgespielt. Eine ähnliche Beobachtung hatte zuvor ein Wissenschaftler der Universität Toronto mit der Autoplay-Funktion der Videoplattform gemacht.
Propaganda und Stimmungsmache in den Top-Ergebnissen sind laut Wired vor allem auf Youtube in den USA, Großbritannien und Kanada festzustellen. Noch problematischer werden diese Suchergebnisse durch die Tatsache, dass die Klickzahlen des Pro-China-Contents augenscheinlich über die zusätzliche Veröffentlichung auf Fake-News-Websites gepusht werden. Höhere Klickzahlen und bessere Bewertungen können die entsprechenden Videos noch weiter nach oben in die Suchergebnisse von immer mehr Nutzer:innen spülen. Wired berichtet weiter, dass die entsprechenden Videos bereits über 900.000 mal abgespielt worden seien.
Youtube hat sich bisher nicht zu den fragwürdigen Suchergebnissen geäußert. Unabhängig von der politischen Dimension sind solche Erkenntnisse nicht gerade Werbung für die Funktionsweise des Youtube-Algorithmus. Schließlich ist der thematische Schritt zwischen Curling-Clips und Pro-Peking-Influencern dann doch relativ groß.
Youtube-Deutschland scheint weniger betroffen
Im Kurzcheck zeigt sich die deutsche Youtube-Website nicht von derartigen Videovorschlägen betroffen. Auch bei mehreren Versuchen mit unterschiedlichen Schreibweisen und Browsern bekamen wir beinahe ausschließlich Highlight-Videos der Kanäle von Sportstudio, Sportschau und Eurosport ausgespielt. Auch beim Skippen durch die Autoplay-Videos und die Videoempfehlungen folgte lediglich ein Wettbewerbszusammenfassung auf die nächste.
Wer gerne die Autoplay-Funktion von Youtube nutzt oder sich durch die Empfehlungen klickt, sollte aber ohnehin darauf achten, in welche Richtung ihn App oder Website leiten. Zudem sollten mündige User:innen immer überprüfen, von welchen Quellen der Content stammt, der ihnen ausgespielt wird. Im letzten Jahr hatte eine Mozilla-Studie beispielsweise Daten von 37.000 Youtube-Nutzer:innen ausgewertet und dabei bei den Videoempfehlungen der Plattform ein katastrophales Zeugnis ausgestellt.
Mehr dazu: Diese Website zeigt, wie sich Verschwörungsmythen auf Youtube verbreiten.