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Kolumne
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2020: Quo vadis, Agile Manifesto?

An der Schwelle zum neuen Jahrzehnt zeigt Konrads Management-Kolumne, wo Unternehmen in Bezug auf eine agile Zukunft stehen.

Von Daniel Konrad
4 Min. Lesezeit
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(Grafik: Shutterstock)

Inzwischen sind 19 Jahre vergangen, seit 17 Softwareentwickler das Agile Manifesto zum ersten Mal unterzeichneten. Heute ist Scrum mit 54 Prozent der Befragten die beliebteste und am meisten eingesetzte agile Methode, so die „13. Annual State of Agile“-Studie. Viele IT-Abteilungen praktizieren sie zur komplexen Problemlösung seit der ersten Stunde. Doch der Einsatz von Scrum hat sich seitdem weiter ausgebaut: von der Softwareentwicklung über die Produktentwicklung bis zur Lösung komplexer Probleme in vielfältigen Bereichen.

In der Studie gaben 73 Prozent der Befragten an, dass sie aktuell eine Devop-Initiative in ihrer Organisation haben oder eine in den nächsten 12 Monaten starten. Devops-Initiativen verändern die Art der Zusammenarbeit in der IT stark. Ziel der Devops ist es, in erster Linie Silos einzureißen und die Kommunikation zwischen Teams bei Software-Projekten zu verbessern. In der Folge werden auch Produkte verbessert und Release-Zeiten verkürzt. Bei Devops handelt es sich um eine Kombination von Denkweisen, Praktiken und Tools. Im ersten Schritt bildeten Entwickler und Operationsteams ein Devop innerhalb der IT. Der Devop-Ansatz geht jedoch weiter und ist eng mit der Unternehmenskultur verbunden. So sind beispielsweise auch bereichsübergreifende, unternehmensweite Kollaborationen denkbar, bei denen Manager, Entwickler, Administratoren und Tester im Verbund mit dem Kunden zusammenarbeiten können.

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Neben der erfolgreichen Anwendung in zukunftsorientierten Unternehmen gab es allerdings auch eine andere, bis heute spürbare Entwicklung: den agilen Hype. Agile Methoden wurden zum vermeintlichen Allheilmittel für alle Projekte. Die Debatte war geprägt von einem Unwissen beziehungsweise Halbwissen in Wirtschaft und Gesellschaft. Vieles davon geht auf Defizite im agilen Mindset zurück. So wurde Agilität zum Buzzword und dominierte die Zeitschriftencover und Vortragsthemen – allerdings nicht das Bewusstsein in Unternehmen. Nur so ist es zu erklären, dass nicht wenige Organisationen bei komplexen Projekten der VUCA-Welt noch immer klassisches Projektmanagement einsetzen und Wandel oftmals auf die technologische Ebene reduzieren.

Unternehmenskultur bleibt zentraler Faktor

Es gibt zahlreiche Herausforderungen für den Einsatz von agilen Methoden. Die interne Kultur bleibt für den Erfolg in vielen Organisationen ein zentrales Hindernis. Die „13. Annual State of Agile“-Studie nennt als die drei wichtigsten Herausforderungen eine Organisationskultur im Widerspruch zu agilen Werten, den allgemeinen Widerstand der Organisation gegen Veränderungen sowie unzureichende Unterstützung und Sponsoring durch das Management. Konkret bedeutet dies, Agilität und agile Prinzipien ins Bewusstsein des gesamten Unternehmens zu bringen. Während auf der einen Seite viele Unternehmen im deutschsprachigen Raum bereits mit agilen Methoden wie Scrum und Kanban arbeiten, ist andererseits Agilität noch nicht im Mindset der Mitarbeitenden verankert. Grund dafür ist ein fehlendes unternehmensweites Bewusstsein. Zu diesem Ergebnis kommt der Future Organization Report 2019 vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen und der Management- und Technologieberatung Campana & Schott.

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Viele Unternehmen bauen auf agile Methoden beziehungsweise kombinieren einzelne agile Elemente ohne Kontext wie beispielsweise Personas, Retrospektiven, Standups und Backlogs. Andere Unternehmen setzen auf Agilität nur in bestimmten Bereichen der Organisation. Dies kann leicht zu Spannungen in der Unternehmenskultur führen. Agile Strukturen und Ansätze werden vorwiegend in ausgewählten Abteilungen eingeführt – das Agile Doing. Stattdessen ist aber das unternehmensweite Bewusstsein wichtig – das Agile Being, auch als Mindset bezeichnet. Ist das agile Mindset in allen Teilbereichen eines Unternehmens verbreitet, stärkt es die Unternehmenskultur, die Kollaboration, die Transparenz und das Verständnis der Mitarbeiter für die geleistete Arbeit der anderen Abteilungen.

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Vom agilen Mindset zu besseren Unternehmensergebnissen

Aktuell schätzen 30,1 Prozent der Führungskräfte den Reifegrad an Agilität als hoch ein, jedoch lediglich 21,7 Prozent der Mitarbeiter. Die Studie weist auch einen Zusammenhang zwischen dem unternehmensweiten agilen Bewusstsein und besseren Unternehmensresultaten nach. Eine wichtige Grundlage dafür ist eine positiv gelebte Fehlerkultur in Unternehmen. Die Studie zeigt, dass nur 19,2 Prozent der Befragten angeben, dass Fehler im Unternehmen nicht gegen die Person verwendet werden. Nur 50 Prozent der Befragten geben an, dass sie in ihrem Unternehmen Probleme und Schwierigkeiten ansprechen können. Diese Zahlen zeigen einen Mangel an positiv gelebter Fehlerkultur, die im nächsten Schritt auch zu verringerter Innovationsfähigkeit führen.

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Konkret bedeutet dies: Lediglich 30,5 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich sicher dabei fühlen, auch ein Risiko einzugehen. 13,9 Prozent der Befragten glauben, Kolleginnen und Kollegen ungefährdet um Hilfe bitten zu können. Letztlich wird nur, wer Fehler machen darf, auch Neues versuchen, eigenverantwortlich denken und arbeiten, und so zu außergewöhnlichen Erfolgen kommen. In Unternehmen mit hoher Performance attestieren sogar 54,4 Prozent der Befragten die Agilität hoch ein, so der Future Organization Report 2019.

Passend zum Thema: Agile Führung mit OKR – der t3n Guide mit der Münchener OKR-Agentur Murakamy.

Agil im neuen Jahrzehnt?

So bleibt Agilität auch im neuen Jahrzehnt die Kernherausforderung für Unternehmen bei der digitalen Transformation. Der „All Agile Organization Studienreport“ von Kienbaum sieht Nachholbedarf in den Bereichen Kultur und Führung, Strategie, Steuerung und Organisation. Für die Studie befragte Kienbaum 200 Teilnehmer aus dem (oberen) Management verschiedenster Branchen. Entsprechend verankern erfolgreiche Unternehmen mit hohem agilem Reifegrad das Bewusstsein für Agilität und den Kundenfokus bereits in ihrer Strategie. Sie richten schnelle Entscheidungsfindungsprozesse ein und etablieren agile Arbeitsweisen und Kommunikation über Ebenen und Divisionen hinweg.

Für die Zukunft planen zahlreiche befragte Unternehmen, sich agiler aufzustellen. Sie haben Aufholbedarf in Bezug auf den agilen Reifegrad identifiziert. „Mehr als 90 Prozent der befragten Unternehmen sind bereit, in den Aufbau agiler Fähigkeiten und Kompetenzen ihrer Mitarbeiter und in die agile Neuausrichtung von Strukturen, Prozessen und Methoden zu investieren“, so die Studie in ihrem Ausblick. Der Fokus liegt hier auf IT, Marketing und Sales, Forschung und Entwicklung sowie den Geschäftsbereichen. Insgesamt sollen aber in allen Bereichen der Unternehmen mittlere bis hohe Investitionen getätigt werden.
19 Jahre nach der Unterzeichnung des Agilen Manifests hat sich Agilität stetig weiterentwickelt. Nach den Softwareentwicklern haben auch weitere Abteilungen im Unternehmen nachgezogen. HR, Finance, Einkauf, PR, Marketing und Forschung und Entwicklung setzen verstärkt agile Methoden ein. Das agile Mindset bleibt für viele Unternehmen der wichtige nächste Schritt. Damit können sie zu Treibern ihrer agilen Transformation werden.

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