t3n Weekly: Echte Arbeit und Produktivitätstheater
Schwer zu sagen, ob es eher zum Lachen oder zum Weinen ist, aber offenbar braucht es massiven Impact von außen, um im Innenleben von Unternehmen für Bewegung zu sorgen. Nach der Pandemie jetzt also die (drohende) Energiekrise und die (real existierende) Explosion der Energiekosten. Genau genommen kommt das ja alles nicht nach der Pandemie, sondern zusätzlich – aber das ist eine andere Geschichte.
Die Reaktion ist einmal mehr: Viele Unternehmen stehen Remote Work, Mobile Office, Homeoffice – wie auch immer du es nennen magst – schlagartig wieder wesentlich offener gegenüber.
Das ist zwar prinzipiell gut, gleichzeitig aber kurios. Denn im Grunde braucht es keinen Beweis mehr, dass die Art von Arbeit für alle Seiten von Nutzen ist. Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, sagen, dass sie arbeiten, und zahlreiche objektive Studien haben längst bewiesen, dass dem auch so ist. Trotzdem sind viele Führungskräfte immer noch besorgt, dass sie es nicht tun. Angst vor Kontrollverlust ist zwar nicht der am häufigsten genannte aber tatsächlich mit Abstand bedeutendste Grund für irgendwelche hübsch angestrichenen Back-to-Office-Programme.
Dies hat eigentümliche Folgen. Die Ungewissheit in Verbindung mit einer sich abzeichnenden Rezession und der Rückkehr vieler Unternehmen ins Büro veranlasst die Menschen dazu, zunehmend zu demonstrieren, dass sie arbeiten – was eindeutig nicht dasselbe ist, wie tatsächlich zu arbeiten. Vielmehr ist es das, was auch als Produktivitätstheater bezeichnet wird.
Produktivitätstheater bedeutet, dass Arbeitnehmer häufig ihren Status auf Slack aktualisieren, im Laufe des Tages in verschiedenen Kanälen plaudern, sich häufig bei ihren Vorgesetzten melden und ähnliche Späße. Einzeln betrachte nur wenig Zeitaufwand, manchmal sogar nützlich. In der Gesamtheit aber nichts als massive Zeitverschwendung. Tatsächlich geben, so hat vox.com kürzlich berichtet, Büroangestellte in einer kürzlich durchgeführten Umfrage an, dass sie jeden Tag durchschnittlich 67 zusätzliche Minuten online verbringen, nur um sicherzustellen, dass sie sichtbar online arbeiten. Das sind insgesamt 5,5 Stunden pro Woche. Und das zusätzlich zur regulären Arbeitszeit. Ziemlich weird das Ganze.
In der Konsequenz fühlen sich Arbeitnehmer:innen in aller Welt durch solches Verhalten ausgebrannt. Die irreale Angst vor Produktivitätsverlusten im Management könnte dadurch zu realen Produktivitätsverlusten bei der Belegschaft führen. Das können wir doch eigentlich besser. Erinnern wir uns einfach daran, dass der Dreiklang aus Vertrauen, Freiheit und Verantwortung unter dem Strich für die besten Ergebnisse sorgt.
Übrigens: Das t3n-Podcast-Paket ist sogar ein Vierklang. Weekly kennt ihr ja, aber wie sieht es denn mit Daily, Catch Up oder Interview aus? Für die Podcasts gibt es auch eine eigene Seite.
Energiesparen am Arbeitsplatz – was wirklich hilft
In der Energiekrise wird Sparsamkeit wieder zur deutschen Tugend. Doch nicht jede Maßnahme tut den Menschen gut. Es gibt obendrein auch wesentlich sinnvollere Methoden, als die Büros in Herbst und Winter nur bis maximal 19 Grad zu beheizen. Genau das ist aber Teil einer Energiesparverordnung der Bundesregierung. Darin steht unter anderem, dass öffentliche Gebäude seit Oktober bis auf wenige Ausnahmen nur noch bis maximal 19 Grad beheizt werden dürfen.
Für Unternehmen gilt die Verordnung zwar nicht zwingend, jedoch werde durch sie ermöglicht, dass auch diese weniger heizen dürfen, um so dem Beispiel der öffentlichen Hand rechtssicher zu folgen. Sie könne eine Vorlage für Selbstverpflichtungen von Betrieben und betrieblichen Vereinbarungen zur Energieeinsparung sein, heißt es von Kabinettsseite.
Dass aber eine Höchsttemperatur von 19 Grad am Arbeitsplatz nicht für jede körperlich leichte Arbeit geeignet ist, haben Betriebsärzte jetzt angemahnt. Vor allem für Tätigkeiten, bei denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zwischendurch aufstehen und sich bewegen können, sei die Temperatur häufig nicht ausreichend, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Mit Hinblick auf die Energiesparmaßnahmen greifen Unternehmen aber auch auf deutlich nachhaltigere Methoden zurück: Die Otto Group hat jetzt beispielsweise angekündigt, einige Büroflächen künftig ganz zu schließen. Die Temperaturen in diesen Räumen werden auf 15 Grad, teilweise sogar auf 6 Grad gestellt. Das gelte für Gebäude mit ohnehin geringer Auslastung.
Mitarbeitende der runtergekühlten Büroflächen dürfen einfach ins Homeoffice ziehen oder in die Räume anderer Abteilungen wechseln.
Elon Musk zwischen Twitter, Roboter und Politik
Es ist wahrscheinlich auch gar nicht so einfach, Elon Musk zu sein. Der mutmaßlich reichste Mann der Welt muss sich ja wirklich um alles kümmern. Das haben wir in der vergangenen Woche erst wieder erlebt. Twitter-Kauf, Roboter-Entwicklung, Friedenspläne für Russland und die Ukraine – alles bleibt an Elon hängen. Glaubt zumindest Musk selbst.
Dabei erinnert die Geschichte von Elon Musk und Twitter an das berühmte Gänseblümchen-Zupfen. Nach dem ewigen Hin und Her scheint jetzt tatsächlich alles auf den Deal hinauszulaufen. Obwohl Musk die Plattform nach eigenem Bekunden gar nicht mehr so richtig haben will. Gut möglich, dass seine Anwälte beziehungsweise die eher ungünstige Ausgangslage bei den für Mitte Oktober anstehenden Gerichtsverhandlungen den Sinneswandel herbeigeführt haben. Für die Twitter-Aktionäre mit Blick auf den Kurs durchaus erfreulich, für Twitter selbst wohl ziemlich genau das Gegenteil.
Luft nach oben hat Musk auch bei anderen Projekten. Der Roboter mit dem bescheidenen Namen Optimus ist eines davon. Der hat bei seiner Präsentation wenig Bewunderung, aber viele hämische Kommentare eingesammelt. Noch weniger Beifall brachte Meister Musk ein anderer Vorstoß ein: Der Tesla-Chef hat in der ihm eigenen Art mal kurz einen Friedensvertrag im Ukraine-Krieg ausgearbeitet. Passt bei Musk natürlich in ein paar Tweets. Insbesondere in der angegriffenen Ukraine waren die Reaktionen auf diese Ideen nicht sehr freundlich.
KI schreibt bessere Marketing-Texte als Menschen
Von einem KI-Tool, also einer Software mit künstlicher Intelligenz, Texte schreiben zu lassen, funktioniert schon längere Zeit ziemlich gut. Eine Studie der Hochschule Aalen hat sich nun damit beschäftigt, ob die Marketing-Texte aus menschlicher Feder oder die von der KI geschriebenen Varianten im Vergleich besser abschneiden.
Für das Experiment wurden Landingpages, Blogbeiträge und Social-Media-Posts von Unternehmen wie der Telekom, Vodafone, Garnier, L’Oreal, M&Ms sowie Starbucks ausgesucht und analysiert. Mithilfe einer KI-Content-Plattform wurden anschließend relevante Themen und Keywords evaluiert, auf deren Basis die KI-Writing-Plattform GPT‑3 von Open AI neue Inhalte produzierte, die dann mit den Originalinhalten verglichen werden sollten.
Das Ergebnis sei nicht nur überraschend, sondern auch eindeutig gewesen: Nach der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung seien die KI-generierten Texte aus Sicht der Proband:innen leichter lesbar und ansprechender, erstaunlicherweise sogar „persönlicher“ gewesen.
Deepmind bricht mathematischen Rekord – mit konkreten Folgen
Die KI-Anwendungen der Google-Tochter Deepmind lösen immer wieder Fragestellungen, die Wissenschaftler:innen seit Jahrzehnten beschäftigen. Jetzt haben sie sich einem mathematischen Verfahren gewidmet – und es erheblich beschleunigt. Die Software scheint einen Weg gefunden zu haben, die sogenannte Matrizenmultiplikation zu beschleunigen. Die Matrizenmultiplikation ist ein komplexes mathematisches Verfahren, das bei zahlreichen digitalen Anwendungen zum Einsatz kommt. Dazu zählen beispielsweise Simulationen, Prozesse im Machine-Learning oder – ganz alltäglich – die Darstellung von Bilddateien auf einem Bildschirm. Durch diese Beschleunigung des Prozesses könnte künftig nicht nur Zeit, sondern auch Energie und Kosten eingespart werden. Die Beschleunigung des Berechnungsverfahrens war nach Expertenmeinung „eines der größten offenen Probleme in der Informatik“. Es sieht alles danach aus, als hätte Deepmind dieses Problem zumindest weitgehend gelöst.
Praxis-Tipp: So erkennst du Fake-Bewertungen auf Amazon
Den meisten Käufer:innen ist schon lange klar, dass auf Amazon-Rezensionen nur bedingt Verlass ist. Doch wie sind Fake-Bewertungen eigentlich zu erkennen und mit welchen Tricks kämpft die Anbieterseite um Sichtbarkeit? Fragen, die gerade zum zweiten Prime Day 2022 von besonderem Interesse sind.
Die schlechte Nachricht: Ein einzelnes Element, an dem Fake-Bewertungen zweifelsfrei auszumachen sind, gibt es nicht. Aber verschiedene Faktoren können darauf hindeuten, ob eine Bewertung bei Amazon gefälscht ist. Eine Entscheidung zu treffen, fällt hier nicht leicht, aber oftmals hilft hier das Bauchgefühl weiter. Treffen jedoch mehrere Punkte zu, solltet ihr in jedem Fall misstrauisch werden. Manche davon sind recht einfach: Die Textlänge ist so ein Indiz. Der oder die durchschnittliche Internetnutzer:in liest nicht nur ungern lange Texte, er schreibt sie auch nicht gerne. Ist eine Rezension also ungewöhnlich lang, ist derjenige entweder verärgert und will seinem Ärger Luft machen oder die Bewertung ist gekauft. Sind beispielsweise viele Vorteile, Anwendungsbeispiele und Produktdetails erläutert, ist die Bewertung nicht unbedingt vertrauenswürdig. Wem ein Produkt gefällt, der schreibt meist kurz und knapp, warum das so ist.
Bekommt ein Produkt bereits am Tag seiner Markteinführung haufenweise Rezensionen, ist das ebenfalls ziemlich verdächtig. Den Verkaufsstart mit gefälschten Bewertungen zu pushen, ist eine beliebte Praxis. Echte Kund:innen werden ein Produkt erst genauer testen, bevor sie es bewerten.
Liest sich die Bewertung wie ein Werbetext, wird sie wahrscheinlich nicht echt sein. Auch die vollständige Nennung eines langen Produktnamens ist ebenso unnatürlich wie auffällig SEO-optimierte Texte.
Ein recht einfache Methode zum Gegencheck: Kommen euch manche Phrasen eine Bewertung komisch vor, dann googelt sie einfach mal. So könnt ihr herausfinden, ob diese wortgleich schon woanders aufgetreten sind oder gar aus dem Marketing-Material des Herstellers stammen.
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