„Ein Ort, an dem wir uns besser fühlen“, soll die App Gas sein, die seit August 2022 begrenzt zur Verfügung steht. Seit diesem Monat stürmt sie im US-App-Store die Download-Charts und lässt Tiktok und Co hinter sich, berichtet das Wall Street Journal. Gas setzt auf einen extrem reduzierten Umfang, kleine Netzwerke und soziale Umfragen.
Den Vorgänger kaufte Facebook erst, um ihn später fallen zu lassen. Nun startet das Unternehmen Find Your Crush einen neuen Anlauf – und hat schon Copy Cats auf den Plan gerufen. Der deutsche Nachahmer stand letzte Woche im hiesigen Apple-App-Store auf Platz 1.
Das Rezept von Gas: Komplimente und Umfragen
Die US-App wendet sich gezielt an Highschool-Schüler. So soll man eine Bildungseinrichtung angeben, bevor man loslegen darf. Anschließend müssen Nutzer:innen eine Freundesliste anlegen, dann geht der Spaß los: Umfragen ploppen auf, die sich um die Freund:innen drehen.
Beispiele klingen so: „Wer wird sich Karneval als Kack-Emoji verkleiden?“, „Wen himmelst du heimlich an?“ und „Wer sollte DJ auf jeder Party sein?“ Zugleich soll man seine Freunde per Tap mit Zuspruch bedenken, der Terminus dafür lautet „to gas up“. Der Ausdruck bedeutet in der US-Jugendsprache, jemanden mit Äußerungen aufwerten.
Anonym und doch vertraut
Die Beantwortung erfolgt zwar anonym, aber wer gewählt wird, erhält eine Benachrichtigung mit einem Hinweis vom Typ „Ein Mädchen aus der 10. Klasse“. Wer mehr Indizien zu einem potenziellen Crush möchte, muss die App-eigene Währung Gas investieren, die es für das Aufmuntern anderer und für App-Einladungen gibt.
„God Mode“: Abo-Modell erlaubt Namensplatzierung
Das Abschließen eines Abos namens God Mode zieht einige Zusatzfeatures nach sich. Nutzer:innen dürfen dann zum Beispiel den ersten Buchstaben von User:innen sehen, die für sie abgestimmt haben. Außerdem kann man die Coins dazu verwenden, den eigenen Namen gezielt als Antwortmöglichkeit in den Umfragen zu platzieren.
1,6 Millionen Downloads trotz Regional-Limits
Die App, die zunächst unter dem Namen Crush firmierte, wurde bis heute 1,6 Millionen Mal heruntergeladen – und das, obwohl sie nur in einigen US-Bundesstaaten und ausschließlich für iOS verfügbar ist. Der Betreiber, hinter dem der Ex-Facebook-Manager Nikola Bier steckt, gibt an, er müsse die Serverkapazitäten noch ausbauen.
Der Gründer hatte schon einmal einen ähnlichen Versuch gestartet.
Facebook kaufte den Vorgänger von Gas
Bier nannte die fast identische App damals tbh, was für „to be honest“ (Deutsch: „um ehrlich zu sein“) steht. Sie generierte nach drei Monaten bereits fünf Millionen Downloads. Eine Milliarde Fragen sollen beantwortet worden sein, bis Facebook die App für „unter 100 Millionen Dollar“ kaufte, berichtet OMR.
Statt wie geplant App und Marke unter dem neuen Dach auszubauen, stellte der Konzern sie nach acht Monaten ein. Die Nutzungszahlen seien zu gering, hieß es damals. Die App hatte bis dahin acht Millionen Downloads zu verzeichnen. Bier blieb zunächst im Unternehmen und investierte parallel in neue Apps wie Poparazzi, Locket und Bereal.
Gas läuft unter dem Radar und hat trotzdem Nachahmer
Biers Truppe listete Gas zunächst absichtlich als Spiel und nicht als Social-App. Sie wollten in den Charts aufsteigen und gleichzeitig keine Copy Cats auf den Plan rufen, schrieb Bier bei Twitter. Erst am 13. Oktober schob er die App in die Social-Kategorie.
Trotzdem gibt es schon Nachahmer. So sieht die deutsche App Slay dem US-Chartstürmer zum Verwechseln ähnlich. Sie listet im deutschen Apple-App-Store aktuell auf Platz 2 hinter Bereal, dessen Funktionen nun schon Tiktok kopieren will. Innerhalb von zwei Wochen konnte Slay 180.000 Downloads und 3.000 Bewertungen verbuchen. Letzte Woche stand sie auf Platz 1, wie Mitgründer Fabian Kamberi stolz auf Linkedin verkündete.