App-Stores: Klage von Epic und Match beschuldigt Google, Publisher zu bestechen

Googles Play-Store ist der absolute Marktführer unter den App-Stores für Android. Damit das so bleibt, könnte der Betreiber gegen Wettbewerbsrecht verstoßen haben. (Foto: BigTunaOnline / Shutterstock.com)
Die bestehende Klage von Epic Games und dem Singlebörsen-Marktführer Match gegen Google haben die Antragsteller nun erweitert. Ursprünglich hatten sie sich gegen die Zahlungsmodalitäten im Play-Store gewandt. Die beiden Unternehmen werfen dem App-Store-Betreiber nun zusätzlich vor, Entwicklerstudios dafür zu bezahlen, dass sie keine alternativen Software-Plattformen für Android-Apps eröffnen. Dazu soll etwa das „Project Hug“ als Beispiel dienen. Hunderte Millionen von Dollar seien an Markteilnehmer geflossen, die in der Lage gewesen wären, eigene App-Stores zu eröffnen – um genau das zu verhindern.
Project Hug: Entwickler mit Geheimverträgen und Geldern „umarmen“
Der Kernvorwurf lautet, Google habe nach der Auseinandersetzung um In-App-Käufe in Epics Shooter „Fortnite“ ein Projekt ins Leben gerufen, um Spielehersteller im Google-Play-Store zu halten. Dazu soll der Betreiber Hunderte Millionen von Dollar an große Spiele-Publisher wie Activision Blizzard ausgeschüttet haben. Im Gegenzug versprachen sie angeblich in Geheimverträgen, keine alternativen Stores aufzumachen. Die Kläger sind sich sicher, dass dieses Vorgehen gegen US-Kartellrecht verstößt.
Google behauptet das Gegenteil
Die Beklagte sieht das Projekt, das sie später in „Apps and Games Velocity Program“ umfirmiert hat, hingegen als einen Beweis für fairen Wettbewerb. Das Programm biete Entwickler:innen lediglich Anreize, um Google-Play-Nutzer:innen Vorteile und frühe Zugänge zu gewähren. Es hindere die Unternehmen keineswegs daran, konkurrierende App-Stores zu eröffnen. Ein Sprecher sagte Engadget gegenüber: „Epic und Match fügen ihren erfolglosen Klagen weitere unzutreffende Behauptungen hinzu, und wir freuen uns darauf, die Sache vor Gericht richtigzustellen.“ Google hat zudem vor nicht allzu langer Zeit Gegenklage gegen Match angestrengt. Der Vorwurf: Der Mutterkonzern von Tinder und Co. wolle überhaupt keine Umsatzbeteiligung zahlen.
Alternative App-Stores könnten Google Milliarden kosten
Die Geschichte begann mit einem Ausscheren von Epic aus dem Play-Store. Daraufhin sorgte sich 2019 das Google-Finanzteam über mögliche Verluste. Es schätzte, der Epic Games Store könne Google bis 2022 zwischen 350 Millionen bis 1,4 Milliarden Dollar entziehen. Sollten andere App-Stores „volle Zugkraft“ erlangen, könnten sich die Verluste sogar im Bereich zwischen 1,1 und 6 Milliarden Dollar bewegen.
Android-Manager: Mehr „Liebe“ für Spitzenentwickler:innen
Das Projekt Hug sei daraufhin ersonnen worden, um „Spitzenentwicklern und -spielen zusätzliche Liebe/Förderung zukommen zu lassen“, so interne Dokumente. Ihnen zufolge sollten die Deals vor allem Unternehmen binden, die gefährdet seien, von Epics „Ansteckung“ betroffen zu sein. Das Projekt war den Google-Dokumenten zufolge ein Erfolg. Man hatte mit den meisten Ziel-Unternehmen Verträge unterzeichnet, um sie im Play-Store zu halten. Google sagt hingegen, das Programm sei ein Zeichen für „gesunden Wettbewerb“ zwischen den Betriebssystemen und App-Stores und „komme den Entwicklern sehr zugute“. Gegen Google laufen weitere Verfahren vom US-Justizministerium sowie 37 Generalstaatsanwälten von Bundesstaaten. Ein Gesetzesentwurf des Senats von Jahresbeginn hat zusätzlich die In-App-Käufe von Google und Apple im Visier.