Google soll Epic-Kauf erwogen haben, um Klage gegen App-Store-Gebühren zu behindern
Vor gut einem Jahr war ein Streit zwischen Fortnite-Entwickler Epic Games und den App-Store-Betreibern Google und Apple eskaliert. Den Versuch Epics, seine Fortnite-App mit einer zusätzlichen Bezahloption auszustatten, um den von den beiden Tech-Konzernen geforderten Umsatzanteil zu umgehen, scheiterte. Epic flog aus den App-Stores, der Streit wird vor Gericht ausgetragen. Bei der gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Google und Epic sind jetzt Dokumente an die Öffentlichkeit geraten, die zeigen, dass Google offenbar erwogen hat, Epic zu kaufen.
Wollte Google sich von Epic-Klage freikaufen?
Die Vermutung liegt nahe, dass sich Google damit einen unliebsamen Gegner vom Leibe halten wollte. Laut Epic habe der Konzern eine ganze Reihe interner Projekte entwickelt, die dazu dienen sollten, weitere potenzielle Klagen anderer App-Anbieter zu unterbinden. Überlegt worden sei eben auch eine Übernahme von Teilen oder dem ganzen Spieleentwickler. Die Dokumente offenbaren laut Bloomberg auch, wie Google zu der Höhe der erhobenen Gebühren von 30 Prozent in seinem App-Store steht. Demnach bewerte Google das Ganze als „unbegründet“ und „willkürliche Gebühr“.
Alphabet-Tochter Google hat sich zu dem Medienbericht über die Gerichtsdokumente noch nicht geäußert. Bloomberg zufolge deutet aber in diesen Papieren nichts darauf hin, dass Google tatsächlich Schritte unternommen hat, um eine Epic-Übernahme anzugehen. Es scheint sich wohl eher um Gedankenspiele gehandelt zu haben.
Epic-Chef Tim Sweeney zeigte sich in einem Tweet jedenfalls überrascht von den Überlegungen. Diese seien ihm erst jetzt bekannt geworden, weil die entsprechenden Dokumente unter Verschluss gewesen seien. Sweeney beurteilt das Ganze als Versuch Googles, die Bemühungen Epics um einen fairen Wettbewerb mit Google Play zu beenden. Ob es sich bei dem Kaufversuch dann um eine Übernahmeverhandlung oder eine Art feindliche Übernahme gehandelt hätte, sei unklar, so Sweeney.
Gebühr im Play-Store als „extravagant“ kritisiert
Google muss sich derzeit allein in den USA mehrerer Kartellrechtsklagen erwehren. Erst Anfang Juli hatten 36 Bundesstaaten und Washington DC eine Klage wegen wettbewerbsrechtlicher Verstöße beim Geschäft mit Apps für Android-Handys gegen Google eingereicht. In der Klageschrift wurde die Gebühr im Play-Store als „extravagant“ bezeichnet. Außerdem solle sie den Verbraucher:innen schaden. Der Prozess zwischen Epic Games und Apple, der sich ebenfalls um die Play-Store-Regeln und die Höhe der einbehaltenen Umsatzanteile dreht, fand schon im Mai statt. Noch warten beide Kontrahenten auf das Urteil.
Finanziell steht Epic Games jedenfalls gut da. In seiner bisher letzten Finanzierungsrunde sammelte der Fortnite-Entwickler eine Milliarden US-Dollar ein. Unter anderem soll Sony eine 200 Millionen Dollar schwere strategische Investition geleistet haben, wie es bei Bloomberg heißt. Damit steht laut Epic eine Bewertung von 28,7 Milliarden Dollar zu Buche. 40 Prozent des Unternehmens gehören übrigens dem chinesischen Online-Games-Konzern und Wechat-Eigner Tencent.
Angebot heißt aber auch immer noch nicht, dass die sich dann direkt kaufen lassen. Selbst, wenn man es fast allen zutrauen mag ab einem gewissen Preis, vielleicht hätte man auch einfach nicht verkauft.
Sowieso, es kam ja – soweit bekannt – auch gar nicht zu einem Angebot. Interessant ist ja (nur), dass Google das als Teil seiner Verteidigungsstrategie ins Auge gefasst hat.