Unproduktive Meetings: Shopify kündigt radikalen Kalender-Kahlschlag an – das ist geplant
Alles neu macht Shopify – zumindest in Sachen der hauseigenen Meetingkultur. Wie unter anderem Bloomberg berichtet, hat des Unternehmen, das eine gleichnamige E-Commerce-Infrastruktur-Plattform betreibt, einen Frühjahrsputz für die Kalender der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angekündigt: Weniger wiederkehrende Termine und andere regelmäßigen Verpflichtungen, darf die Belegschaft im neuen Jahr erwarten.
Demnach streicht Shopify sämtliche wiederkehrenden Meetings mit mehr als zwei Personen auf Dauer. Mittwochs sei ab sofort meetingfrei. Große Meetings mit mehr als 50 Personen würden donnerstags in ein Sechs-Stunden-Fenster verschoben, mit einem Limit von einem pro Woche. Die Führungskräfte sollen die Mitarbeitenden zudem ermutigen, in ihren Augen unwichtige Treffen abzulehnen und sich aus großen internen Chat-Gruppen zu entfernen.
Shopify-Gründer bezeichnet Meetings als „Bug“
Den Schritt begründete Gründer und CEO und Tobi Lütke in einer per E-Mail gesendeten Erklärung an das Team damit, dass er so mehr Arbeitszeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen wolle: „Das Beste, was Gründende tun können, ist Subtraktion“, schreibt er. „Es ist viel einfacher, Dinge hinzuzufügen, als Dinge zu entfernen.“ Zu viele und zu lange Meetings, hätten sich über längere Zeit zu echten Produktivitätskillern entwickelt.
„Wenn ihr zu einer Sache ja sagt, sagt ihr tatsächlich nein zu allem, was ihr in dieser Zeit sonst hättet tun können. Wenn die Leute Dinge hinzufügen, wird die Menge der Dinge, die getan werden können, kleiner. Am Ende halten immer mehr Leute nur den Status quo aufrecht”, schreibt der Gründer und CEO. Auf Twitter bezeichnete er Meetings zudem als „Bug“, sprich als Fehler, der über die eigentliche Wurzel vieler interner Probleme hinwegtäuschen würde.
Auf Hackernews, einem Social-News-Forum, das vornehmlich Programmiererinnen und Programmierer anspricht, bestätigen Shopify-Mitarbeitende die Kalenderbereinigung. Sowohl ehemalige als auch aktuelle Beschäftigte sagen zudem, es sei es nicht das erste Mal gewesen, dass das Unternehmen zu dieser Maßnahme greife. Viele bekräftigen die Entscheidung, aber es gibt auch Kritik. In der Vergangenheit käme es zu Verwirrungen.
Ein Ex-Mitarbeiter spricht von mehreren Malen, die „sehr willkürlich in der gesamten Organisation zu beliebigen Zeiten angewandt“ seien worden. Eingesetzte Bots, die beim Streichen der Termine halfen, hätten nicht zwischen internen Angestellten und externen Teilnehmenden unterschieden. Er hoffe, dieser Fehler sei inzwischen korrigiert. Er habe Externen wiederholt erklären müssen, warum wiederkehrende Meetings gelöscht wurden.
Tech-Bosse sehen unproduktive Meetings kritisch
In der Vergangenheit haben auch andere Tech-Unternehmer oftmals radikal wirkende Meeting-Regeln aufgesetzt: Tesla-CEO Elon Musk erteilte seinen Mitarbeitenden die Erlaubnis, ein Meeting sofort verlassen zu dürfen, sofern der besprochene Inhalt für sie irrelevant wird. Amazon-Gründer Jeff Bezos hat für wichtige Konferenzen stets narrativ geschriebene Memos erwartet, die in der Regel sechs Seiten lang sind.