
Der niederländische Payment-Dienstleister Adyen hat bemerkenswerte Geschäftszahlen vorgelegt. Angesichts des anhaltenden Trends hin zu Onlineshopping und bargeldlosen Zahlungen wächst das Unternehmen im ersten Halbjahr um 65 Prozent auf 272,7 Millionen Euro (Ebitda) – eine Verdoppelung des Überschusses. Dabei wuchs der Nettoumsatz um 46 Prozent gegenüber demselben Vorjahreszeitraum auf 445 Millionen Euro.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Amsterdam, das 2006 gegründet wurde, hält unter diesen Rahmenbedingungen an einer anvisierten jährlichen Wachstumsrate in Höhe von 25 bis 30 Prozent fest. Insbesondere will Adyen Zahlungen für Uber, Ebay, Netflix, Spotify und Facebook abwickeln. Mit dieser Strategie dürfte der Payment-Dienstleister auch in Zukunft ähnliche Ergebnisse liefern können. Bestätigt wurde auch die Ebitda-Marge, die mittelfristig um die 65 Prozent ausfallen dürfte. Infolge der Bekanntgabe der Geschäftszahlen stieg die Aktie daher um gut drei Prozent auf ein bisheriges Allzeithoch. Seit dem Börsengang 2018 hat sich der Kurs damit gut verzehnfacht.
Ausscheiden Wirecards und Pandemie als Sondereffekte
Ein nicht ganz zu vernachlässigender Teil dieses Wachstums dürfte allerdings auch dem Ausscheiden von Wirecard im vergangenen Jahr zuzurechnen sein. Hinzu kommt, dass Adyen immerhin 27 Prozent mehr Zahlungsvorgänge oder Einkäufe als im Vorjahr verbuchen konnte. Auch wenn von den 1,2 Prozent, die an den Zahlungsdienstleister gehen sollen (Sonderkonditionen einmal außen vor gelassen) abzüglich der Provisionen an die Kreditkartenunternehmen noch einiges übrig bleibt, hat Adyen wie auch andere Unternehmen der Branche vor allem einen Hebel durch die wachsende Geschäftstätigkeit.
Auch nach der Pandemie dürften viele gelernte Verhaltensweisen der Verbraucher erhalten bleiben – auch und gerade in Deutschland, das bislang ja eher ein Land der Bargeld-Fans war, insbesondere im Vergleich zu Adyens Heimatmarkt, den Niederlanden. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Kunden wie Uber oder Booking.com im vergangenen Jahr deutlich weniger zum positiven Gesamtergebnis beigetragen haben dürften, haben Unternehmen wie Netflix, Spotify oder Ebay das offenbar mehr als wettgemacht.
Und dann ist da noch die Banklizenz, die Adyen innerhalb der EU bereits seit vier Jahren, in den USA seit vergangenem Jahr hat. Es ist zu erwarten, dass das Unternehmen sich ähnlich entwickelt wie beispielsweise Klarna, die in den vergangenen Jahren ja zum Rundum-Ansprechpartner für Gelddinge für die Endkunden geworden sind. Insbesondere jüngere Nutzer sind erfahrungsgemäß nicht mehr zwingend an eine klassische Bank gebunden, wenn es um Geldangelegenheiten geht.