Droht Amazon die Zerschlagung? Weitreichende FTC-Klage für August geplant

Amazon droht wegen FTC-Klage die Zerschlagung. (Foto: Mike Mareen/Shutterstock)
Erst vor wenigen Wochen hatte die Federal Trade Commission (FTC) Amazon wegen seiner Praktiken beim Prime-Abo verklagt. Millionen Verbraucher:innen würden absichtlich zur kostenpflichtigen Teilnahme an dem Programm verleitet, der Versuch zu kündigen dagegen „sabotiert“.
Inwieweit die FTC mit der seit über zwei Jahren vorbereiteten Klage gegen Amazon Prime Erfolg haben und was dem Konzern dadurch drohen könnte, ist unklar. Klar ist dagegen, dass die jetzt bevorstehende Klage der Verbraucherschutz- und Kartellbehörde Amazon in den Grundfesten erschüttern könnte.
Einem Bericht von Politico zufolge steht nämlich eine weitreichende FTC-Klage gegen Amazon in den Startlöchern. Im Visier stehen demnach dieses Mal die Geschäftspraktiken des Konzerns auf seiner E-Commerce-Plattform – insbesondere die Bestimmungen, mit denen Amazon versucht, geringere Preise auf konkurrierenden Plattformen zu unterbinden.
Die Klage soll sich ebenfalls dagegen richten, dass Amazon – so jedenfalls die Ansicht der FTC – Händler:innen dazu zwinge, die Logistik- und Werbedienste des Konzerns zu nutzen.
Konkret untersagt Amazon laut FTC-Vorwurf den Verkäufer:innen auf seiner Plattform die Nutzung anderer Logistikdienstleister. Anderenfalls droht ein Verlust von Topplatzierungen.
Außerdem, so die FTC, würden Händler:innen dazu gezwungen, Anzeigen zu kaufen, um eine bessere Platzierung in den Suchergebnissen zu erhalten. Amazon wiederum bestreitet mögliche Auswirkungen auf die Sichtbarkeit, wenn sich Händler:innen nicht an die Vorgaben oder Vorschläge halten würden.
Politico beruft sich bei den Details der Klageschrift auf Insider:innen. Noch ist die Klage nicht offiziell, die Inhalte nicht veröffentlicht. Stimmen die Informationen, soll die FTC im August 2023 Klage gegen Amazon erheben.
Hat die FTC Erfolg, dann könne die Klage sogar zu einer Zerschlagung von Amazon führen. Zumindest Teile des Unternehmens müssten dann ausgegliedert werden. Sowohl die FTC als auch Amazon haben eine Stellungnahme zu dem Thema abgelehnt.
Insofern ist nicht klar, worauf genau die FTC sich in der offenbar bevorstehenden Klage gegen Amazon berufen wird. Neben Logistik- und Werbeservices könnte auch Prime im Mittelpunkt stehen. Mehr wissen wir erst, wenn die Klage offiziell ist.
An der Börse zeigte man sich jedenfalls alarmiert. Nachbörslich verlor der Kurs der Amazon-Aktie nach Bekanntwerden der potenziellen Klage und der drohenden Zerschlagungsgefahr am Dienstagabend rund zwei Prozent. Vorbörslich setzte sich der Abwärtskurs am Mittwochmorgen aber zunächst nicht fort.
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Das ist das übliche Rattenrennen bei den meisten Start-Up-Unternehmen jenseits des Atlantiks. Es gilt, innerhalb kürzester Zeit die Konkurrenz auszuschalten und dann alle Bedingungen zu diktieren. Das hat Amazon zumindest zeitweise praktisch komplett geschafft. Über Missbrauch auf allen möglichen Ebenen braucht man sich dann nicht mehr zu wundern.
Herausgekommen ist ein Großhändler, der das Endkundengeschäft via Internetplattform gleich mit erledigt und der es den Herstellern einerseits erleichtert, die Ware anzubieten und gleichzeitig den Kunden eine Palette von alternativen Angeboten präsentiert, mit einer scheinbar großen Auswahl, ohne dass man sich um echte Alternativen bemühen muss. Alles bequem auf einer Seite.
Aber das ist nicht die eigentliche Crux. Der Durchbruch kommt vor allem mit dem Wegfall der früher üblichen Restriktionen der Rücksendung. Also schlicht Auswählen und Verwerfen ohne große Belästigung durch einschränkende Regeln und so oft man möchte.
Das Resultat ist ein massiv ausgeweiteter Warenverkehr, der letztendlich alle Kanäle verstopft, angefangen bei den Autobahnen und dem Lieferverkehr in Städten und Überland. Mit unschönen, garantiert unökologischen Folgen wie der Vernichtung von ungebrauchter, rückgesendeter Ware usw. Und das macht inzwischen praktisch jeder Versandhändler.
Das Ganze ist inzwischen ein massiv ausgerasteter Wirtschaftszweig, der nicht nur extreme Folgeschäden generiert, sondern auch ganze Branchen an den Rand der Existenz bringt, von den ökologischen Folgen ganz zu schweigen.