Anschreiben noch zeitgemäß? Linkedin löst versehentlich Mini-Shitstorm aus

Das ging leider etwas nach hinten los: Im Rahmen eines „Little Miss“-Memes hat das Social-Media-Team von Linkedin auf Menschen herabgesehen, die sich nicht auf Jobs bewerben, sofern ein Anschreiben erforderlich ist. Im Netz werden diese Memes dazu genutzt, um auf schlechte Angewohnheiten hinzuweisen. Linkedin twitterte: „Little Miss verzichtet auf eine Bewerbung, wenn sie ein Anschreiben aufsetzen muss.“ Witzig fanden das nur wenige.
Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer reagierten schnell, und obwohl einige zustimmten, war der Großteil von ihnen offenbar verärgert über diese Aussage. Für die meisten Mitlesenden sei das Anschreiben ein Zeichen für Unternehmen, die an alten Strukturen der Personalabteilung festhängen. Eine Person antwortet beispielsweise: „Anzahl an Recruitern die mein Anschreiben gelesen haben, das ich akribisch auf einen Job zugeschnitten habe: 0.“
Arbeitgeber wenden sich von Anschreiben ab
Tatsächlich gerät das Anschreiben in vielen Teilen der Unternehmenswelt ins Wanken. Hierzulande verlangt die Deutsche Bahn beispielsweise seit 2019 in Bewerbungen für Ausbildungs- und Studienplätze kein Anschreiben mehr. Und das mit großem Erfolg: Nur wenige Monate nach der Abschaffung des Anschreibens stieg die Bewerbungsquote um zehn Prozent. Auch das HR-Startup Personio und der Versandhändler Otto verzichten seit Jahren darauf.
„Das Anschreiben ist nicht nur für die Bewerber manchmal mühsam, sondern auch für uns in der Regel wenig aussagefähig“, verteidigte DB-Personalvorstand Martin Seiler den damaligen Vorstoß. Man könne nicht sicher beurteilen, ob es tatsächlich von Bewerbenden stammt oder von einem Freund oder Familienmitglied verfasst sei. Im persönlichen Gespräch könne man besser beurteilen, ob Jobsuchende zur Firmenkultur passen.
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Anschreiben-Tweet ging nach hinten los
Von Linkedin als modernem Karrierenetzwerk hätten Twitter-Nutzende anscheinend eine ähnliche Haltung erwartet. Unschöner Nebeneffekt: Der Tweet hat das Augenmerk auf die eigenen Jobausschreibungen gelenkt und Reaktionen hervorgerufen, was die Transparenz von Gehältern bei Linkedin angeht. „Ihr wollt ein Anschreiben? Listet erst einmal die Gehälter auf, dann werden wir vielleicht eines tippen“, schreibt ein Nutzer deutlich genervt.
Qualitätsjournalismus? Der Satz „little miss gives up on a job application if a cover letter is required“ wird hier wörtlich in der ursprünglichen Deepl Übersetzung übernommen: „Little Miss gibt eine Bewerbung auf, wenn sie ein Anschreiben aufsetzen muss.“ „Give up“ kann man mit „aufgeben“ übersetzen. Dieses Verb hat im Deutschen zwei Bedeutungen: 1. absenden oder 2. verzichten. Die ganze Story macht nur Sinn, wenn Variante 2 in der Übersetzung gewählt wird. Auch Deepl bietet beide Alternativen an, man muß es nur verstehen.
Danke für den Kommentar. Es geht tatsächlich beides, aber zum besseren Verständnis haben wir die Variante zwei eingesetzt. Lieben Gruß, Andreas.