Wer über Telegram im Kontext der vergangenen zwei Jahre nachdenkt, dürfte spontan auf mehrere mögliche Gründe dafür kommen, warum Apple den Messenger nicht in seinem App-Store beherbergen möchte. So könnte es durchaus denkbar sein, dass die jüngste Blockade eines Telegram-Updates mit einem Scheinargument begründet wurde.
Telegram-Update zwei Wochen auf Eis gelegt
Ende Juli hatte Telegram eine aktuelle Version seiner Software in den eigenen App-Store-Account geladen und damit den Apple-Reviewprozess angestoßen. Der läuft bisweilen innerhalb weniger Stunden, normalerweise aber stets innerhalb weniger Tage ab.
Nach mehr als zwei Wochen war das Telegram-Update indes noch immer nicht freigeschaltet, weshalb sich Telegram-Gründer Pavel Durov am 10. August über seinen eigenen Telegram-Kanal zu Wort meldete. Er wisse nicht, wieso das Update noch immer im Review-Prozess hänge, ließ er die Community wissen. Es gebe dazu keine Aussage aus Kalifornien.
Zu akzeptieren sei das nicht, schimpfte er. Telegram gehöre immerhin zu den Top 10 der weltweit am häufigsten heruntergeladenen Apps. Und wenn einer solchen App diese Unbill zuteilwerde, könne er sich schon vorstellen, mit welchen Problemen kleine App-Entwickelnde zu kämpfen hätten.
Nach Durov-Tirade: Apple äußert sich
Ausdrücklich begrüßte Durov die wettbewerbsrechtlichen Ermittlungen der EU-Kommission und anderer Wettbewerbswächter weltweit. Durovs Post und die daraus resultierende Berichterstattung konnte offenbar eine Reaktion Apples auslösen.
Denn zwei Tage später teilte Durov einen weiteren Post, in welchem er den erfolgreichen Start des Updates melden konnte. Weltweit wird das neue Telegram-Update seit dem 13. August ausgerollt.
Apple habe ihm mitgeteilt, so Durov, dass ein neues Feature des Messengers dazu geführt habe, dass die Freigabe nicht erteilt werden konnte. Telegram möge das Feature entfernen, dann sei die Freigabe kein Problem.
Apple stößt sich an animierten Telemojis
Bei dem Feature handelt es sich um animierte Emojis. Telegram hatte Emojis an den Start bringen wollen, die sich am Design der offiziellen Emoji-Sets orientieren, dabei aber von höherer grafischer Auflösung sind und vor allem mit Animationen arbeiten. Telemojis sollten sie heißen.
Als Telemoji würde das Zwinkersmiley etwa tatsächlich zwinkern und das Rofl-Emoji rollte sich tatsächlich lachend über den Boden. Was Apple dazu bewogen hat, diese Funktion als Verletzung der App-Store-Richtlinien zu blockieren, bleibt vorerst unklar.
Durov gibt sich nicht völlig unzufrieden. Immerhin könne sein Unternehmen nun noch eine Weile an der Verbesserung der Telemojis arbeiten. Telegram – wie auch andere Messenger-Dienste – hat ohnehin mehrere Sets von Bildsymbolen im Angebot, die Nutzende zur Illustration ihrer Nachrichten oder als Ausdruck von Stimmungen verwenden können.