
Apple plant diverse Funkchips in seinen Geräten durch eigene Komponenten zu ersetzen. Neben der Entwicklung eines 5G-Modems, das über kurz oder lang Qualcomm als Hauptlieferanten ersetzen soll, plant der Konzern mit Broadcom ab 2025 auch einen seiner größten Lieferanten auszubooten.
Apples eigenes 5G-Modem ist wohl nur der Anfang
Wie der gut vernetzte Bloomberg-Reporter Mark Gurman erfahren haben will, sei die Umstellung von Qualcomms 5G-Modem auf die eigene Lösung nur der Anfang. Der erste eigene 5G-Chip soll bis Ende 2024 oder Anfang 2025 fertiggestellt sein. Bislang wurde erwartet, dass Apple die Qualcomm-Komponente bereits in diesem Jahr ersetzen würde; wegen Problemen bei der Entwicklung habe der Konzern den Zeitplan nach hinten verschieben müssen, so die Bloomberg Quelle.
Eines der ersten iPhones mit dem eigenen 5G-Modem sollte Berichten zufolge das Budget-Modell iPhone SE 4 sein, das 2024 erwartet wurde. Dieses habe Apple dem Analysten Ming-Chi Kuo zufolge jedoch auf Eis gelegt, da die Leistung des Modems nicht den Erwartungen entsprach. So könnte der Marktstart des Apple-Modems erst 2025 erfolgen.
Auch Qualcomm geht davon aus, dass Apple sein eigenes Modem erst in zwei Jahren fertig haben wird. Auf Nachfrage von The Verge verwies Qualcomm-Sprecherin Clare Conley auf die Aussagen des Unternehmens zum vierten Quartal 2022: „Bei den Umsätzen mit Apple-Produkten erwarten wir jetzt, dass wir den größten Teil der 5G-Modems für die iPhone-Einführung im Jahr 2023 haben werden, während wir zuvor von 20 Prozent ausgingen. […] Wir gehen von einem minimalen Beitrag von Apple-Produktumsätzen im Geschäftsjahr 2025 aus.“
Broadcom hat sich zu Apples Plänen nicht geäußert, allerdings dürfte dem Unternehmen die Umstellung auf Apples eigene Bluetooth- und WLAN-Chips finanzielle Bauchschmerzen bereiten. Denn Apple ist der größte Kunde von Broadcom und machte allein im letzten Geschäftsjahr beim Umsatz etwa 20 Prozent oder sieben Milliarden US-Dollar des Chipherstellers aus. Bei Qualcomm betrug der Apple-Anteil des Jahresumsatzes satte 22 Prozent oder zehn Milliarden Dollar.
Bluetooth, 5G und WLAN sollen aufs SoC
Bloombergs Quellen gehen davon aus, dass Broadcom ein Großteil der Einnahmen von Apple ab 2025 wegfallen werden, da der iPhone-Bauer ab diesem Jahr seinen eigenen Bluetooth-WLAN-Chip einsetzen werde. Laut Gurmans Insider ist Apple damit noch nicht fertig, denn der Konzern arbeitet an einer Nachfolgeversion, die Mobilfunkmodem-, Wi-Fi- und Bluetooth-Funktionen in einer einzigen Komponente vereinen und auf dem System-on-a-Chip (SoC) landen soll.
Apples Bemühungen, eigene Wi-Fi- und Bluetooth-Chips zu entwickeln, seien neuer als die 5G-Modem-Pläne, so Bloomberg. Erste Berichte dazu tauchten Ende 2021 auf. Erste Erfahrungen mit Chips für die drahtlose Kommunikation hat Apple schon mit den Prozessoren der H‑Serie in den Airpods und dem W3-Chip in den Apple Watches gesammelt.
Mit diesen Entwicklungen macht Apple sich weiter unabhängig von Zulieferern, was sich unter anderem langfristig positiv auf die Umsätze Apples auswirken dürfte. Auch eine noch engere Verzahnung von Hard- und Software könnte mit der Entwicklung der eigenen Chips einhergehen. Nicht zu verachten: Die Entwicklung eines Kombichips für 5G, WLAN und Bluetooth dürfte nicht nur Platz auf der Hauptplatine sparen, sondern auch weniger Energie verbrauchen. Denkbar wäre zudem, dass Apples Macbooks irgendwann über eine Mobilfunkverbindung ohne ein iPhone als Hotspot ins Internet können.