Bluetooth, WLAN, Mobilfunk: Apple will weitere Wireless-Chips selbst entwickeln
Wie das Nachrichtenportal Bloomberg berichtet, soll im kalifornischen Irvine, südlich von Los Angeles, ein neuer Apple-Standort entstehen, der sich unweit von Apples aktuellen Halbleiter-Zulieferern Skyworks und Broadcom befindet. Hier sollen neue Komponenten entstehen, die jene der Partner ersetzen könnten – zumindest deuten Stellenausschreibungen darauf hin, dass Apple Mitarbeiter sucht, die Erfahrung mit Modem- und anderen Halbleitern für Funkchips besitzen.
Apples neuer Standort zur Entwicklung von WLAN- und Bluetooth-Komponenten
Bloombergs Mark Gurman zufolge, der für seinen guten Draht zu Apple bekannt ist, sei die Eröffnung des neuen Standorts in Südkalifornien Teil einer umfassenderen Strategie zum Ausbau von Satellitenbüros. Damit wolle Apple Entwicklungszentren ansteuern und Mitarbeiter anziehen, die womöglich nicht an Apples Hauptsitz im Silicon Valley arbeiten möchten.
Dieser Ansatz ist nicht vollkommen neu und habe Apple bereits dabei geholfen, sein Ziel, mehr eigene Komponenten herzustellen, zu erreichen, so Gurman. Durch die Ansiedlung in der Nähe von Zulieferern könne Apple zum einen Synergieeffekte nutzen, zum anderen aber auch Talente von der Konkurrenz abwerben, um irgendwann auf selbst entwickelte Chips setzen zu können.
Eines der bekannteren Beispiele: 2018 begann Apple, Ingenieure in San Diego, Qualcomms Hauptsitz, einzustellen. Zwei Jahre später teilte Apples Chip-Chef, Johny Srouji, seinen Mitarbeitern mit, dass das Unternehmen sein eigenes Mobilfunkmodem entwickelt, um das Produkt von Qualcomm zu ersetzen. Hierfür hatte der Konzern auch Intels-Modemsparte für eine Milliarde US-Dollar übernommen. 2023 könnte schließlich das erste iPhone mit eigenem 5G-Modem auf den Markt kommen, heißt es.
Apple will mehr Unabhängigkeit von Zulieferern
Die Abhängigkeit eines Zulieferers von Apple, vor allem wenn die Komponenten für iPhones bestimmt sind, kann sich massiv auf den Umsatz auswirken. So mache Bloombergs Zahlen zufolge allein Apple 20 Prozent des Umsatzes von Broadcom aus, bei Skyworks seien es sogar 60 Prozent. Im Umkehrschluss kann die Entwicklung eigener Komponenten größere Umsatzgewinne bedeuten. Denn der Hersteller kann so Kosten für Bauteile von Drittanbietern wie Qualcomm und anderen reduzieren.
Durch die starken wirtschaftlichen Abhängigkeiten der Zulieferer von Apple wirken sich Meldungen wie die von Bloomberg direkt auf den Aktienmarkt aus: So fiel der Aktienkurs von Skyworks um elf Prozent, der von Broadcom und Qualcomm um jeweils vier Prozent.
Für Apple dürfte die Entwicklung weiterer eigener Komponenten mehr Kontrolle der Lieferketten sowie eine noch engere Verzahnung von Hard- und Software bedeuten. Die prominentesten Apple-eigenen Komponenten dürften die Chips der A- und neuen M-Serie sein, die iPhones, iPads, Watches und Macs antreiben. Allerdings entwickelt der Konzern mit der T-Serie auch eigene Sicherheits-Chips, die Chips der W-Serie dienen zur Bluetooth-Steuerung in Airpods und der Apple Watch. Der U1-Chip in iPhones ist für Ultra-Breitband-Verbindungen verantwortlich und hilft unter anderem bei der Lokalisierung verlorener Gegenstände.
Ein weiterer, nicht unwichtiger Faktor der Entwicklung weiterer eigener Komponenten: Apple könnte auf diesem Weg für eine bessere Versorgung mit Komponenten sorgen. Der iPhone-Bauer bekommt, wie die gesamte Techwelt, aktuell die Auswirkungen der anhaltenden globalen Chipknappheit zu spüren. Lieferengpässe bei Zulieferern wie Broadcom zwangen Apple im Oktober etwa dazu, seine Produktionsziele zu kürzen.