Am 12. September auf den Tag genau vor elf Jahren führte Apple mit dem iPhone 5 den Lightning-Anschluss ein. Damals ersetzte der Hersteller damit den massiven 30-Pin-Dock-Connector, der bis dahin seit 2003 in iPhones und iPods verbaut wurde. Mit dem iPhone 15 beendet der Hersteller nun die Lightning-Ära ein für alle Mal und macht den Weg frei für USB‑C.
Das erfolgt nicht ganz freiwillig, da die EU alle Hersteller dazu zwingt, diesen Anschluss in Smartphones und weiteren Geräten zu nutzen. Apple ist kein Fan dieser Zwangsmaßnahme, beugt sich aber der Auflage, die effektiv Ende 2024 in Kraft treten wird. Letztlich hat der Lightning-Anschluss die besten Zeiten lange hinter sich.
Apples Lightning war besser als Micro-USB
Der Lightning-Port war für damalige Verhältnisse eine hochinnovative Lösung, denn er war nicht nur viel kleiner als der Vorgänger, sondern verdrehsicher wie der USB‑C-Anschluss. Der Micro-USB-Port, der damals von vielen Herstellern verwendet und von der EU zum Standard gemacht werden sollte, war im Vergleich fummelig und recht fragil.
Dass Apple sich gegen die EU und einen einheitlichen Anschluss sträubte – und das einem Bericht von 2019 zufolge schon zehn Jahre lang –, war vermutlich keine schlechte Entscheidung, da Micro-USB letztlich 2014 mit dem USB‑C-Anschluss einen besseren Ersatz erhielt.
Apple war eines der ersten Unternehmen, die auf USB‑C setzten
Das sah Apple allem Anschein nach auch so, denn schon 2015 verbaute der Hersteller im Zwölf-Zoll-Macbook diesen Port; im Macbook Pro von 2016 ersetzte Apple, abgesehen vom Audioport, sämtliche Anschlüsse wie HDMI und USB Typ A durch USB-C. Sicher: Mit dem Macbook Pro von 2021 feierten HDMI, SD-Slot und Magsafe ihr Comeback – USB‑C blieb aber.
Sukzessive strich Apple auch bei seinen iPads – angefangen mit den Pro-Modellen – den Lightning-Port, um ihn gegen USB‑C zu ersetzen. Denn im Grunde waren die technischen Spezifikationen von Lightning schon vor Jahren überholt.
Apples Lightning bis heute auf USB 2.0
Zum langsamen Laden genügt der Anschluss sicherlich, da er iPhones mit bis zu 30 Watt aufladen kann. Doch bei der kabelgebundenen Datenübertragung ist der Anschluss ein Flaschenhals, was damit zu tun hat, dass sich an den Lightning-Spezifikationen seit der Einführung 2012 nichts getan hat. Während aktuelle USB‑C-Standards Daten mit bis zu 80 Gigabit pro Sekunde zwischen Geräten hin- und herschaufeln können, ist für Lightning-Ports schon bei 480 Megabit pro Sekunde Schluss, da sie auf dem USB-2.0-Standard basieren.
Wenn ihr etwa ein 4K-Video vom iPhone auf euren Mac per Kabel schieben wollt, müsst ihr euch zurzeit noch viel Zeit nehmen. Mit USB‑C-Anschluss, sofern er USB 4 unterstützt, ist das im Nu transferiert. Im Grunde hat der betagte iPhone-Anschluss also einen kabelgebundenen Komfortgewinn beim Datentransfer ausgebremst. In der Regel betrifft dies zwar nur wenige Nutzer:innen, die hochauflösende Videos aufnehmen und auf ihren Macs bearbeiten wollen, aber gerade solche Heavy User:innen sollte Apple abholen.
„Made for iPhone“ made Apple do it
Dass Apple überhaupt so lange beim eigentlich überholten Lightning-Port geblieben ist, dürfte mit dem lukrativen Made-for-iPhone-Lizenzprogramm (MFI) zusammenhängen. Denn durch den proprietären Anschluss kann Apple bestimmen, wer Zubehör fertigt, und entsprechende Lizenzgebühren erheben.
Das Geschäft ist lukrativ und könnte – so munkelt man – auch mit USB‑C fortgeführt werden. So könnte Apple bestimmte Funktionen wie eine schnelle Datenübertragung nur mit zertifizierten Kabeln erlauben. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht, da die EU entsprechende Vorgaben gemacht hat. „Geräte, die die Anforderungen an das einheitliche Ladegerät nicht erfüllen, werden auf dem EU-Markt nicht zugelassen“, betonte EU-Industriekommissar Thierry Breton.
USB‑C ist nicht perfekt
Während die EU zusieht, dass Apples USB‑C-Kabel ohne Lizenz und Zusatzchips in vollem Umfang funktionieren sollen, ist USB‑C letztlich nur der Steckanschluss, hinter dem eine Vielzahl verschiedener Datenübertragungs- und Ladegeschwindigkeiten stehen. So sind seit der Einführung von USB‑C bis heute sechs verschiedene Standards angekündigt worden, die von USB 2.0 bis zum neuesten USB 4 Version 2.0 allesamt noch im Umlauf sind oder bald Einzug halten.
Trotz der verschiedenen Standards, die sich hinter USB‑C verbergen, lassen sich Smartphones und andere Geräte über das gleiche Kabel aufladen, und es lassen sich darüber auch meist Daten austauschen, jedoch nur mit der maximal unterstützten Leistung. Zudem können Besitzer:innen eines der neuen iPhone-Modelle auch eine:n Android-Besitzer:in um ein Ladekabel bitten. Auch nicht zu verachten: Es ist endlich möglich, iPhones, iPads und Macbooks mit demselben Kabel zu laden.
Diese iPhone-Funktionen kennst du vermutlich noch nicht
USB‑C könnte der letzte Steckanschluss fürs iPhone sein
Auch wenn Apple schließlich all seine Geräte – abgesehen von wenig Zubehör – mit USB‑C versehen hat, ist es durchaus möglich, dass dieser Anschluss nicht so lange im iPhone verweilt wie einst der Lightning-Port. Denn der Hersteller verfolgt seit Jahren das Ziel, sämtliche Steckanschlüsse loszuwerden.
So besagen Berichte, dass schon das iPhone X frei von Anschlüssen sein sollte. Jedoch waren die entsprechenden kabellosen Technologien noch nicht weit genug fortgeschritten, heißt es.
Schnelles kabelloses Laden ist zwar schon möglich, wie Oppo oder Xiaomi mit ihren proprietären Technologien unter Beweis stellen. Apple ist aber nicht ganz so weit. Eines der Puzzlestücke für kabelloses Laden bei Apple sollte das 2017 eingestampfte Ladedock Airpower werden.
Hinsichtlich der Datenübertragung haben wir bald Wi-Fi 7 als neuen Standard, der Datenraten von bis zu 30 Gigabit pro Sekunde unterstützen soll. Kabel werden damit überflüssig.
Einige Jahre dürften bis zu Apples „Traum“-iPhone ohne jeden physischen Anschluss noch ins Land gehen. Bis dahin können wir uns über den allgegenwärtigen USB‑C-Port freuen.
Einer der seltenen Fälle, in denen die EU etwas uneingeschränkt Sinnvolles gemacht hat und Schande über Apple, dass sie das solange herausgezögert haben. Macs hatten diese Anschlüsse schon lange.