Blauer Himmel statt blauer Vogel: Kann Bluesky wirklich das nächste Twitter werden?
Schon vor der Umbenennung in X und der Abschaffung des ikonischen Vogel-Logos haben die Entscheidungen von Elon Musk viele Nutzer:innen dazu gebracht, eine Alternative zu Twitter zu suchen. Davon profitiert auch Jack Dorseys Bluesky-Netzwerk. Einen plötzlichen Massenansturm wie nach der Veröffentlichung von Metas Twitter-Alternative Threads gab es zwar nicht, das liegt aber vor allem daran, dass die Anmeldung bei Bluesky nach wie vor nur mit Einladungscode funktioniert.
Wer einen solchen Einladungscode ergattern kann, der muss sich zunächst nicht großartig umgewöhnen. Das User-Interface weicht nicht grundlegend von dem von Twitter gewohnten Interface ab. Zwar fehlen noch ein paar Basisfunktionen, wie Hashtags zur einfachen Verschlagwortung von Beiträgen, dafür bietet Bluesky aber auch ein paar interessante eigene Ideen.
Wann immer soziale Netzwerke in der Vergangenheit die Anordnung der Beiträge im Nachrichten-Feed verändert haben, sorgte das unter Nutzer:innen für Unmut. Bluesky wird sich mit diesem Problem hingegen nie herumschlagen müssen, denn die Plattform hat eine überaus elegante Lösung dafür gefunden.
Bluesky ermöglicht die Erstellung von Feeds auf Basis eigener Algorithmen. Das setzt zwar ein gewisses Maß an Programmierkenntnissen voraus, aber auch technisch weniger versierte Nutzer:innen profitieren davon. Denn so erstellte Feeds könnt ihr einfach über eine Suchfunktion innerhalb der App aufspüren und abonnieren. Wer will, kann ausgewählte Custom-Feeds auch auf dem Startbildschirm festpinnen und so zur eigenen Standardansicht machen.
Bluesky: Überwiegend sonnige Aussichten – noch
Im direkten Vergleich zu X fällt der angenehmere Umgangston auf. Viele Nutzer:innen vergleichen Bluesky daher mit den frühen Twitter-Tagen. Aber genau wie es auf X heute von Trolls nur so wimmelt, dürfte das mit steigender Anzahl an Nutzer:innen auch bei Bluesky so aussehen.
Sollte Bluesky irgendwann auf den Einladungscode verzichten und tatsächlich einen massenhaften Ansturm an Nutzer:innen erleben, dürfte es mit der Gemütlichkeit vorbei sein. Denn letztlich funktionieren beide Plattformen zu ähnlich, als dass ab einer gewissen Größe ein nennenswert anderes Nutzungsverhalten zu erwarten ist.
Wird Bluesky das nächste Twitter?
Damit Dorseys Bluesky aber Musks Einbuchstabennetzwerk als Empörungsplattform ablösen kann, müssen genug Menschen die App einsetzen. Ob es so kommt, ist jedoch alles andere als sicher.
Twitter war bis zur Übernahme durch Elon Musk im Grunde alternativlos. Wer sich einer großen Öffentlichkeit mitteilen wollte, der hatte damit auf Twitter die besten Chancen. Dabei war es auch egal, ob eine bestimmte Nische die Zielgruppe war, oder die eigenen Ansichten mit Unterstützung der vielen Journalist:innen auf der Plattform weit über die Grenzen von Twitter hinaus verbreitet werden sollten.
Während Letzteres auf X nach wie vor ohne größere Veränderungen funktioniert, haben sich einige technisch versiertere Nischen-Communitys bereits auf Mastodon eingerichtet. Davon wiederum dürfte eher Mark Zuckerbergs Threads profitieren. Denn Threads soll zukünftig den Austausch zwischen der eigenen Plattform und Mastodon erlauben.
Am Ende bleibt es vorerst völlig egal, ob Bluesky eine vernünftige Alternative zu X darstellt. Solange die Anzahl der Wechselwilligen überschaubar bleibt und sich überdies auf Threads, Mastodon und Bluesky verteilen, wird es kein „neues Twitter“ geben. Allerdings ist eine etwas heterogenere Social-Media-Landschaft auch nicht das schlechteste, was dem Netz passieren könnte.