Sind Videospiele zu billig? Capcom-Chef plädiert für weitere Preiserhöhung

Seit den Super-Nintendo-Zeiten hat sich einiges geändert. Die Kosten für Spieleentwicklung sind inzwischen deutlich höher. (Foto: Matthieu Tuffet/Shutterstock)
Der Präsident von Capcom hat laut eines Berichts von Nikkei (übersetzt von Kotaku) auf der Tokyo Game Show erklärt, Spiele seien derzeit zu billig. Eine Preiserhöhung stelle seiner Meinung nach eine „gesunde Option“ für den Markt dar. Die Erfahrung zeige, dass selbst in Krisenzeiten teure Spiele gekauft würden.
Bei den Gamer:innen dürften diese Aussagen auf wenig Begeisterung stoßen.
Tatsächlich haben viele Entwicklerstudios die Spielepreise bereits vor gut einem Jahr angehoben – von rund 60 auf 70 Euro. Schon damals hagelte es Kritik von den Verbraucher:innen, wobei sich der Widerstand laut Take-Two-CEO Strauss Zelnick finanziell nicht bemerkbar machte.
Capcom hingegen hatte seine AAA-Games wie Streetfighter noch zum alten Preis verkauft. Es ist gut möglich, dass das Entwicklerstudio von Dauerbrennern wie der Resident-Evil-Reihe jetzt nachzieht.
Laut Tsujimoto seien die Kosten der Spieleproduktion enorm gestiegen. Sie seien „100-mal höher“ als zu Zeiten der ersten Nintendo-Konsole. Das klingt zunächst immens, tatsächlich dürften aber sehr wenige Kosten in irgendeinem Lebensbereich mit denen vor 40 Jahren zu vergleichen sein. Damals verdiente in den USA zum Beispiel ein CEO ungefähr 50-mal so viel wie ein:e Arbeiter:in, seit dem Jahr 2000 verdienen die Chefs mehr als das 300-Fache.
Tsujimoto sieht den Auswirkungen einer Preiserhöhung gelassen entgegen. Seiner Erfahrung nach kauften Gamer:innen auch während des Börsencrashs 2008 ungehindert weiter teure Spiele. Eine Erhöhung der Gehälter für die Angestellten findet er angebracht und wichtig. Offenbar will er auch das über die höheren Spielepreise finanzieren.
Tatsächlich hat die Spieleindustrie das Problem, dass das Entwickeln moderner Spiele immer aufwendiger und damit kostenintensiver wird. Wer zum Beispiel Top-Titel wie Red Dead Redemption 2 gespielt hat, kann nur erahnen, welche unglaublichen Anstrengungen hinter der Entwicklung eines solch komplexen Games stehen müssen.
Tatsächlich hat sich gerade bei diesem Spiel gezeigt, dass die Problematik der steigenden Kosten oftmals auf dem Rücken der Mitarbeiter:innen ausgetragen wird, die unter krankmachenden Bedingungen arbeiten mussten.
Derzeit setzen viele Spiele – zum Ärger der Gamer:innenschaft – auf Zusatzkosten für Erweiterungen, Mikrotransaktionen, Game-Passes und so weiter, um die hohen Entwicklungskosten aufzufangen. Dass diese Methoden nach einer Preiserhöhung verschwinden werden, ist äußerst unwahrscheinlich.
Trotzdem liegt das Problem auf der Hand: Wenn gute, komplexe Spiele zu teuer in der Herstellung und preislich nicht rentabel sind, hemmt das die gesamte Innovation der Branche. Die Folge ist schlechter, langweiliger Einheitsbrei.
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