Chipkrise in Autobranche: Intel kauft Halbleiterbauer Tower – und zahlt 2 Milliarden Aufpreis

Die weltweite Chipkrise hat derzeit vor allem die Autobranche im Würgegriff. 2021 gab es in der EU weniger Neuzulassungen als im Coronakrisenjahr 2020. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte geriet bei zahlreichen Herstellern die Produktion zeitweise ins Stocken. Eine schnelle Reaktion ist für die Chiphersteller schwierig. Der Aufbau neuer Produktionskapazitäten kann sich über Jahre hinweg erstrecken. Vor diesem Hintergrund ist vielleicht am ehesten zu verstehen, dass Intel für einen israelischen Halbleiterhersteller so tief in die Tasche greift.
Tower: Intel legt viel Geld auf den Tisch
Wie der kalifornische Konzern mitteilte, legt Intel für Tower Semiconductor 53 Dollar pro Aktie auf den Tisch. Der Deal habe damit ein Volumen von rund 5,4 Milliarden Dollar. CNBC zufolge waren die Aktien des an der US-Technologiebörse Nasdaq notierten israelischen Unternehmens am Montagabend, also vor Bekanntwerden der Übernahme, zu einem Kurs von 33 Dollar aus dem Handel gegangen. Tower war zu diesem Zeitpunkt 3,6 Milliarden Dollar wert (Marktkapitalisierung). Am Dienstag startete die Tower-Aktie dann verspätet und mit einem Plus von 40 Prozent in den Handel.
Mit der Akquisition wird Intel seine Präsenz in einem Bereich verstärken, der vom taiwanischen Hersteller TSMC dominiert wird. Tower Semiconductor ist spezialisiert auf analoge Halbleiter, die in Autos oder Medizintechnik zum Einsatz kommen. Das Unternehmen hat zuletzt seine Fabriken in Israel, Texas und Japan ausgebaut, um die Kapazitäten für die Herstellung von 200- und 300-Millimeter-Chips zu erhöhen. Bisher stellt Tower seine Kapazitäten sogenannten Fabless-Unternehmen zur Verfügung, Chipdesignfirmen ohne eigene Fabriken.
Übernahme innerhalb von 12 Monaten durch?
Die Übernahme soll innerhalb der kommenden zwölf Monate in trockenen Tüchern sein, vorausgesetzt, dass die Aufsichtsbehörden und Aktionär:innen zustimmen. In Israel ist Intel schon seit fast 50 Jahren aktiv und gehört zu den größten Exporteuren des Landes. Dem Chipkonzern aus den USA gehören dort fünf Fabriken mit 14.000 Angestellten. Intel zeichnet zudem für die größte Übernahme der israelischen Wirtschaftsgeschichte verantwortlich. Im Jahr 2017 hatte der Chipriese das auf autonomes Fahren spezialisierte Startup Mobileye für 15,3 Milliarden Dollar gekauft.