Bei all dem Hype um Clubhouse bleiben aktuell vor allem Android-User außen vor, auch wenn mittlerweile wohl an einer entsprechenden Variante des Drop-in-Audio-Chats gearbeitet wird. Es gibt aber auch für iOS-Nutzer Gründe, sich nach einer passenden Alternative umzusetzen. Ob es sich dabei nun um Datenschutzbedenken handelt, die Exklusivität von Clubhouse abgelehnt wird oder man einfach auf der Suche nach einer Social-Audio-App mit etwas anderem Fokus ist: Die folgenden Clubhouse-Alternativen sprechen teilweise andere Nutzergruppen an und haben ihre eigenen Stärken und Schwächen.
Wer aber auf der Suche nach einer geeigneten Audio-App ist, um sich mit Freunden oder Gleichgesinnten zu vernetzen und auszutauschen, sollte bei dieser Liste genau aufpassen.
Twitter Spaces
Kaum startete Clubhouse in Deutschland so richtig durch, verkündete Twitter, in seinen eigenen Dienst ähnliche Funktionen einbauen zu wollen: die sogenannten „Spaces“. Zufall? Schwer zu sagen, auf jeden Fall ein weiterer Schritt des Messenger-Dienstes, zusätzliche Sprachfunktionen auf seiner Plattform zu integrieren. Von Erfolg gekrönt waren diese Maßnahmen bisher allerdings nur mäßig, wie sich an der maximal mittelmäßigen Beliebtheit der in 2020 eingeführten Audio Tweets zeigt.
Während an einigen Stellen schon spekuliert wird, ob Spaces das baldige Ende für Clubhouse bedeutet, muss zunächst abgewartet werden, wann die Funktion für weitere User zur Verfügung stehen wird und wie diese darauf reagieren. Inzwischen macht der etablierte Social-Media-Konzern aber mächtig Druck auf Clubhouse. Denn der Clubhouse-Klon erreicht Android noch vor dem Original.
Fokus:
- Twitter-User, die sich auch verbal zu bestimmten Themen austauschen wollen
Verfügbarkeit:
- aktuell noch in der Beta-Phase
- für Betatester auf iOS und Android zugänglich
Stereo
Stereo ist eine Live-Broadcasting-App, die schon vor Clubhouse ähnliche Funktionen anbot. User können die Plattform nach Gesprächen durchforsten, die sie interessieren könnten. Diese werden häufig von Experten oder Prominenten zu bestimmten Themen geführt. Als Nutzer hat man die Wahl, den Gesprächen ähnlich bei wie einem Live-Podcast zu lauschen, über Instant-Sprachnachrichten daran teilzunehmen oder sogar zum Gastredner berufen zu werden. Anders als Clubhouse versteht sich Stereo eigenen Angaben zufolge als ganzheitliche Plattform für die Erstellung von Podcasts. Hier geführte Gespräche finden ihren Weg dementsprechend in vielen Fällen auch zu den einschlägigen Podcast-Anbietern wir Spotify oder iTunes.
Fokus:
- Live-Podcasts, die auch zum Nachhören veröffentlicht werden
- Größere Nähe zu beliebten Personen des öffentlichen Lebens
- Zusammenbringen verschiedener User für Online-Diskussionen
Verfügbarkeit:
- Apps für iOS und Android verfügbar
Cappuccino
„A daily personal audio show featuring your friends“: So beschreibt das Cappuccino-Team seine App auf der eigenen Website. Doch wie genau funktioniert Cappuccino? Die App setzt auf Gruppenchats, wie man sie beispielsweise aus Whatsapp oder den unterschiedlichen Alternativen kennt, allerdings ausschließlich über Audio. Die Beiträge der einzelnen Mitglieder einer Gruppe werden zu einer Audio-Datei zusammengefasst und lassen sich so am Stück abspielen. So können User beispielsweise ohne viel Aufwand ein Status-Update darüber erhalten, was in ihrem Freundeskreis oder ihrem familiären Umfeld aktuell so los ist.
Fokus:
- Nachrichten von Freunden hören und für sie aufnehmen
Verfügbarkeit:
- Apps für iOS und Android verfügbar
Dive
In dieser Liste ist Dive eigentlich ein wenig Fehl am Platz. Denn auch hier kann nur beitreten, wer zuvor von einem anderen registrierten User eine Einladung erhalten hat. Man könnte sagen, die Audio-App Dive will das deutsche Clubhouse sein. Das User-Interface ist dem von Clubhouse tatsächlich sehr ähnlich. Im Gegensatz zum amerikanischen Dienst kokettiert Dive allerdings nicht damit, seine Exklusivität irgendwann auflösen zu wollen. Die App soll eine Plattform sein, auf der sich Gründer austauschen und vernetzen können. Nachdem bei Clubhouse zuletzt immer weitere Fragen rund um das Thema Datenschutz aufkamen, versprach das Team hinter Dive, diesem Thema besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Fokus:
- Austausch zwischen Gründer*innen
- Vernetzung von Berufstätigen aus der Startup-Szene
Verfügbarkeit:
- Apps für iOS und Android verfügbar
- nur für „geladene Gäste“
Discord
Aus der Nische in den Mainstream: Das beschreibt die letzten Jahre bei Discord recht gut. Ein Beleg dafür findet sich auch in den User- und Umsatzzahlen. Innerhalb von fünf Jahren hat es die App auf über 100 Millionen monatliche User gebracht, wobei die Corona-Pandemie scheinbar nochmals für einen zusätzlichen Schub sorgte. Damit ist Discord gewissermaßen der Big-Player in dieser Liste.
Der Vorteil von Discord: Der Dienst ist von den unterschiedlichsten Geräten und Betriebssystemen aus zugänglich und kann sogar ohne Download direkt im Browser gestartet werden. Hier kann man sich mit Freunden zum Chatten (Voice oder Text) verabreden oder sich in Gruppen zu verschiedenen Themen austauschen. User können sich entscheiden, ob sie mit wenigen Klicks einen eigenen Server aufsetzen oder einem bereits existierenden beitreten wollen. Auch Dateien können hin- und hergeschickt werden.
War Discord zunächst vor allem in der Gaming-Szene beliebt, spricht die App inzwischen eine sehr breite und diverse Zielgruppe an. Online-Semester während der Coronakrise brachten auch zahlreiche Studenten auf aller Welt dazu, sich bei Discord zu vernetzen und zu organisieren. Allerdings hatte die Plattform in der Vergangenheit auch immer wieder Probleme mit rechtsextremen User-Gruppen.
Fokus:
- Austausch per Voice-Chat mit Freunden oder Gleichgesinnten
- Gemeinsames Arbeiten, Studieren, Spielen oder Diskutieren
- Gaming
- Weniger Business-lastig als Clubhouse
Verfügbarkeit:
- kostenlos für Mac, Windows, iOS, Android und Linux
- auch ohne Download im Browser nutzbar
Audio-Networks könnten die Zukunft Sozialer Medien sein
Telefonate werden vor allem von jungen Menschen häufig als unangenehm wahrgenommen. Trotzdem ist nicht erst seit der Verbreitung von Whatsapp-Sprachnachrichten klar, dass die verbale Kommunikation dadurch keinesfalls ganz verschwinden wird. Hörbücher und Podcasts erleben ebenfalls einen Boom. Das Bedürfnis nach anderen menschlichen Stimmen, seien es nun die von Freunden und Familienmitgliedern, die der liebsten Podcaster oder die von fremden Menschen in einer lebhaften Online-Diskussion, ist nicht von der Hand zu weisen.
Nachdem wir unsere Handys in den letzten Jahren immer weniger dazu benutzt haben, mit anderen Menschen zu sprechen, könnte sich der Kreis dank neuer Audio-Chats und Voice-Apps nun wieder komplett schließen, wie es die MIT Technology Review formuliert. Wachsende Nutzerzahlen bei den unterschiedlichsten Apps scheinen diesen Trend zu bestätigen – zumindest für den Moment. Den hier gelisteten Apps könnte also ein großer Teil der Zukunft sozialer Netzwerke gehören.
Und wieder einmal ein Artikel in dem Open Source Alternativen wie JAM gekonnt ignoriert werden. Schlechter Journalismus. Nichts weiter als Klicks abgreiferei und den Datensammlern noch mehr Plattform bieten.