Crash in Sicht? Investor, der Finanzkrise voraussah, hat jetzt alle Aktien verkauft – bis auf eine

Die Aktienmärkte haben in den vergangenen Monaten einen wahren Absturz erlebt – getrieben von Ukrainekrieg, Inflation und steigenden Zinsen. Der Index 100 der Technologiebörse Nasdaq hat zwischen Anfang Januar und Ende Juni 2022 fast 30 Prozent an Wert verloren.
Zuletzt scheinen die Märkte sich aber wieder zu erholen. Seit dem Jahrestief ist etwa die Nasdaq um knapp 24 Prozent gestiegen. Haben die Bullen, also jene Händler:innen, die steigende Kurse befeuern, wieder das Regiment übernommen?
Bullenmarkt-Comeback? Burry sagt: nein
Nein, meint zumindest Michael Burry. Der Starinvestor warnt vor verfrühtem Optimismus. Nur weil es mit der Nasdaq um über 20 Prozent nach oben ging – laut gängiger Meinung ein deutliches Anzeichen für einen Bullenmarkt mit weiter steigenden Kursen – ist die Crash-Gefahr laut Burry noch lange nicht vorbei.
Ganz im Gegenteil: Burry rechnet weiter fest mit einem Einbruch der Börsenkurse und verweist auf die Nasdaq-Entwicklung zwischen den Jahren 2000 und 2002, die Zeit der platzenden Dotcom-Blase. Damals habe die Nasdaq zwischenzeitlich sieben Mal um 20 Prozent zugelegt, bevor sie um 78 Prozent auf ihren Tiefstand fiel.
Ähnliche, sogenannte Bärenmarktrallys habe es auch in der Börsengeschichte des 20. Jahrhunderts mehrfach gegeben, etwa 1930, 1938, 1946 und 1968.
The Big Short: Burry in Finanzkrise erfolgreich
Burry ist mit Wetten auf sinkende Börsenkurse im Vorfeld der geplatzten US-Immobilienblase und der darauffolgenden weltweiten Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 erfolgreich gewesen. Die korrekte Vorhersage des Crashs und der finanzielle Erfolg haben ihm den Beinamen „The Big Short“ eingebracht.
Ist die Partylaune an der Wall Street also bald vorbei? Wenn es nach Burry geht: ja. Der Starinvestor hat mit Ende Juni 2022 alle Aktien verkauft. Nur ein einzelner Posten ist in seinem Depot verblieben. Das geht aus bei der Börsenaufsicht SEC eingereichten Unterlagen von Burrys Hedgefonds Scion Asset Management hervor, wie das Handelsblatt berichtet.
Meta, Alphabet und Warner fliegen
Aus dem Depot flogen laut der SEC-Meldung Aktien der Facebook-Mutter Meta, der Google-Mutter Alphabet sowie des Onlinereiseportals Booking – in diese Firmen hatte Burry erst vor wenigen Monaten knapp 55 Millionen Euro investiert. Auch bei Warner Bros Discovery oder der Opel-Mutter Stellantis ist Burry ausgestiegen.
Derzeit sieht es so aus, als habe Burry zu früh die Reißleine gezogen. Denn die Kurse einiger der Aktien, von denen er sich getrennt hat, sind seit dem 1. Juli 2022 um zehn, andere sogar um 20 Prozent gestiegen.
Allerdings, so das Handelsblatt, tendiere Burry dazu, mit seinen Prognosen immer etwas früh dran zu sein – aber Recht zu behalten. So sei er schon vor Ausbruch des Ukrainekriegs bei Rüstungskonzernen eingestiegen. Ob Burry mit seiner Crash-Ansage Recht behält, bleibt abzuwarten.
Gefängnisbetreiber bleibt im Depot
Die einzige Aktie, die Burry in seinem Portfolio belassen hat, ist übrigens jene des US-Gefängnisbetreibers Geo Group. Dessen Geschäftsmodell gilt als krisensicher, die Bewertung noch vergleichsweise günstig. Nach Bekanntwerden des Engagements Burrys bei der Geo Group sprang deren Kurs um zehn Prozent.