Digital Leadership: Mehr Innovation durch Design Thinking
Innovationen werden in der VUCA-Welt kontinuierlich benötigt, damit Unternehmen neue Produkte und Services entwickeln und Marktanteile ausbauen können. Agile Methoden bieten eine wichtige Basis für kreative Ideenfindungsprozesse. Neben Scrum und Kanban ist Design Thinking eine weitere agile Methode. In den 1970er und 80er Jahren in Palo Alto an der Stanford Universität entwickelt, stand am Anfang eine einfache Erkenntnis: Eine rein auf Technologien ausgerichtete Ausbildung reicht für Studierende nicht aus, um den Marktbedürfnissen und Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.
In vielen deutschen Unternehmen hat gerade in den letzten Jahren Design Thinking Einzug gehalten. Neben Workshops kann Design Thinking auch als wichtiger Impulsgeber für eine innovative Unternehmenskultur dienen. Manager sollten Design Thinking kennen und in ihrem Unternehmen einsetzen können. Einen ersten Einblick ins Thema gibt dieser Beitrag.
Design Thinking ist ein strukturierter Ansatz zur Erarbeitung von Lösungen für komplexe Probleme. Im Zentrum steht dabei die Nutzerperspektive, statt Aspekte wie beispielsweise die technische Machbarkeit. Klassischerweise wird der Ansatz im Workshop-Format praktiziert. Den Ausgangspunkt bilden Experten mit verschiedenen Blickwinkeln auf ein Produkt (Vertrieb, Einkauf, Marketing etc.), die zu einem multidisziplinären Team verschmelzen. Der Rahmen ist geprägt von einer gesunden Fehlerkultur. Die Mitarbeiter sind ausgestattet mit einer Vielzahl bunter Klebezettel.
Design Thinking als klar strukturierter Prozess
Eines der wesentlichen Elemente des Design Thinkings ist der klar strukturierte Prozess, der sich in iterativen Schleifen vollzieht. In einer definierten Abfolge in einem die Kreativität fördernden Umfeld nehmen die Teilnehmer verschiedene Rollen ein. Sie sind Ideen-Lieferant, potentieller Anwender und Kritiker – immer aus der Perspektive des Endkunden. Design Thinking basiert auf der Arbeit von Designern. So werden früh Prototypen entwickelt und Erkenntnisse abgeleitet. Der iterative Prozess des Design Thinkings besteht in der Regel aus sechs Schritten:
1. Verstehen: Im ersten Schritt geht es darum, das Problem zu verstehen und eine geeignete Fragestellung zu formulieren. So werden die Herausforderungen und Ziele des Projekts festgelegt.
2. Beobachten: Danach folgt eine intensive Recherche und Feldbeobachtung. Für das Projekt werden dadurch wichtige Erkenntnisse gewonnen – und die Rahmenbedingungen des Status Quo definiert.
3. Point-of-View: In der nächsten Phase werden die Beobachtungen operationalisiert und auf einen einzelnen, prototypischen Nutzer angewendet. Seine Bedürfnisse werden auf eine klar definierte Brainstorming-Frage heruntergebrochen.
4. Ideenfindung: An dieser Stelle findet sich der Kern von Design Thinking: das Brainstorming. Ziel ist es, unterschiedliche Konzepte zu entwickeln und zu visualisieren.
5. Prototyping: Statt langer Entwicklungszyklen beginnt zeitnah die Fertigung aufwandsarmer Prototypen zum Testen und Veranschaulichen der Ideen. Somit können die Ansätze bereits frühzeitig mit der Zielgruppe entwickelt und an ihr getestet werden.
6. Verfeinerung: Die Prototypen liefern wichtige Einsichten über die Funktionalität und das Kundenverhalten. Diese Erkenntnisse helfen, das Konzept weiter zu verbessern und solange zu verfeinern, bis ein optimales, nutzerorientiertes Produkt entstanden ist. Dieses Vorgehen lässt sich auf alle bisherigen Schritte beziehen.
Neben dem formalen Aufbau des iterativen Prozesses eignen sich die folgenden praktischen Tipps zur Leitung eines Design Thinking Workshops:
- Arbeite visuell.
- Fördere verrückte Ideen und stelle Kritik zurück.
- Baue auf den Ideen anderer auf.
- Bringe Personen aus verschiedenen beruflichen Disziplinen, aber auch mit kulturellen, nationalen, Alters- und Geschlechtsunterschieden zusammen.
- Wechsle die Position und dadurch auch die Sichtweise: Arbeiten im Stehen und Schreiben auf Whiteboards. Auch mobile Raumkonzepte gehören zum Design Thinking.
Fehlerkultur und Neugier-Management anpacken
Um eine innovative Unternehmenskultur zu etablieren, sollten Führungskräfte zwei weitere Schlüsselthemen anpacken: Fehlerkultur und Neugier-Management. Mitarbeiter brauchen ein ganzheitliches Denken und den Freiraum, eigene Ideen einzubringen und weiterzutreiben. Die Freiheit, Fehler zu machen, gehört dazu. Empowerment spielt eine zentrale Rolle dabei, Mitarbeiter zu fördern und aus Fehlern zu lernen. Ein wichtiger Faktor für Neugier-Management ist die Bereitschaft bei Mitarbeitern zu lebenslangem Lernen. Neugierige Mitarbeiter haben die Fähigkeit zu vernetztem Denken, das für Unternehmen heute eine Schlüsselressource darstellt. Schließlich sind die Erfindungen der Zukunft sogenannte Cross-Innovationen. Eine innovative Unternehmenskultur lebt davon, dass Veränderungen als Chance wahrgenommen werden – und vom Manager vorgelebt werden. Damit Unternehmen in Zukunft kontinuierlich Innovationen in der VUCA-Welt schaffen können.
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