Anzeige
Anzeige
Analyse
Artikel merken

Diversität am Arbeitsplatz: Es beginnt im Recruiting

Kaum zu glauben, aber bittere Realität: Auch heute noch werden Bewerber und Bewerberinnen aufgrund von Äußerlichkeiten oder ihres Namens abgelehnt. Leistungsfähigkeit und Kompetenzen allein stehen noch immer nicht ausschließlich im Vordergrund. Das muss in Unternehmen besser werden.

Von Johannes Striegel
4 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige
Gelebte Diversität beginnt im Recruiting (Bild: DC Studio/ Shutterstock)

Einer der viel zitierten Begriffe in diesem Zusammenhang ist Diversity Recruiting. Er beschreibt die Gleichbehandlung aller Kandidaten und Kandidatinnen im Bewerbungsprozess für eine ausgeschriebene Stelle. Allein die Fähigkeiten der Bewerbenden stehen im Vordergrund.

Anzeige
Anzeige

Unternehmen tun sich immer noch schwer, Ungleichheiten im Recruiting zu verhindern. Beim ein oder anderen ist es möglicherweise nicht einmal ein bewusster Mechanismus, sondern unterbewusst verankert, dass die eine Bewerberin dem anderen Bewerber vorgezogen wird. Doch wie können Personalverantwortliche verhindern, dass das passiert?

Zeitsprung ins Jahr 2006

Das Sommermärchen lässt Fußball-Deutschland 2006 aufleben. Unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ entpuppt sich die Fußball-Weltmeisterschaft als voller Erfolg. Nationen aus der ganzen Welt pilgern nach Deutschland, feuern ihre Landsmänner an und feiern gemeinsam eine ausgelassene Sommer-Fußball-Party.

Anzeige
Anzeige

Im selben Jahr erscheint – passend zur gezeigten Offenheit während der Weltmeisterschaft – das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Mit dem heutigen Wissen und den heutigen Werten im Hinterkopf ist es verblüffend, dass erst 2006 ein solches Gesetz verabschiedet wurde.

Doch besser spät als nie: Das AGG regelt per Gesetz, dass kein einzelner Bewerber und keine einzelne Bewerberin aufgrund von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Alter, sexueller Orientierung oder Behinderung benachteiligt werden darf. Dass ein solches Gesetz vonnöten ist, zeigen bereits die akuten Herausforderungen zu dieser Zeit – es ist an der Tagesordnung, dass Bewerbende aus dem Ausland oder anderer Religion bewusst übergangen werden.

Anzeige
Anzeige

Über 15 Jahre später ist das Thema präsenter denn je. Vieles hat sich seitdem verbessert, Arbeitswelt und Recruiting ohne Diskriminierung ist jedoch noch immer eine Wunschvorstellung und längst nicht Realität.

Wie steht es um Diversität am Arbeitsplatz?

Diversität am Arbeitsplatz: offen für Neues, andere Kulturen, Menschen mit anderen Lebensentwürfen. Das ist die Wunschvorstellung und auch die gebaute Realität, in der sich viele Unternehmen als Arbeitgebende in ihrer Außendarstellung sehen. Doch die eigentliche Realität sieht anders aus, das zeigt der „Diversity Report“ von StepStone, einer der führenden Jobplattformen in Deutschland.

Anzeige
Anzeige

Einer der klarsten Beweise: 82,6 Prozent der befragten deutschen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen geben an, dass das Thema Diversity auf dem Papier bei ihren Unternehmen zwar präsent ist, im Alltag aber nicht gelebt wird. Knapp 45 Prozent geben an, dass die Themen Vielfalt, Inklusion und Gleichberechtigung gar nicht präsent sind. Im Vergleich mit Großbritannien und Frankreich, den zwei anderen führenden Volkswirtschaften Europas, hinkt Deutschland beim Thema Diversity damit deutlich hinterher.

Das zieht sich durch alle Unternehmensbereiche und Facetten. Ob es beim Recruiting ist, die Benachteiligung von Frauen bei der Berücksichtigung wichtiger Positionen oder der Umgang miteinander im Alltag. Damit ein harmonisches und die Vielfalt förderndes Umfeld geschaffen werden kann, müssen alle Personen im Unternehmen diese Werte vorleben. Und es sollte eine diverse Belegschaft existieren – womit sich der eingangs eröffnete Kreis zum Diversity Recruiting schließt.

So gelingt Diversity Recruiting

Dass Diversity – wie von manchen propagiert – lediglich ein Trend und nicht relevant für ein Unternehmen sei, lässt sich leicht widerlegen. Aus Sicht der Unternehmer und Unternehmerinnen wäre es grob fahrlässig, sich diesem Thema nicht zu widmen. Eine weitere Studie zeigt, dass rund ein Drittel der befragten Arbeitssuchenden nicht bei einem Betrieb arbeiten wollen würden, der nicht divers ist. Je jünger die Befragten, vor allem die Generation Z, desto stärker ausgeprägt das Ergebnis.

Anzeige
Anzeige

Auf mindestens ein Drittel potenzieller Bewerber und Bewerberinnen verzichten? In Zeiten von Fachkräftemangel, sowieso hoher Einstellungskosten und einer klaffenden Lücke an Auszubildenden? Das kann nicht im Interesse der Unternehmen sein. Doch wie kann sichergestellt werden, dass divers rekrutiert wird?

Um einen der maßgeblichen Störfaktoren zu beseitigen, hilft eine Anonymisierung der Bewerberdaten. Anstatt klassisch mit Bild und Namen auf dem Tisch von Entscheidern und Entscheiderinnen zu landen, sollten diese Angaben im Vorfeld geschwärzt werden. So wird einer ersten – ob bewussten, oder unbewussten, sei dahingestellt – Entscheidung für oder wider eines Bewerbers oder einer Bewerberin vorgebeugt.

Passend dazu hilft HR-Software im Recruiting dank definierter Metriken und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz, Bewerberdaten zu selektieren – unabhängig äußerer Merkmale oder der Herkunft. Es zählen einzig und allein Talente, Fähigkeiten und Kompetenzen.

Anzeige
Anzeige

Zudem sollte bereits in Stellenanzeigen ersichtlich sein, dass niemand bevorzugt oder benachteiligt wird. Das regelt nicht nur das AGG, sondern sollte mittlerweile auch bei den letzten Verfechtern veralteter Stellenausschreibungen angekommen sein.

Dabei geht es nicht allein um eine genderneutrale Sprache. Wer beispielsweise bewusst auch Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen oder Frauen respektive Männer für eine Stelle sucht, kann das kundtun. Wichtig ist nur, dass das AGG eingehalten wird.

Diversität muss gelebt werden und lässt sich nicht am Reißbrett planen

Die genannten Maßnahmen sind solche, die einfach und ohne langwierige Vorbereitung oder Überlegungszeit durchgeführt werden können. Damit Diversity Recruiting und die Förderung der Vielfalt im Unternehmen allgemein funktioniert, ist jedoch mehr gefragt. Am Reißbrett lässt sich so etwas nur bedingt planen.

Anzeige
Anzeige

Vielfalt und eine moderne Unternehmenskultur sind Dinge, die in den Werten eines Unternehmens verankert sein müssen. Diese bilden sich aus einer klaren Identität, die von Entscheidern und Entscheiderinnen vorgelebt und von der Belegschaft adaptiert wird. Wer als Führungskraft im Team dauerhaft Witze auf Kosten von Minderheiten macht, nach außen jedoch Toleranz vermittelt und inklusive Stellenanzeigen schreibt – geschenkt. Das führt auf lange Sicht eher zum Gegenteil, da solche Verhaltensmuster früher oder später nach außen dringen.

Inklusion, Gleichbehandlung, Vielfalt, Diversity. Egal, unter welcher Bezeichnung respektive Ausprägung: Es sollte heute selbstverständlich sein, dass niemand aufgrund seiner Herkunft, Äußerlichkeit, Religion, Alter, Sexualität, Behinderung oder Kultur diskriminiert wird. Und trotzdem ist es noch ein weiter Weg – was Diversity Recruiting umso wichtiger macht.

Unverschämte Stellenanzeigen: Reddit-Nutzer sammeln Mega-Fails Quelle: camilo Concha / shutterstock.com
Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Ein Kommentar
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Julia Nikolaeva

Und selbstverständlich sollte auch niemand wegen seiner politischen Einstellung diskriminiert werden. Eine absolute Unart, jemanden zu diskriminieren, nur weil er sich für die Grünen, die Linken oder die AfD engagiert.

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige