Das Bundesministerium für Gesundheit verschiebt die Einführung des elektronisch erstellten Rezeptes (E-Rezept) auf unbestimmte Zeit. Das teilte die zuständige Staatssekretärin Sabine Dittmar dem Petitionsausschuss des Bundestags mit. Die Testphase laufe weiter, doch die vereinbarten Qualitätskriterien seien noch nicht erreicht. Vertreter der kassenärztlichen Vereinigung (KBV) kritisierten, man habe das E-Rezept „im Schweinsgalopp und mit der Brechstange“ einführen wollen. Es fehle am Anschluss an die Telematik-Infrastruktur der beteiligten Stellen. Der Misserfolg fuße auf der mangelnden Einbeziehung der Praxen, so die Ärzte-Organisation.
7 Geräte und eine schnelle Internetverbindung
Es hatte sich bereits angekündigt, dass die Infrastruktur für das E-Rezept noch nicht flächendeckend zur Verfügung steht. So verschob das Bundesgesundheitsministerium bereits Ende Dezember die Pflicht auf einen nicht näher genannten Zeitpunkt. Zuvor hatte man bereits eingeschränkt, dass sie nur für diejenigen Praxen gelte, die dazu technisch in der Lage seien. Die kassenärztliche Vereinigung kritisierte nun, dass es pro Praxis sieben technische Geräte zur Realisierung brauche – inklusive einer schnellen und stabilen Internetverbindung. Die Technik müsse zudem mit den Systemen der Krankenkassen, Apotheken und Arbeitgebern funktionierten. Angemahnt wurde auch der Umgang mit den neuen Systemen: So habe es keine Schulung, sondern nur ein digitales Handbuch gegeben, „durch das wir uns dann durcharbeiten müssen.“ Dittmar nahm die Anregung auf und versprach, zu prüfen, wie die Ärzteschaft besser eingebunden werden könne.
Ebenfalls von Verzögerungen betroffen war der Start der endgültigen Testphase. Ursprünglich für Oktober geplant, begann sie am 1. Dezember – also einen Monat vor der angekündigten Pflicht. Das Testprojekt lief zunächst nur in einigen Praxen in Berlin und Brandenburg. Der erste Probelauf zwischen Juli und November hatte bereits für Kritik gesorgt: Es seien nur 42 E-Rezepte ausgestellt worden – viel zu wenig, um ausreichende Daten zu sammeln. Die Zielgröße lag bei 1.000 Rezepten. In deutschen Arztpraxen werden laut KBV täglich rund zwei Millionen Rezepte ausgestellt. Nun soll die bundesweite Testphase gemäß Dittmars Aussage weiterlaufen. Eine Petition der Ärzteschaft aus dem Oktober hatte einen zwölfmonatigen Probebetrieb gefordert.