ED 1000: 18 Elektroautos, 1.000 Kilometer, 1 Tag

Schon seit vielen Jahren ist es problemlos möglich, auch längere Strecken von weit über 700 Kilometern mit dem Elektroauto zurückzulegen – und dennoch hält sich das Gerücht, dass die Elektromobilität nicht für die Langstrecke geeignet sei, hartnäckig. Da sachliche Argumente in den entsprechenden Diskussionen – online wie offline – meist nicht weiterhelfen, sind Taten gefragt.
Aus diesem Grund wurde mit der Electric Drive 1000 (ED 1000) ein Elektromobilitäts-Marathon ins Leben gerufen, der die Langstreckentauglichkeit ganz unterschiedlicher vollelektrischer Modelle unter Beweis stellt. Am 12. Juni war es wieder so weit: Von Düsseldorf aus ging es auf einem Rundkurs durch Belgien und die Niederlande zurück zum Ausgangspunkt. Wie bereits im vergangenen Jahr standen die Reichweite und der Verbrauch im Fokus.
Die ED 1000 ist bewusst nicht als Rennen konzipiert, da dies aufgrund der Heterogenität der teilnehmenden Fahrzeuge nur wenig Sinn machen würde: Vom Fiat 500e, über Hyundai Ioniq 5 (Test) und Renault Megane e-Tech bis hin zum Porsche Taycan GTS waren Modelle aus allen Kategorien und Preisklassen vertreten.
Unser Autor Frank Feil war gemeinsam mit Mobilitätsexperte Sascha Pallenberg im Volvo C40 (Test) am Start. Es folgt ein Erfahrungsbericht.
1.000 Kilometer sind für moderne Elektroautos keine Herausforderung mehr
Am Morgen des 12. Juni beginnt für uns die ED 1000 pünktlich um 6:45 Uhr im Herzen Düsseldorfs. Die Sonne scheint, die Straßen sind leer – und die Batterie unseres Volvo C40 ist voll. Der erste Fotostopp führt uns zur Q8 Charging Station in Le Rœulx (Belgien). Für die knapp 250 Kilometer brauchen wir ziemlich genau 2,5 Stunden, was nicht zuletzt an dem in Belgien geltenden Tempolimit von 120 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen liegt. Während wir uns einen Kaffee und einen Snack holen, lädt der Volvo am Ionity-Schnelllader mit 150 Kilowatt, sodass wir die Fahrt nach knapp 15 Minuten fortsetzen können.
Aufgrund der Ladekurve des Volvos entscheiden wir uns dafür, die Batterie jeweils bis 65 Prozent SoC (State-of-Charge) zu laden und teilen die Route in insgesamt sechs Blöcke mit jeweils 1,5 bis 2 Stunden ein. Anders ausgedrückt: Wie absolvieren die ED 1000 mit insgesamt fünf Ladestopps à 15 bis 20 Minuten. Bei einer Gesamtfahrzeit von über zehn Stunden sind diese Pausen eine willkommene Abwechslung, um sich die Beine zu vertreten.

Am Seed&Greet-Ladepark Hilden wurden die teilnehmenden Fahrzeuge für die ED 1000 vorbereitet. (Foto: Frank Feil)
Wie sich schnell herausstellt, kommen wir an den meisten Ladesäulen mit einem deutlich höheren Akkustand an, als erwartet. Gerade in den Niederlanden, wo die Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn bei gerade einmal 100 Kilometer pro Stunde liegt, erhöht sich die Reichweite spürbar. Und auch ansonsten macht die Elektromobilität in diesen Ländern ein kleines bisschen mehr Spaß als in Deutschland. Das liegt nicht nur an den deutlich gepflegteren Rastplätzen, sondern vor allem auch an den modernen Schnellladeparks, die größtenteils überdacht sind – zum Teil sogar mit Photovoltaikanlagen. Die hierzulande häufig anzutreffenden Schnelllader in der hintersten Ecke von Rastplätzen neben den Altglascontainern, sucht man in Belgien und den Niederlanden vergebens.
Die Ziellinie in Düsseldorf überqueren wir nach gut 14 Stunden um 20:38 Uhr. Zieht man die einstündige Mittagspause (ohne Laden) an der Küste Hollands ab, ergibt sich eine Reisezeit von 13 Stunden, die reine Fahrzeit gibt der Bordcomputer mit zehn Stunden und 49 Minuten an. Eigentlich wären wir bereits 50 Minuten früher im Ziel gewesen, aber leider machte uns hier eine defekte Ladesäule in den Niederlanden einen Strich durch die Rechnung, die uns zu einem größeren Umweg zwang.

Der Porsche Taycan legte die 1.000 Kilometer am schnellsten zurück. (Foto: Frank Feil)
ED 1000: Porsche Taycan verteidigt seinen Titel
Auch wenn es bei der ED 1000 in erster Linie um die Reichweite und den Verbrauch geht, so fragt man sich am Ende natürlich doch, wer die 1.000 Kilometer am schnellsten zurückgelegt hat. Die Antwort auf diese Frage war auch in diesem Jahr wieder eindeutig: der Porsche Taycan. Genauer gesagt die GTS Hockenheimring Edition. Mit einer Gesamtfahrzeit von gerade einmal zehn Stunden und 18 Minuten (einschließlich der drei Ladestopps) führte der Porsche das Feld an. Die Kombination aus einer Ladeleistung von 270 Kilowatt und des im Vergleich zur Konkurrenz geringeren Verbrauchs bei höheren Geschwindigkeiten machen den Taycan zum idealen Elektroauto für die Langstrecke.
Dennoch können wir uns nicht beschweren. Zwar waren wir gut zwei Stunden länger unterwegs, aber dafür kostet der C40 auch nur ein Drittel vom Taycan GTS Hockenheimring Edition. Und auch alle anderen Fahrzeuge haben die 1.000 Kilometer am Ende des Tages mühelos bewältigt.
Alles in allem hat die ED 1000 ein weiteres Mal gezeigt, dass moderne Elektroautos ihren Pendants mit Verbrennungsmotor in nichts mehr nachstehen – und mit Blick auf die Umweltbilanz sowie die Kosten pro 100 Kilometer sogar deutliche Vorteile bieten. Auch die Ladeinfrastruktur wird von Jahr zu Jahr besser: Obwohl wir in insgesamt drei Ländern unterwegs waren, haben wir nur eine Ladekarte gebraucht und hatten nie Probleme damit, Schnellladeparks entlang der Autobahnen zu finden.
Noch ist nicht alles in puncto Elektromobilität perfekt und dass eine der von uns angefahrenen Ladesäulen defekt war, ist ärgerlich – aber wir sind auf einem guten Weg, das Zeitalter der fossilen Kraftstoffe hinter uns zu lassen.