15 Millionen Elektroautos will die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag bis zum Jahr 2030 auf deutschen Straßen sehen. Doch von diesem Ziel ist man weit entfernt. Aktuell sind es nur knapp 620.000 reine Stromer und 570.000 Plug-in-Hybride.
Regierung hinkt E-Autozielen weit hinterher
Eigentlich dürfte man also erwarten, dass die Ampelkoalition in diesem Punkt Dampf macht – und etwa die Förderung noch weiter erhöht. Oder sie zumindest in der Höhe lässt und andere, zusätzliche Anreize setzt.
Doch das Gegenteil ist der Fall. In den vergangenen Jahren hatte insbesondere die hohe Förderung – seit Juni 2020 bis zu 9.000 Euro für E-Autos – für einen Absatzboom gesorgt.
Der Anteil von Elektroautos an den Neuzulassungen betrug zuletzt 27 Prozent. Deutschland ist nach China zweitgrößter E-Automarkt.
Bund kürzt Förderung für Elektroautos
Doch das ist wohl Geschichte. Die Bundesregierung plant, die staatlichen Zuschüsse für reine Stromer ab 2023 auf maximal 4.500 Euro zu senken. 2024 sollen es dann nur noch bis zu 3.000 Euro sein. Plug-in-Hybride werden dann gar nicht mehr gefördert.
Das Center Automotive Research (CAR) rechnet in einer neuen Studie, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, für die kommenden Monate mit einem Absturz des Marktanteils auf zwölf Prozent.
Studie: Absatz von E-Autos bricht ein
Der Absatz könnte von 720.000 reinen Stromern plus Plug-in-Hybriden in den Jahren 2023 und 2024 auf 484.000 beziehungsweise 363.000 einbrechen. „In Deutschland kündigt sich für das Elektroauto eine Dürrezeit an“, kommentiert CAR-Direktor Dudenhöffer die Prognosen.
Als Grund für den drastischen Einbruch bei den Auslieferungen gelten die reduzierten Zuschüsse der Bundesregierung. In der Branche ist man der Überzeugung, dass der E-Autoboom eng mit dem hohen Umweltbonus verknüpft ist.
Plug-in-Hybride ohne Förderung vor dem Aus
Den ab nächstem Jahr gar nicht mehr geförderten Plug-in-Hybriden dürften sogar noch höhere Rückgänge bevorstehen. Laut CAR-Institut sind für 2023 nur noch 94.000 Neuwagenverkäufe zu erwarten. Ein Minus von 71 Prozent. Für 2024 soll unter dem Strich dann ein weiteres Absatzminus von über einem Drittel stehen.
Aber auch bei den Stromern dürfte sich für viele Menschen der Kauf mit der reduzierten Prämie nicht mehr lohnen – vor allem bei kleineren Modellen. Der Fiat 500 etwa kostet als Benziner rund 17.000 Euro in der günstigsten Version. Für die Einstiegsvariante des Stromers werden dagegen 31.000 Euro fällig.
E-Autos ohne Förderung preislich unattraktiv
Schon mit dem aktuellen Umweltbonus zahlen E-Autokäufer:innen bei diesem Beispiel 5.000 Euro drauf. Mit der gekürzten Förderung wären es 9.500 beziehungsweise 11.000 Euro (ab 2024).
Problematisch ist zudem, dass die gesamte Fördersumme laut Handelsblatt gedeckelt sein wird. Branchenexpert:innen rechnen damit, dass das Budget schon Ende 2023 aufgebraucht sein würde. Dann wäre der Fiat 500 als reiner Stromer 14.000 Euro teurer als sein Benziner-Widerpart.
Fraglich, wie sich dann noch so viele Leute für eine Elektrofahrzeug entscheiden sollen, dass die Bundesregierung ihre selbst gestellten Ziele erreichen kann. Allerdings galt dieses Ziel auch schon vor den Kürzungsplänen als unrealistisch.
Nach dem ersten Run der üblichen Earlybirds ist jetzt sozusagen ein Moratorium eingetreten.
Dass Akku-Autos für die Mehrzahl der möglichen Nutzer nicht unbedingt schon eine plausible Antwort auf die Automobilität darstellen, zeigt sich schon am Preis, an den Begrenzungen dieser Technik und dem daraus resultierenden Abwarten, ob da noch was anderes kommt.
Hybride sind vor allem der Versuch, sich über eine unplausible Brücke hinweg zu retten. Im Endeffekt stellt das nur eine noch komplexere Technik dar, die am Ende der Betrachtung nichts wirklich besser macht, zumindest wenn man konventionelle Technik wie Hubkolbenmotor an der Antriebsachse mit allem Drum und Dran mit einem elektrischen Antrieb verheiraten will.
Die Hersteller versuchen sich über die Zeit zu retten, indem sie das tun, was sie immer gemacht haben: noch mehr hybride technische Lösungen mit noch mehr Aufwand und entsprechendem Mehrverbrauch an Ressourcen und letztendlich Geld zu zu decken.
Letztendlich geht es aber darum, einfachere, mit elektrischen Antrieben realisierbare Technik zu entwickeln. Dazu gehört auch das Nachdenken über andere Speichermedien als die scheinbar einfachste Methode des aufladbaren Akkus.