App-Store: Entwickler empört über Glücksspiel-Werbeflut – Apple lenkt ein
„Es ist eine Schande und es wird nur noch schlimmer. Apple war unter Steve Jobs kein Werbeunternehmen“, beschwert sich ein:e Nutzer:in auf Twitter. Der Stein des Anstoßes: Apple hat neue Werbeflächen im App-Store geschaffen. Nun bevölkern zum Teil illegale Glücksspielangebote mit zweifelhaften Alterseinstufungen den Softwareladen. Besonders auf Twitter sammelten sich die Negativbeispiele: So tauchten die Ads zum Beispiel neben Apps zur Behandlung von Spielsucht oder unter Kinderspielen auf. Auch andere Werbung zieht Unmut auf sich. Einige Entwickler:innen befürchten, dass Wettbewerber:innen direkt auf ihren Produktseiten Ads schalten könnten.
Nach der Protestwelle hat Apple jetzt reagiert. Man habe „Werbung im Zusammenhang mit Glücksspielen und einigen anderen Kategorien auf den Produktseiten des App-Stores pausiert“, heißt es in einer Stellungnahme. Wie lange die Pause andauert und welche Änderungen vorgenommen werden, erklärte das Unternehmen nicht. Aus der Szene hört man jedoch, dass die zweifelhaften Einblendungen verschwunden sind.
3 von 10 Werbeeinblendungen zeigen Casino-Apps
Den Stein ins Rollen hatte Simon B. Støvring gebracht. Er beschwerte sich gestern über Twitter, dass die Casino-App-Werbung größer dargestellt wird als sein App-Icon – und zwar auf „seiner“ Produktseite. Er habe die Seite zu seinem Texteditor Runestone zehnmal aufgerufen, dreimal sei unter dem Punkt „Das gefällt dir vielleicht auch“ eine Glücksspiel-App aufgeploppt.
Glücksspiel-App unter einer App für 4-Jährige
Auch Ben Oberkfell beschwerte sich über entsprechende Platzierungen. Der Entwickler von Kinder-Apps fragte: „Wie kann es akzeptabel sein, eine App ab 17 Jahren unter eine App für ab Vierjährige zu packen?“ Unter seinem Kinderspiel „Chuck E. Cheese“ warb ein Blackjack-Casino.
Konservative Propaganda-App im Bücherregal
Doch nicht nur Glücksspiel-Ads stören die Entwicklerszene. Einer äußerte die Befürchtung, dass seine Konkurrenz direkt auf seiner Produktseite Kund:innen abziehen könnte.
Nutzer:innen haben sich auch über politisch zweifelhafte Ads beschwert. So taucht die App Prager U neuerdings im Apple-Bookstore auf. Die App hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Einstellung von Menschen in Richtung Rechtskonservatismus und Rechtspopulismus zu verändern.
Casino-Apps sind illegal und für zu junge Menschen zugelassen
Die Diskussion feuert wieder die generelle Kritik über die Glücksspielpolitik Apples an. Es sind mehrere Sammelklagen in den USA anhängig, die darstellen, dass viele der Apps gegen die Gesetze in 25 US-Staaten verstoßen. Dort ist es etwa verboten, dass man gegen Geld mehr Spielzeit gewinnen kann. Durch die In-App-Gewinnbeteiligung könne der Apple-Store zudem als nicht lizenziertes Casino gelten, sagen andere Kläger:innen.
Zweifelhaft erscheinen auch die Alterseinstufungen: Einige Sportwetten-Apps im App-Store tragen die Einordnung „ab 12 Jahren“ – auch im deutschen Store. Die meisten Casino-Apps sind „ab 17 Jahre“ eingestuft.