
Frust über Krypto-Crash. (Bild: G-Stock Studio/Shutterstock)
Der Krypto-Winter ist da – und wird wohl auch noch bleiben. Die nackten Zahlen dürften Interessierte sicher kaum noch überraschen. Der Kurs der größten Kryptowährung Bitcoin ist seit dem Allzeithoch im November 2021 um über 70 Prozent eingebrochen. Einige Altcoins erlitten sogar noch größere Verluste, von den Totalausfällen wie Terra/Luna gar nicht zu sprechen. Viele Menschen haben in den vergangenen Monaten sehr viel Geld verloren. Eine Chatgruppe bei Telegram ist eine der Anlaufstellen für frustrierte Investor:innen – und zeigt, wie tief die Verletzungen liegen.
Schreien ihren Frust heraus: Krypto-Investoren
„Bear Market Screaming Therapy Group“ nennt sich die Chatgruppe bei dem Messenger Telegram, die ein 30-jähriger Krypto-Investor gegründet hat. In der Gruppe, die mittlerweile über 3.300 Mitglieder hat, können Menschen, die von dem Krypto-Crash betroffen sind, ihrem Frust Luft machen. Und das tun sie auch, wie der Guardian berichtet. „Eeeeeeee!“, jault demnach etwa eine junge Frau. „Waahahahah“, brüllt ein Mann. Eine weitere Person heult wie ein Baby.
Der Gruppengründer erklärte dem Guardian, dass ein paar Leute gejammert und geweint hätten – statt zu schreien, wie es der Gruppenname fordert. Weil er Mitleid mit ihnen hatte, habe er sie gewähren lassen, so der Mann, der sich von der Zeitung nur mit seinem Vornamen, Giulio, zitieren lässt. „Ich habe mich schlecht gefühlt. Sie konnten nicht einmal mehr schreien. Sie schluchzten nur“, so Giulio.
Hohe Verluste wegen Krypto-Crash
Wie hoch die Verluste für manche Investor:innen sein müssen, lässt sich anhand von einigen Beispielen erahnen. Der britische Rapper KSI etwa hat eigenen Angaben zufolge beim Terra-/Luna-Crash im Mai fast drei Millionen Dollar verloren. Die Köchin Alla Driksne hat wegen der Geldprobleme von Celsius eine sechsstellige Summe verloren, so der Guardian. Alex Koh, Programmierer und Youtuber für Finanzthemen, hat so viel Geld verloren, dass er sich davon ein Haus mit vier Zimmern in London hätte kaufen können, wie er dem Guardian erzählte.
Manche Krypto-Investor:innen haben aber nicht nur viel Geld verloren, sondern ihre gesamten Ersparnisse, oft das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Kein Wunder, dass sie nicht nur frustriert sind, sondern zum Teil vor ganz existenziellen Problemen stehen. Das gilt insbesondere dann, wenn sie den Frust mit Alkohol oder Drogen bekämpfen oder sich wie Spielsüchtige auch jetzt noch nicht von dem Markt lösen können.
Klinik für Bitcoin-Süchtige
In Schottland hat sich eine Klinik auf Krypto-Abhängige spezialisiert. Roy, der dort behandelt wird, berichtete dem Guardian, dass er sein Portfolio während der rasant steigenden Kurse im vergangenen Jahr von 2.500 auf über 500.000 Euro ausgebaut hatte. Mittlerweile ist fast das ganze Geld weg – und damit seien auch alle seine Träume geplatzt. All seine Chancen auf ein besseres Leben seien mit einem Mal verschwunden, so Roy, der – nach einer früheren Abhängigkeitsphase – wieder alkohol- und drogenabhängig wurde und seinen Job verlor.
„Manche Krypto-Investoren haben nicht nur viel Geld verloren, sondern ihre gesamten Ersparnisse. Kein Wunder, dass sie zum Teil vor ganz existenziellen Problemen stehen. Das gilt insbesondere dann, wenn sie den Frust mit Alkohol oder Drogen bekämpfen oder sich wie Spielsüchtige auch jetzt noch nicht von dem Markt lösen können.“
Regel Nr. 1: Schieb die Schuld für dein eigenes Versagen nicht auf den Bitcoin.