Fundstück
Gamestop: Ein Reddit-Trader erklärt, warum er Hedgefonds attackiert

Um die Gamestop-Aktie ist in den vergangenen Tagen eine Auseinandersetzung entbrannt, den manch Beobachter schon zum Kampf zwischen David und Goliath hochstilisiert. Doch was steckt dahinter, wenn eine große Gruppe von Kleinanlegern über Trading-Apps wie Robinhood große Hedgefonds ins Wanken bringen? Eine von möglicherweise vielen Antworten auf diese Frage liefert jetzt ein offener Brief, den einer dieser Trader im bei dem Rummel um Gamestop besonders aktiven Reddit-Forum Wallstreetbets veröffentlicht hat.
Der Trader nennt sich bei Reddit ssauronn. Er erklärt in seinem Schreiben, warum er seine Ersparnisse und eigentlich für die Monatsmiete bereitgelegtes Geld ausgerechnet in den Kauf von Gamestop-Aktien gesteckt hat. Und warum es ihn nicht stören würde, wenn dieses Geld möglicherweise bald futsch sein könnte – etwa, wenn der Gamestop-Kurs, wie von den Shortsellern erhofft, bald ins Bodenlose fallen würde. Einer der wichtigsten Sätze ist wohl jener: „Das ist eine persönliche Angelegenheit für mich und Millionen andere“. Zudem wolle ssauronn es „so schmerzhaft wie möglich“ für die Gegenseite machen.
Der Brief richtet sich zum einen an den Hedgefonds Melvin Capital, der offenbar exemplarisch für das etablierte Finanzsystem steht. Angesprochen werden aber auch konkret der US-Finanzsender CNBC und die sogenannten Babyboomer. Letztere werden allerdings nicht angegriffen, sondern vielmehr um Verständnis gebeten. Die Älteren, so schreibt ssauronn, sollten ihren Kindern und Enkelkindern die Daumen drücken und die Gegenseite nicht unterstützen. Seine Generation, so ssauron, habe jetzt die Möglichkeit, die Leute zu bestrafen, die ihnen bei der Finanzkrise 2008 so viel Schmerz bereitet hätten.
Die Finanzkrise 2008 spielt die zentrale Rolle in der Argumentation des Reddit-Nutzers. Er erinnere sich noch an die Auswirkungen, etwa, dass seine Familie zwar das Haus behalten konnte, aber sie sich ein Jahr vorrangig von Pfannkuchenmischungen, Milchpulver, Bohnen und Reis. Melvin Capital, so wirft es ssauronn dem Hedgefonds vor, habe aus der Krise nicht gelernt. „Sie und Ihresgleichen wurden gerettet und für die schrecklichen und illegalen finanziellen Entscheidungen belohnt, die das Leben von Millionen Menschen negativ verändert haben“, so ssauron in Richtung des Hedgefonds.
Inwieweit die Angaben in dem offenen Brief echt sind, lässt sich nicht verifizieren. Aber in vielen der rund 8.000 Kommentare, die sich unter dem Eintrag im Wallstreetbets-Forum finden, werden ähnliche Dinge berichtet. Und die Nutzer geben sich weiter kämpferisch. Man werde nicht aufgeben und weitere Gamestop-Aktien nachkaufen. Ein Nutzer etwa schrieb, er habe sein ganzes Geld in die Aktien gesteckt und werde jetzt nur noch Cornflakes ohne Milch essen – nur, um dabei zu sein.
Auch daran ist zu erkennen, wie hitzig die Auseinandersetzung geworden ist – und ein Ende scheint nicht in Sicht. Die Shortseller denken jedenfalls ebenfalls nicht ans Aufgeben, trotz milliardenschwerer Einbußen. Der Kampf um die Aktienkurse von Gamestop und anderen Firmen hat derweil Politik und Regulierungsbehörden auf den Plan gerufen. Die Börsen reagieren nervös, der Rückgang bei den großen Aktienmärkten wird zum Teil der Gamestop-Auseinandersetzung zugeschrieben. Zudem mussten die Trading-Apps zwischendurch den Handel mit den betroffenen Aktien aussetzen.
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