Gegen Google und Apple: Huawei arbeitet mit Partnern an europäischem Smartphone-Ökosystem

Huawei ist den Sanktionen der US-Regierung ausgeliefert und muss seine Mate-30-Serie am 19. September wohl ohne Google-Dienste ausliefern. Damit wäre das Gerät für den europäischen Markt nahezu unbenutzbar. Huawei-Chairman Eric Xu setzt sich im Interview mit dem Handelsblatt für ein europäisches Ökosystem für Smartphones und weitere digitale Endgeräte ein. „Wenn Europa sein eigenes Ökosystem für smarte Endgeräte hätte, würde Huawei es benutzen“, erklärte Xu.

Huawei-Chairman Eric Xu. (Foto: Huawei)
Huaweis Europa-Chef Eric Xu erklärt, dass man sich nicht an die Illusion klammern dürfe, dass der Konflikt mit den USA in den nächsten Wochen oder Monaten beigelegt werden könnte. Mit einer solchen abwartenden Einstellung würde man „das Überleben von Huawei aufs Spiel setzen“. Man müsse sich mit damit abfinden, dass der Konflikt und der Druck seitens der USA weiter bestehen bleibe. Xu gibt sich dennoch optimistisch: Huawei werde nicht nur „lange unter diesem Druck überleben“, sondern sich auch gut weiterentwickeln.
US-Präsident Trump hatte am 15. Mai 2019 ein Dekret erlassen und damit den nationalen Notstand für die Telekommunikation erklärt. Das US-Handelsministerium untersagte daraufhin sämtliche Geschäfte, die „ein Risiko für die USA darstelle“ und setzte Huawei und seine Tochtergesellschaften auf eine sogenannte Entity-Liste.
Während Huawei sich auf der Hardwareseite zwangsläufig weitgehend von den US-Partnern unabhängig gemacht hat, indem es seine Lieferketten umgestellt hat, sieht es auf Seiten der Software anders aus: Neue Smartphones wie das kommende Mate 30 dürfen nicht mehr Googles Dienste und Apps wie den Play Store, Gmail, Google Maps und Youtube einsetzen. Auch Facebook, Whatsapp und Dienste anderer US-Konzerne bleiben damit außen vor. Durch das Fehlen des Play Stores lassen sich die Apps auch nicht ohne weiteres nachinstallieren. Damit werden die neuen Smartphones des Herstellers für den internationalen Markt weitgehend nutzlos.
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Xu erklärt im Interview, dass Huawei in China ein Geschäft mit smarten Endgeräten mit einem Volumen von 60 Milliarden US-Dollar aufgebaut habe. Nun müsse man ein Ökosystem im Ausland aufbauen, das nicht zwingend von Huawei stammen müsse. „Die EU-Staaten sprechen seit Jahren von digitaler Souveränität. Warum bauen sie dann nicht ein eigenes Ökosystem für smarte Endgeräte auf“, so Xu. Hätte Europa sein eigenes Ökosystem für smarte Endgeräte, würde Huawei es benutzen.

Huawei: Harmony OS könnte neben Android Teil des Ökosystems werden. (Screenshot: t3n)
Ein solches Ökosystem sollte unter anderem auch für US-Anwendungen wie Whatsapp, Gmail und weitere offen sein, wodurch Huawei sie wieder auf seinen Geräten einsetzen könnte. Xu erklärt weiter, dass die Open-Source-Systeme Android und Huaweis eigenes Harmony OS Teil des Ökosystems sein könnten. „Damit wäre das Problem der europäischen digitalen Souveränität gelöst.“
Huawei spreche Xu zufolge mit einigen europäischen Firmen, die er nicht benennen will. Er könne auch keine Details zu den Fortschritten der Verhandlungen nennen. Für Huawei habe ein europäisches Ökosystem eine hohe Priorität und man sei bereit, Firmen beim Aufbau zu unterstützen sowie langfristig zu investieren, so Xu.
Xu geht davon aus, dass die Details bis Ende des Jahres oder Anfang 2020 geklärt seien. Erst dann dürften wir mit ersten konkreten Informationen über das europäische Ökosystem rechnen.
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Alles Zukunftsmusik, die Europäer haben es nun mal gern gemütlich, aus der Komfortzone bewegen will sich hier keiner, was recht schade ist. Es sollten mehrere wettbewerbsfähige Alternativen zu Google und Co geben. Solange sich aus der europäisch/asiatischen Ecke keiner Mühe macht ernsthaft Veränderung anzustreben, wird Google weiterhin seinen Stand festigen und wachsen, was ja nicht verkehrt ist, aber man sieht ja was passiert wenn es Abhängigkeiten von Monopolen gibt. Huawei hatte einen extremen Höhenflug mit bester Technik und endlich mal ne Alternative zu Samsung und Co, dank der Abhängigkeit zu Google ist es nun fast nicht mehr zu gebrauchen, dabei war ich glücklich darüber endlich mal einen innovativen Lieblingshersteller zu haben dessen Produkte ich gerne nutze ohne dabei auf Qualitätstechnology zu verzichten und ich dabei nicht Kleinwagenpreise ausgeben muss. Echt schade.
Wobei Google nichts für die Situation kann. Daran trägt der erratische Polit-Darsteller die Schuld.