
Google Home Max. (Bild Google)
Im April war bekannt geworden, dass Amazon Audiomitschnitte von an die digitale Sprachassistentin gerichteten Befehlen auswerten lässt. Ziel ist, dass Alexa die Befehle der Nutzer künftig besser versteht. Ähnlich geht auch Google vor, wie Berichte aus den Niederlanden und Belgien nahelegen. Google hat die Berichte derweil bestätigt.
Dem Konzern zufolge dient die Auswertung der Mitschnitte dazu, die Spracherkennungsfunktion zu verbessern. Die Analysen seien wichtig dafür, dass Google Home und der Assistant funktionierten. Überhaupt würden nur 0,2 Prozent der aufgenommenen Befehle und Gespräche transkribiert und analysiert, schreibt Google in einem Blogeintrag. Dabei würden eine ganze Reihe Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. Google wies zudem darauf hin, dass der Mitarbeiter, der die Informationen und Aufnahmen den Medien zugespielt hat, gegen diese Sicherheitsbestimmungen verstoßen habe.
Zuvor hatte die Plattform VRT NWS nach Erscheinen ihres Berichts über die Amazon-Mitschnitte im Frühjahr die Möglichkeit, Einblick in das Google-System zu nehmen. Dort wird demzufolge ganz ähnlich vorgegangen wie bei Amazon.
In Flandern und den Niederlanden sitzen etwa ein Dutzend eigens angeworbene Vertragsmitarbeiter vor den Audiomitschnitten von Nutzern der smarten Google-Lautsprecher oder der Assistant-App. VRT NWS hatte nach eigenen Angaben über einen Insider Zugriff auf über 1.000 solcher Clips und konfrontierte die entsprechenden Nutzer damit. Diese erkannten ihre Stimmen oder die von Verwandten. Die Aufnahmen enthielten zum Teil sensible Informationen, über die es offenbar nicht schwer war, die dazugehörigen Personen aufzuspüren. Die Mitschnitte liegen den Mitarbeitern eigentlich anonymisiert vor.
Im Normalfall geht es für Google, ähnlich wie bei Amazon, darum, die KI für die Spracherkennung zu trainieren. So bekommen die Mitarbeiter vor allem Aufnahmen vorgelegt, bei denen der Sprachassistent die an ihn gerichteten Befehle nicht interpretieren und umsetzen konnte. Dann hören die Mitarbeiter die Aufnahmen und transkribieren sie ganz genau, damit die KI künftig auch diese und ähnliche Befehle ausführen kann.
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Normalerweise starten die Aufnahmen, wenn der Nutzer den Google-Sprachassistenten via „Ok Google“ aktiviert. Allerdings startet die Spracherkennung manchmal auch schon, wenn der Sprachassistent der Meinung ist, etwas Ähnliches wie diesen Befehl gehört zu haben. Laut VRT NWS sollen von den über 1.000 Clips gut 150, also rund 15 Prozent, aufgenommen worden sein, ohne dass die Nutzer den Assistent dazu aufgefordert hätten. Zu hören gewesen sein sollen dadurch etwa Geschäftsgespräche mit sensiblen Inhalten. Aber Nutzer wenden sich auch mit Fragen zu ihren Medikamenten und Ähnlichem an die Maschine.
Eine weitere Bedrohung von Datenschutz und Privatsphäre sieht IT-Sicherheitsexperte Bavo Van den Heuvel dem Bericht zufolge darin, dass die Aufnahmen überall möglich seien. So könnten etwa Gespräche in Arztpraxen aufgezeichnet und abgehört werden, ebenso Gespräche bei der Polizei oder in Rechtsanwaltskanzleien. Da dies auch die App am Smartphone betrifft, reicht es nicht, sich keinen smarten Lautsprecher wie Google Home zuzulegen.
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„anhören“ und nicht „abhören“ ist ja wohl die richtige Aussage. Natürlich muss es hier Offenheit und Vorgaben geben, aber Google agiert hier nicht als Geheimdienst der Bürger abhört.
Ich finde es traurig, dass immer gleich so reißerisch formuliert wird um möglichst viel Reichweite mit zweideutigen (Unter)Titel zu bekommen.
Das muss ich Dir völlig Recht geben. Das mehrt sich hier auf t3n. Wird mehr und mehr zu zur Bild.
Danke für das Feedback, aber „abhören“ meint hier: die Aufnahmen abhören, um sie zu transkribieren. Es geht hier nicht um das Thema Geheimdienst. Allerdings sind solche Daten, die etwa in den Schlafzimmern oder während Geschäftsbesprechungen aufgezeichnet und gespeichert werden, immer auch ein Angriffspunkt, etwa für Hacker oder eben Geheimdienste. Google hat da meines Erachtens eine große Verantwortung.