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Analyse

User-Choice-Billing: Google umarmt Spotify und erhöht Druck auf Apple

Mit dem prominenten Pilotpartner Spotify öffnet Google seinen Play-Store für „User-Choice-Billing“. Apps können dabei auch ein eigenes Zahlungssystem anbinden. Dieser Schritt erhöht auch den Druck auf Apple, das sich diesem Weg bisher verweigert.

Von Holger Schellkopf
3 Min.
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Google will Android-Apps bald erlauben, zusätzlich ein eigenes Zahlungssystem zu verwenden. Spotify ist Pilotpartner beim „User-Choice-Billing“. (Foto: Shutterstock)

Es ist ein klein wenig die Zeitenwende in Sachen App-Stores: Google geht eine Partnerschaft mit Spotify ein, um das sogenannte User-Choice-Billing einzuführen. Künftig werden Nutzer der Android-Streaming-Anwendung Google-Play-Billing als In-App-Option neben dem bestehenden Bezahlsystem von Spotify sehen.

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Die beiden Unternehmen haben dabei einen mehrjährigen Deal geschlossen. Als Teil dieser Vereinbarung werde Spotify in der Lage sein, „weiterhin mit den Nutzern frei über unseren Premium-Abonnement-Service zu kommunizieren, Rabatte und Promotionen zu bewerben und den Hörern unseres kostenlosen Angebots die Möglichkeit zu geben, direkt in der App zu Premium zu wechseln“, heißt es. Das Unternehmen arbeite mit Google zusammen, um User-Choice-Billing zu entwickeln. Wann es wirklich damit losgeht, steht noch nicht fest. In Unternehmensmitteilungen ist von „später in diesem Jahr“ die Rede.

Ganz loslassen will Google natürlich nicht und betont in dem Zusammenhang die Bedeutung des Play-Store und die Anforderung an andere Zahlungssysteme. „Wir sind der Meinung, dass die Nutzer weiterhin die Möglichkeit haben sollten, das Abrechnungssystem von Play zu nutzen, wenn sie eine App von Google Play installieren. Wir halten es außerdem für wichtig, dass alternative Abrechnungssysteme ähnlich hohe Sicherheitsstandards zum Schutz der persönlichen Daten und sensiblen Finanzinformationen der Nutzer erfüllen.“

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Druck durch neue gesetzliche Regelungen

Richtige Begeisterung klingt anders. Aber Google hat sich offenbar entschieden, das Beste aus dem auf Dauer ohnehin Unvermeidlichen zu machen. Es zeichnet sich schließlich immer deutlicher ab, dass entsprechende gesetzliche Regelungen auf absehbare Zeit weltweit diese Art der Öffnung in den App-Stores erzwingen werden.

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Vorreiter ist in dieser Hinsicht Südkorea. Dort haben Gerichte bereits deutlich gemacht, dass an der Änderung der bisher strikten und ausschließlich von den Anbietern diktierten Spielregeln kein Weg vorbeiführen wird. Auch in den Niederlanden hat Apple Ärger mit den Gerichten.

Die EU ist derzeit im Begriff, ihren Digital Markets Act, also das Gesetz über digitale Märkte, endgültig auf den Weg zu bringen. Teil des DMA wird ziemlich sicher sein, dass die EU eine Öffnung von Plattformen für konkurrierende Anbieter vorschreibt. Noch unangenehmer als ausländische Regulierungsbehörden dürfte für die US-Konzerne allerdings sein, dass auch im heimischen Kongress ein Gesetz behandelt wird, das eine weniger restriktive Politik vorschreibt.

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Apple bleibt bisher stur

Das alles ändert zumindest bislang aber nichts an der Haltung von Apple-CEO Tim Cook. Er sträubt sich weiter, den Verbrauchern die Wahl zu lassen, welche Zahlungssysteme sie für In-App-Käufe wie Abonnements verwenden. Die Argumente sind bekannt. Apple warnt ausdauernd davor, dass alternative App-Stores und Zahlungsmethoden ein Einfallstor für Schadsoftware sein könnten. Das ist für Apple sicher ein relevanter Punkt, die Einnahmen über den App-Store sind es aber wohl noch mehr. Verschiedenen Berichten zufolge machen sie bis zu 20 Prozent des Gewinns von Apple aus.

Trotzdem ist nur noch schwer nachvollziehbar, warum sich Apple angesichts der Entwicklung weiter so vehement verweigert und nicht stattdessen das Heft in die Hand nimmt und eine neue Variante entwickelt. Klar dürfte sein, dass die Einnahmen aus dem App-Store in keinem Fall komplett wegfallen. Apple wird, wie übrigens auch Google das tut, im Falle des Falles ganz sicher eine Art Provision oder Servicegebühr auf die Einnahmen aus alternativen Zahlungsmethoden erheben.

Chance für Anbieter

Für Unternehmen, die ähnlich wie Spotify mit geringen Gewinnspannen zu kämpfen haben, sind die aktuellen App-Store-Gebühren, die von 15 Prozent bis zu 30 Prozent reichen, ein massives Problem. Für viele Anbieter genauso unangenehm ist die Tatsache, dass der direkte Kontakt zu den Kundinnen und Kunden bisher ausschließlich bei der Plattform liegt. Beides würde sich zumindest in Teilen durch die Möglichkeit, eigene Zahlungsvarianten zu integrieren, deutlich ändern.

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Umgekehrt möchten natürlich weder Apple noch Google genau diesen direkten Kundenkontakt preisgeben. Gleichzeitig ist insbesondere bei Apple die Furcht vor Kontrollverlust und damit verbundenen etwaigen Risiken sehr groß. Das Vertrauen in die Marke ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren des Unternehmens. Umso wichtiger wäre es aber, dass Apple jetzt agiert und selbst eine Lösung entwickelt, die den veränderten Anforderungen standhält.

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