Halle 90b: Hier arbeitet Volkswagen am Auto der Zukunft
Der Name der Halle 90b ist ein Understatement: Denn das 2014 fertiggestellte Gebäude sticht zwischen den Werkshallen auf dem sechs Quadratkilometer großen Werksgelände optisch heraus. Der Neubau, der das Herzstück für die Entwicklung der Elektromobilität bei Volkswagen bildet, besteht aus Glas und Beton und besitzt eine Magistrale, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt. Die sich nach oben öffnende Terrassenlandschaft soll alle Büros mit ausreichend Licht versorgen. Die moderne Architektur des Gebäudes, könnte man meinen, soll eine Art Aufbruchstimmung in Richtung Zukunft der (Elektro)-Mobilität und moderne Arbeitsweisen widerspiegeln. Agile Arbeitsmethoden, interdisziplinäre Teams und eine gewisse Offenheit zeigen einen VW-Konzern mit Innovationsbereitschaft.

Die Halle 90b auf dem Volkswagen-Gelände in Wolfsburg. (Bild. RKW)
Volkswagen arbeitet an eigenem Sprachassistenten fürs Auto
Über 1.400 Menschen arbeiten in Halle 90b und setzen sich mit den Megatrends der Automobilindustrie auseinander: Sie beackern die Bereiche Digitalisierung, Vernetzung und neue Mobilitätskonzepte. Wie der Entwicklungschef für Elektronik und Elektrik, Rolf Zöller, erklärt, werkeln die Mitarbeiter im modernen Glasbau an der Zukunft der Mobilität, mit der sich Volkswagen unter anderem vom reinen Autobauer zum Mobilitätsanbieter verwandeln will. Künftig sei das Auto in einer vernetzen Welt mit einem multimodalen Verkehrsangebot nur ein Teil des Verkehrssystems.

Entwicklungschef für Elektronik und Elektrik Rolf Zöller zeigt ein Bauteil in der EE-Entwicklung. (Foto: Volkswagen)
Das Auto werde dabei künftig vollvernetzt sein und könne per Sprache gesteuert werden, so Zöller. Man arbeite dafür an einem eigenen Sprachassistenten, der in künftigen Autos Einzug halten werde. Ähnlich wie bei Daimlers MBUX oder BMWs Lösung genüge es dann, zu sagen: „Mir ist an den Füßen kalt“ – schon stellt der Assistent die Heizung entsprechend ein.
Die komplette Software-Entwicklung findet mittlerweile inhouse statt, um schneller mit neuen Features voranzukommen. Vor der Digitalisierungs-Welle gab Volkswagen die Software-Entwicklung bei einem Dienstleister in Auftrag, der nach Vorgaben des Konzerns eine Lösung entwarf. Das sei nicht mehr zeitgemäß.
Damit die vollvernetzten Autos ideal funktionieren, benötigen sie eine permanente Internetverbindung. Da dies unter anderem in Deutschland nicht gewährleistet werden könne, würden einige Basisfunktionen wie etwa die Navigation auch offline verfügbar gemacht. Zöller betonte dabei die Relevanz des Ausbaus des Mobilfunknetzes – zudem hält er den schnellen 5G-Standard für einen wichtigen Baustein bei der Car-to-X-Kommunikation, also dem Austausch des Autos mit anderen Fahrzeugen und der Umgebung.
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VWs UX-Lab: Multidisziplinäres Team entwickelt das Cockpit der Zukunft

Industriepsychologin Marie Puhle im UX-Lab der Marke Volkswagen in Halle 90b. (Foto: Volkswagen)
Bei der Tour durch Halle 90b gewährte Volkswagen auch einen Einblick in die Entwicklung des UX-Designs eines Cockpits der Zukunft, das bald verstärkt aus Displays bestehen wird. Ein „extrem“ multidisziplinäres Team aus Designern, Entwicklern und Experten weiterer Fachrichtungen wird von Marie Puhle, einer Industriepsychologin, geleitet. Am Modell eines Cockpits mit zwei großen Touch-Displays testet das UX-Team, wie die beste Anordnung und Anzahl der Funktionsbuttons sein soll. Dafür werden virtuelle Testfahrten von unterschiedlichen Probanden durchgeführt, die während der Fahrt vor verschiedenste Aufgaben hinsichtlich der Bedienung gestellt werden.
Während der Tests wird unter anderem gemessen, ob der Fahrer während der Suche nach dem richtigen Knopf von der Fahrspur abweicht. Weitere Testszenarien können mittels eines VR-Headsets – einer HTC Vice Pro – simuliert werden.
Damit die Steuerung über die Displays überhaupt erfolgen kann und das vernetzte Fahrzeug so funktioniert, wie es soll, werden noch in Entwicklung befindliche, aber auch existierende Fahrzeuge weltweit auf Prüfständen getestet und durchgemessen. In einer großen Halle des Halle-90b-Gebäudes steht nur ein Bruchteil der in Prüfung befindlichen Fahrzeuge – auf einem großen Touchdisplay lässt sich in Echtzeit anzeigen, wo welches Auto getestet wird, erklärt Peter Oel, Leiter der EE-Integration.
Oftmals stehen die Autos nicht komplett zusammengebaut in der Halle, sondern sind in ihre elektrischen Einzelteile zerlegt und, wie im eigentlichen Fahrzeug, voll funktionsfähig miteinander verbunden. Zwischengeschaltet sind Messinstrumente und Computer, mit denen sich das Licht einschalten, der Blinker setzen und alle erdenklichen Funktionen ausführen lassen. In diesen Prüfständen sei es möglich, einzelne Bauteile zu kontrollieren und auszutauschen – etwa, um Wechselwirkungen zu untersuchen.
VW Simlab: Scrum und agiles Arbeiten gibt’s seit 2 Jahren
Agil und mit Scrum geht es im VW Simlab zu. In der Abteilung, die vor zwei Jahren gegründet wurde, arbeiten zehn interdisziplinäre Entwicklerteams bestehend aus jeweils vier bis sieben Personen in Zwei- bis Drei-Wochen-Sprints an neuen Features wie einem Parkhauspiloten, der vernetzte Autos mit Level-4-Automation im Parkhaus automatisch einen Parkplatz suchen lässt.
Mit echten Autos wird hier nicht gearbeitet, stattdessen wird alles virtualisiert, wodurch kleine Änderungen schneller getestet und Fehler rasch gefunden werden können. Durch den Einsatz von Cloud-Diensten bei der Virtualisierung könne beliebig je nach Rechenbedarf skaliert werden.
Die Themen Digitalisierung und Vernetzung wird Volkswagen, aber auch andere Autobauer und Industriezweige, immer stärker beschäftigen. Um die eigenen Produkte weiter voranzubringen, benötigen alle Unternehmen Zuwachs von Ingenieuren und IT-Fachkräften – Zöller zufolge verzehnfache sich der Bedarf an entsprechenden Fachkräften innerhalb der nächsten drei Jahre. Nicht nur Volkswagen sucht derweil händeringend nach neuen Mitarbeitern mit entsprechender Fachrichtung – auch bei Mitbewerbern wie Daimler, BMW, Audi und weiteren – nicht nur aus der Automobilbranche – wächst der Bedarf nach IT-Mitarbeitern.
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Bedeutet das dann dass ihr Euch habt zensieren lassen?
https://meedia.de/2019/01/29/vw-laedt-journalisten-zu-event-und-will-berichterstattung-zensieren/
Wir haben nichts unterzeichnen oder den Artikel absegnen lassen müssen.
Die von dir verlinkte Geschichte hat nichts mit unserem Bericht zu tun.
Umso besser. Dann gabs es dort vermutlich zwei Events.
Unser Event war schon letzten Donnerstag in Wolfsburg in der Entwicklungsabteilung. Das Event das du meinst fand am Dienstag in Isenbüttel statt.