Den Heimvorteil nutzen: So funktioniert eine interne Bewerbung

Intern bewerben – so geht es. (Foto: Smolaw/Shutterstock)
Wer unzufrieden mit seinem Job ist oder die nächste Sprosse auf der Karriereleiter in Angriff nehmen möchte, braucht manchmal gar nicht weit zu schauen. „Oft haben die Angestellten einen Arbeitgeberwechsel im Sinn, wenn sie sich beruflich verändern wollen“, sagt der Freiburger Diplom-Psychologe und Autor Hans-Georg Willmann. Dabei biete das Unternehmen, in dem man bereits arbeitet, vielleicht sogar die besseren Chancen.
„Bei internen Bewerbungen gilt Diskretion. Dieses Thema ist noch sensibler als eine externe Bewerbung.“
Ist ein Angestellter mit Branche, Unternehmensgröße, Ort und Betriebsklima zufrieden, „dann kann man den Heimvorteil nutzen, den man als interner Bewerber hat“, sagt Willmann. „Man ist bekannt, kann seine Reputation in der Organisation testen – und oft ist dieser Weg ein einfacherer als durch einen Jobwechsel“, sagt Eberhard Hübbe. Er ist als Executive Director für den Bereich Talent Management bei der Unternehmensberatung Kienbaum zuständig. Zudem kenne man in der Organisation die relevanten Themen und Interna und kann sich schnell auf neue Aufgaben konzentrieren. Das sogenannte „Onboarding“ ist auch aus Unternehmenssicht einfacher: „Es geht zügig und ist effizient, die Leistung in einer neuen Position erreicht wesentlich schneller eine gute Grundlage.“
In manchen Unternehmen werden interne Bewerber bevorzugt – Kontakte sind wichtig
Die Arbeitgeber haben die Vorteile jedenfalls erkannt, sagt Willmann. „In vielen Branchen und Unternehmen sowie auf manchen Positionen werden interne Kandidaten sogar bevorzugt.“ Doch wie kommt man als Arbeitnehmer an einen neuen Job in der alten Firma? „Bei der Deutschen Bahn gibt es online einen internen Stellenmarkt“, sagt die dortige Leiterin Personalgewinnung, Kerstin Wagner. „Auch der Blick in die externen Ausschreibungen kann von Nutzen sein, genauso wie das Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich, für den man sich interessiert.“
Das hält auch Willmann für extrem bedeutend: „Das wichtigste ist das berufliche Netzwerk innerhalb des Unternehmens: Kontakte zu Chefs und Kollegen, zu Menschen auf wichtigen Positionen sind auch bei der internen Bewerbung Gold wert.“ Wer gute Leistungen bringt, macht genau diese Menschen auf sich aufmerksam, betont Willmann. Und das kann sich auszahlen: „Dann wird man vielleicht sogar aktiv angesprochen, wenn eine interessante Position intern zu besetzen ist.“ Doch man muss nicht immer warten, rät Wagner: „Jeder hat seine eigene Entwicklung selbst in der Hand.“ Wenn man sich verändern wolle, dann sollte man aktiv daran arbeiten.
Nicht alle Positionen werden allerdings intern vergeben. „Manche Firmen schreiben ihre Stellen nur extern, in Jobbörsen, aus“, so Willmann. Doch es könne auch eine Nachlässigkeit des Arbeitgebers sein, dass Mitarbeiter nicht über die inserierten Positionen informiert werden. „Wenn dem so ist, und wenn man sich nicht sicher ist, ob der Arbeitgeber internen Bewerbungen will oder nicht, sollte man in der Personalabteilung nachfragen.“
Interne Bewerbung: An Regeln des Unternehmens halten
Doch auch wenn klar ist, welche Stelle zu vergeben ist, darf man nicht einfach lospreschen. „In den meisten Organisationen gibt es Regularien für diese Vorgänge, an die man sich tunlichst halten sollte“, rät Hübbe. Eine der schwierigsten Hürden ist gleich die erste: Nämlich, den aktuellen Chef zu informieren. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, sagt Willmann. „Es gibt natürlich großartige Chefs, die daran interessiert sind, dass ihre Mitarbeiter wachsen und sich entwickeln.“ Häufiger wird es Vorgesetzten aber nicht besonders gefallen, wenn sie einen guten Mitarbeiter verlieren. „Dann muss eine Lücke gefüllt werden, mancher will auch die Entwicklung der eigenen Mitarbeiter verhindern.“ Und dann könne es sogar sein, dass der Chef den internen Veränderungswunsch blockiert. Dennoch ist die goldene Regel: „Übergehe niemals die Hierarchie“, so der Psychologe. Denn das kann nach hinten losgehen.
Im Weiteren, sagt Hübbe, gehe die Bewerbung dann im Normalfall über die Personalabteilung. „Mit den Mitarbeitern dort sollte man vor einem konkreten Schritt Kontakt aufnehmen.“ Auch neben dem eigenen Chef gibt es indes ein paar Stolpersteine, derer man sich bewusst sein sollte. „Bei internen Bewerbungen gilt Diskretion“, so Hübbe. „Dieses Thema ist noch sensibler als eine externe Bewerbung.“ Darum sei es wichtig, nur mit involvierten Personen und sonst mit niemandem darüber zu sprechen. Und: „Gerade bei internen Bewerbungen gilt es, sein Profil realistisch darzustellen, genau zu sein, sorgfältig die eigene Selbsteinschätzung vorzunehmen.“
Aussagekräftiger Lebenslauf auch bei interner Bewerbung wichtig
Zudem sollte man die interne Bewerbung nicht als reine Formsache oder als Selbstläufer ansehen, betont Willmann. „Bei einer internen Bewerbung sollte man genauso professionell vorgehen wie bei jeder externen.“ Das gilt auch für die Unterlagen, die einzureichen sind. „Ein aussagekräftiger Lebenslauf ist das A und O“, sagt Personalerin Wagner. Aus ihm sollten die eigenen Erfahrungen und Kompetenzen auf einen Blick hervorgehen. Auch alle relevanten Zeugnisse und Referenzschreiben gehören dazu. Lückenhafte Unterlagen hingegen machen keinen guten Eindruck. Und Willmann hat noch einen weiteren Tipp, auch für ein späteres Vorstellungsgespräch: „In der gesamten Kommunikation sollte man tunlichst vermeiden, seine Motivation für die neue Position mit zu viel „weg-von-der-alten-Stelle“ zu begründen.“ Stattdessen: Die Begründung immer vorwärts richten. „Schließlich will man sich ja weiterentwickeln.“
Von Verena Wolff, dpa
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