Wie schon im Januar berichtet, legt Apple den Fokus seiner neuen Software-Versionen auf Stabilität und Performance. Nichtsdestotrotz hat das Unternehmen zahlreiche neue Features für sein mobiles OS parat.
iOS 12 kommt für alle Geräte, die auch mit iOS 11 kompatibel sind
Apples Software-Chef Craig Federighi hatte zu Beginn der Präsentation der neuen iOS-Features wohl eine der besten Nachrichten für Besitzer älterer iPhones und iPads im Gepäck: Alle Geräte, die das Update auf iOS 11 installieren können, erhalten auch iOS 12.
Bei der Verkündung der frohen Botschaft konnte Federighi sich einen Seitenhieb gegen Android nicht verkneifen und verglich die Verteilung von Android 8.0 mit iOS 11. Auch wenn der Vergleich etwas hinkt: iOS 11 läuft auf 81 Prozent aller aktiven Apple-Geräte, während Oreo auf sechs Prozent aller Android-Smartphones installiert ist.
Weiter betont der Software-Chef, dass iOS 12 auch auf älteren iPhones und iPads flüssig laufen soll. Man habe dies durch die Verdopplung der Performance und Verkürzung der App-Ladezeit erreichen können. Die Kamera soll bis zu 70 Prozent schneller starten und Apps sollen auch unter schwerer Rechenlast des Prozessors zweimal schneller als bisher starten.
iOS 12 bringt neue Augmented-Reality-Features
Mit iOS 12 führt Apple USDZ ein – es handelt sich dabei um ein neues Dateiformat, das mit Pixar entwickelt wurde und mit dem AR-Inhalte wie 3D-Objekte geteilt und bearbeitet werden können. Die Objekte können von anderen iOS-Nutzern auf ihren Geräten im Raum platziert und gedreht werden. Viele Software-Partner sind laut Apple an Bord. So bringt etwa Adobe nativen USDZ-Support in die Creative Cloud.
Neu ist auch Measure: eine App zum Vermessen von 3D-Objekten oder Fotos und anderen Dingen. Ähnliche Anwendungen gibt es von Drittanbietern, jetzt hat Apple eine eigene. Des Weiteren bringt Apple mit iOS 12 auch ARKit 2.0, das zahlreiche neue Funktionen bereithält. Die neue ARKit-Version umfasst verbessertes Gesichtstracking, besseres, respektive realistisches Rendering, eine 3D-Objekterkennung und eine persistentere Nutzererfahrung. Die AR-Inhalte lassen sich künftig auch in Anwendungen wie Nachrichten, Safari, Mail, Dateien und News anzeigen und sind nicht an eine spezielle Anwendung gebunden.
Shortcuts: Siri erhält Drittanbieter-Unterstützung
Wie vorab vermutet, öffnet Apple sich ein wenig mehr für Drittanbieter – zwar ist nicht von einer besseren NFC-Funktion die Rede, aber von Siri. Mit der neuen Shortcuts-Funktion könnt ihr jede unterstützte Funktion mit dem Assistenten verknüpfen. Mit bestimmten Sprachbefehlen könnt ihr beispielsweise per Tile-App euren Schlüsselbund finden.
Siri kann euch in iOS 12 bestimmte Aktionen zum „richtigen Zeitpunkt vorschlagen“. Bestimmte Empfehlungen werden euch je nach Ort und Uhrzeit auf dem Lockscreen angezeigt: So kann euch morgens zum Beispiel die Möglichkeit angeboten werden, einen Kaffee zu bestellen, oder nachmittags ein Training zu beginnen. Wenn ihr ins Kino geht, kann Siri euch empfehlen, den Nicht-Stören-Modus zu aktivieren und Ähnliches.
Ihr könnt auch Verknüpfungen nach eigenen Vorstellungen anpassen, indem ihr einen eigenen Sprachbefehl erstellt. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Reihe von Aktionen aus verschiedenen Anwendungen zu erstellen, die ihr per Antippen der Aktion oder einem eigenen Sprachbefehl ausführen könnt. Die angepassten Aktionen lassen sich per Drag-&-Drop zusammenbasteln. Laut Apple sei es für Entwickler ein Leichtes, die neuen Funktion mittels der Shortcut-API zu nutzen.
iOS 12: Apple sorgt sich um eure „digitale Gesundheit“
Wie schon im Vorfeld bekannt wurde, integriert Apple in iOS 12 neue Funktionen, damit ihr mehr Kontrolle über euer Leben erlangen könnt: In iOS 12 wird der „Nicht-Stören-Modus“ überarbeitet. Damit könnt ihr Benachrichtigungen in der Nacht komplett abstellen und am Morgen wieder aktivieren. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Benachrichtigungen auch tagsüber für bestimmte Zeiträume zu pausieren.
Endlich: Apple bringt gruppierte Benachrichtigungen in iOS. Damit könnt ihr eine ganze Gruppe an Benachrichtigungen entfernen!
Weiter erhaltet ihr mit Screentime eine wöchentliche Übersicht über eure App-Nutzung und darüber, wie oft ihr euer Smartphone in die Hand nehmt. Jede einzelne Anwendung, die ihr in der Woche verwendet habt, wird in einer Grafik visualisiert. Darüber hinaus könnt ihr für Apps bestimmte zeitliche Limits setzen. Kurz vor Erreichen des Limits erhaltet ihr einen Warnhinweis – aber keine Angst: Es besteht die Chance, das Limit zu verlängern. Ähnliche Funktionen hat Google im Mai mit Android P angekündigt.
iOS-Geräte von Kindern lassen sich selbstredend auch mit bestimmten Zeitlimits und App-Begrenzungen versehen. Die Verwaltung der Screentime-Funktion für das Gerät des Kindes kann vom elterlichen iPhone oder iPad gesteuert werden.
Neue Animoji und neu: Memoji
Für das iPhone X und sicherlich künftige neue Geräte bringt iOS 12 neue Animoji. Die mit iOS 12 eingeführten Animoji können erstmals eure Zunge erkennen – künftig könnt ihr die lustigen Avatare die Zunge rausstrecken lassen.
Mit den Memoji führt Apple zudem individualisierte Avatare ein, die eurem eigenen Konterfei entsprechen. In der App lassen sich die Avatare ähnlich wie bei Nintendo und Samsungs Lösung des Galaxy S9 kreieren. Sie lassen sich anschließend mit iMessage und anderen Apple-Apps nutzen und mit Bildern versehen.
iOS 12: Neue Foto-App-Funktionen
Mit iOS 12 zieht mit dem „Für Dich“-Tab eine neue Funktion ein, mit dem euch eure beliebtesten Momente an einem Ort angezeigt werden. Ihr könnt die Fotoalben mit den Personen teilen, die auf den Fotos zu erkennen sind. Eure Freunde, mit denen ihr das Album geteilt habt, können ihre eigenen Bilder hinzufügen. Suchvorschläge in der App zeigen euch laut Apple die wichtigsten Ereignisse, Personen, Orte, Gruppen, Kategorien und letzten Suchen an. Neue Suchfunktionen ermöglichen es den Benutzern außerdem, mehrere Suchbegriffe zu kombinieren, um das von euch gesuchte Bild zu finden. Zu den weiteren neuen Funktionen gehören neue Porträt-Effekte. Apple hebt hervor, dass die geteilten Daten Ende-zu-Ende-geschützt sind und ihr sie per iMessage teilen könnt.
iOS 12: Facetime-Gruppenchat für bis zu 32 Personen und mehr
Überdies erhält Facetime eine neue Funktion, mit der ihr Gruppenanrufe durchführen könnt. Ihr könnt euch künftig mit bis zu 32 Teilnehmern per Videochat austauschen. Zudem wird Facetime Bestandteil von Messages.
Zu kleinen, aber erwähnenswerten Features gehören eine neue Apple-News-App. Sie soll unter anderem eine bessere Übersicht erhalten. Ferner ist die Börsen-App überarbeitet worden und landet auch auf dem iPad. Außerdem fließen News in die Börsen-Anwendungen ein. Darüber hinaus wurde die Notizen-App erneuert – unter anderem könnt ihr jetzt Sprachmemos speichern.
Ferner wird iBooks in Apple Books umgetauft und optisch überarbeitet. Apple bringt Drittanbieter-Karten-Apps auf Carplay. Damit könnt ihr künftig auch Google Maps statt Apple Maps nutzen. In Safari soll eine erweiterte „Intelligent Tracking Prevention“ Social-Media-Buttons wie „Gefällt mir“ oder „Teilen“ blockieren können und Widgets melden, die Benutzer ohne Erlaubnis tracken.
Weiter gehört zu den neuen iOS-12-Funktionen eine erweiterte Siri-Übersetzung: Sie bietet Apple zufolge jetzt mehr als 40 Sprachpaare und liefere „mehr Wissen über Sport, Berühmtheiten, Essen und Ernährung“. Die Wallet auf dem iPhone und der Apple Watch bietet mit iOS 12 auch Support für Studentenausweise. Letztere Funktion dürfte in Europa vorerst jedoch nicht nutzbar sein.
Alle iOS-12-Neuerungen werden im Herbst für alle Nutzer in der finalen Version bereitgestellt. Für Entwickler wird iOS 12 schon heute zum Download bereitstehen. Eine öffentliche Beta-Version wird Apple zufolge noch im Juni unter beta.apple.com verfügbar sein.