Kate-Gate: Was PRler aus der royalen Photoshop-Pleite lernen können

Kate Middleton hat sich seit Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt – das Bild stammt aus dem Oktober 2023. (Bild: B. Lenoir / Shutterstock)
Diese Viralität war wohl nicht gewollt: Ein Bild, das Prinzessin Kate und ihre drei Kinder zeigt, ist Mitte März 2024 um die Welt gegangen. Veröffentlicht wurde es auf den Instagram- und X-Accounts des britischen Thronfolger-Paars – wohl als freundliche Geste zum britischen Muttertag. Das Echo auf das Foto war jedoch alles andere als positiv.
Was ist passiert: Am 10. März 2024 wurde auf dem offiziellen Instagram-Account des Prinzen und der Prinzessin von Wales ein Bild von Kate mit ihren drei Kindern hochgeladen. Aufgenommen haben soll es laut der Bildbeschreibung William, unter dem Foto teilt Prinzessin Kate Wünsche zum britischen Muttertag.
Beim Zoomen in das Bild fällt etwa eine Unstimmigkeit bei der roten Jacke ihrer Tochter Charlotte auf. Mittlerweile ist das Bild bei Instagram als verfälschtes Foto gekennzeichnet. Das fiel auch Nachrichtenagenturen wie AP und AFP auf: Sie zogen das Foto zurück. Ihre Begründung: Das Bild sei bearbeitet und so nicht mit ihren Standards zu vereinbaren.
Die Reaktion von Kate Middleton: Einen Tag später, am 11. März 2024, entschuldigte sich die Prinzessin via X. Wie viele Amateurfotograf:innen habe sie mit der Bildbearbeitung herumexperimentiert. Sie entschuldige sich für Verwirrungen, die dadurch entstanden seien.
Der Kontext: Kate Middleton wurde im Januar 2024 am Bauch operiert, seitdem gab es von ihr keine öffentlichen Auftritte mehr. Dabei ist das britische Königshaus für die breite Öffentlichkeit interessant. Dazu ist die sogenannte Yellow Press – die britischen Boulevard-Medien – in Themen rund um das Königshaus sehr aktiv. Gleichzeitig wird im Internet über den Gesundheitszustand der Prinzessin spekuliert, wobei teilweise krude Theorien geteilt werden.
Das Problem: Einerseits hat das bearbeitete Bild für einen Vertrauensverlust gesorgt – dieser kann sich auch auf zukünftige Posts auswirken, die umso kritischer betrachtet werden. Anderseits wurden Spekulationen um den Gesundheitszustand der Prinzessin angeheizt. Beides ist natürlich nicht im Sinne des Königshauses. Inzwischen gibt es einen eigenen Hashtag, der nach dem Verbleib Kates fragt.
Was sich daraus für externe Kommunikation lernen lässt
Es kommt auf den Kontext an
Nehmen wir an, das Bild wäre ohne die OP-Vorgeschichte veröffentlicht worden. Die Prinzessin hätte vorher regelmäßig Auftritte in der Öffentlichkeit gehabt, das Foto wäre ein nettes Addon gewesen. Möglicherweise hätten in diesem Fall die Bearbeitung und besonders die Reaktion darauf – nach dem Motto „Wie bodenständig, sie bearbeitet ihre Fotos selbst, da steckt kein Presseteam dahinter“ – die Spekulationen nicht so angeheizt.
Bestenfalls wäre das Ganze als Patzer durchgegangen – allerdings ist das durch die Relevanz des britischen Königshauses unwahrscheinlich. Durch den Kontext – Kate Middleton war mehrere Wochen nicht öffentlich zu sehen – ist es in diesem Fall jedoch Antrieb für weitere Spekulationen geworden.
Die Personal Brand im Blick haben
Einige User:innen auf X halten es für wenig glaubwürdig, dass die Prinzessin selbst ein privates Foto auf ihrem Instagram-Kanal teilt, an dem sie mit Bildbearbeitung herumexperimentiert hat. Die Aussage passt nicht zu dem Bild der Prinzessin in der Öffentlichkeit, nicht zu ihrer Personal Brand.
Das erzeugt Unstimmigkeiten, die die Gerüchteküche weiter anheizen. Das zeigt: Es geht nicht nur darum, wie etwas wahrgenommen werden soll, sondern besonders darum, wie es wahrgenommen werden kann. Sprich: Passt der Content zu dem Profil, auf dem er geteilt wird?
Besonnener Umgang mit Bildbearbeitung
Durch künstliche Intelligenz verändert sich gerade der gesellschaftliche Blick auf bearbeitetes Material. Früher war Bildbearbeitung etwas unschuldiger, der Raum für Täuschungen war geringer.
Durch den Fortschritt mit KI hat sich das geändert: Dadurch werden Bilder umso kritischer betrachtet, da der Grundsatz „Ein Foto ist echt“ nicht mehr gilt. Daher sollte in der Kommunikation umso transparenter auf bearbeitete Fotos hingewiesen werden. Im Fall von Kate Middleton ist allerdings unklar, welche Rolle KI bei der Bearbeitung des Bildes gespielt hat.
In diesem Beispiel hätte die Aussage: „Ich habe mich mit Bildbearbeitung ausprobiert“ etwa direkt mit dem ersten Posting erfolgen können. Fotos müssen in einen Kontext gesetzt werden. Alles, was für Spekulationen sorgen könnte, muss frühzeitig aufgegriffen werden. Im Zweifelsfall sollte lieber auf den Post verzichtet werden.
Auf authentischen Content setzen
Gerade Fotos sind nicht mehr zwangsläufig ein Beleg für ein Geschehnis. Daher sollte in der Kommunikation mehr auf Bewegtbild-Content gesetzt werden.
Zugegebenermaßen lässt sich auch der bereits fälschen – jedoch mit handelsüblichen Programmen meist nicht so, dass Fälschungen nicht auffallen würden, etwa durch seltsame Mundbewegungen und eine unpassende Gestik. Aktuell kann ein kurzes Video somit mehr Vertrauen in die Kommunikation bringen und Nahbarkeit vermitteln.
Allerdings wird sich das in Zukunft möglicherweise auch ändern. Je mehr die KI-basierte Videogenerierung voranschreitet, desto weniger Vertrauen wird auch in Videos gesetzt werden. Das ist auch im Marketing eine Herausforderung.
Daher sollten Kommunikator:innen bereits jetzt Erkennungsmerkmale für originalen Content etablieren. Das können auch eigenen Standards sein, die nach außen kommuniziert werden. Zudem entwickelt etwa Google mit Synth-ID Kennzeichnungen für KI-generierte Bilder, damit diese erkennbar sind. Beim KI-Bild-Generierungstool Dall-E werden dafür Wasserzeichen in die Metadaten gebracht.
In Boulevard-Medien wird derweil schon der nächste Skandal heraufbeschworen: Auch ein Foto von Kate und William soll bearbeitet sein. Das Thema ist wahrscheinlich nicht so schnell abgeschlossen, sondern wird sich ziehen, bis Kate Middleton wieder öffentliche Auftritte wahrnimmt.