Was bisher geschah: Amazons Kindle-Reader bekommen eine praktische KI-Funktion

„Recaps“ heißt das Feature, das Amazon still und leise in seine Kindle-Software integriert hat – und das Nutzer:innen des E-Readers in den USA ab sofort zur Verfügung steht. Es liefert knappe Zusammenfassungen für Buchserien und setzt dabei den Fokus auf zentrale Figuren und entscheidende Wendepunkte.
Die Funktion lässt sich über einen Button namens „View Recaps“ in der Bibliothek oder über das Dreipunktmenü der Serienansicht aufrufen. Vor dem Start gibt es einen Spoiler-Hinweis, denn anders als bei den Zusammenfassungen auf Prime Video spoilert das Kindle-Feature durchaus kräftig.
Amazon bestätigt: Recaps entstehen mit generativer KI
In Amazons offizieller Ankündigung fehlt das Wort „KI“ übrigens komplett. Erst auf Nachfrage bestätigte eine Unternehmenssprecherin gegenüber Techcrunch, dass generative KI im Einsatz ist.
„Wir nutzen Technologie, darunter generative KI und Amazon-Moderator:innen, um kurze Zusammenfassungen von Büchern zu erstellen, die den Inhalt der Bücher genau widerspiegeln“, erklärte Sprecherin Alejandra Iraheta in einer E-Mail an Techcrunch.
Die von der KI erstellten Recaps werden laut Amazon also zusätzlich von Mitarbeiter:innen überprüft – wie genau diese Qualitätssicherung funktioniert, bleibt allerdings offen.
Recaps: Spagat zwischen Gedächtnishilfe und Spoiler
Laut Amazon sollen die Zusammenfassungen helfen, tiefer in komplexe Serienwelten einzutauchen, ohne dabei das Lesevergnügen zu verlieren. Leser:innen könnten so sofort wieder in die Handlung einsteigen – ganz gleich, ob bei Fantasy-Epen, Mystery-Thrillern oder anderen Mehrteilern.
Einige Nutzer:innen spekulieren in Reddit-Diskussionen über mögliche Schwächen der neuen Funktion – etwa, ob generative KI falsche Inhalte („Halluzinationen“) erzeugen könnte. Konkrete Beispiele für fehlerhafte Recaps sind bislang nicht bekannt. Amazon versichert, dass die Zusammenfassungen den Büchern treu bleiben. Wie gut das in der Praxis funktioniert, wird sich zeigen.
Bald auch in der App – aber nicht in Deutschland
Bisher ist das Feature nur für Kindle-Geräte in den USA verfügbar und deckt ausschließlich englischsprachige Buchserien ab. Amazon spricht von „tausenden Bestsellern“ – nicht jede Serie enthält also automatisch eine KI-Zusammenfassung.
Die Funktion steht außerdem nur für Bücher zur Verfügung, die Nutzer:innen bereits gekauft oder ausgeliehen haben. Es gibt demnach keine durchsuchbare Übersicht oder zentrale Sammlung von Recaps – die Zusammenfassungen erscheinen ausschließlich innerhalb der eigenen Kindle-Bibliothek.
Kindle-Nutzer:innen in Deutschland können die Recaps bislang nicht nutzen, und zwar selbst dann nicht, wenn sie englische Buchserien besitzen. Eine Integration in die Kindle-App für iOS ist bereits angekündigt. Android dürfte folgen – offiziell bestätigt ist das aber noch nicht.
Amazon verteilt die aktuelle Firmware automatisch per Over-the-Air-Update an berechtigte Geräte. Alternativ lässt sie sich manuell über die Amazon-Website herunterladen und per USB auf das Gerät übertragen.
Mit dem neuen Feature reagiert Amazon auf ein altbekanntes Problem beim Lesen von Buchserien: den Wiedereinstieg nach längeren Pausen. Recaps liefern den erforderlichen Rückblick ohne stundenlanges Zurückblättern.