Klimaschutz 2024 noch nicht abschreiben – es gibt drei gute Nachrichten

Wie stark wirkt sich der Klimawandel auf uns aus? (Bild: Shutterstock/appledesign)
Die Stimmung in der Klimaszene war in diesem Jahr nicht besonders gut. Die globalen Treibhausgasemissionen haben einen neuen Höchststand erreicht und werden 2024 37,4 Milliarden Tonnen betragen. Dieses Jahr ist zudem auf dem besten Weg, das wärmste seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen zu werden, mit Temperaturen, die bis September 1,54 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau lagen. Die jüngsten weltweiten Klimaverhandlungen kamen nicht voran – und wetterbedingte Katastrophen von Waldbränden bis hin zu Wirbelstürmen werden durch den Klimawandel noch verschlimmert.
Doch neben all diesen (sehr realen) negativen Nachrichten gab es auch einige gute News: So gab es Fortschritte bei der Reduzierung den umweltschädlichsten fossilen Brennstoffen, billigere und bessere Technologien zur Bekämpfung des Klimawandels und kontinuierliche globale Anstrengungen zur Bewältigung des Problems. Wenn wir also kurz davor stehen, das Jahr 2024 klimaschutztechnisch abzuschreiben, sollten wir uns zunächst einen Moment Zeit nehmen, um auf einige der Lichtblicke zurückzuschauen.
Die Kohle sagt Tschüss
Einer der schönsten Klimaschutzmomente des Jahres erfolgte im Vereinigten Königreich. Das Land hatte sich in der Vergangenheit stark auf Kohle als Stromquelle verlassen – bis 1990 deckte Kohle etwa 65 Prozent des Strombedarfs des Landes. Doch am 30. September 2024 wurde das letzte Kohlekraftwerk des Landes abgeschaltet. Erneuerbare Energien springen ein, um die Lücke zu füllen. Windparks im Vereinigten Königreich werden in diesem Jahr voraussichtlich mehr Strom produzieren als Kohle- und Gaskraftwerke zusammen.
Dieser symbolträchtige Moment spiegelt auch die realen Fortschritte wider, die weltweit bei der Abkehr von problematischen fossilen Energieträgern gemacht werden. In den USA lag der Anteil der Kohle an der Stromversorgung vor vier Jahrzehnten bei etwa 50 Prozent. Im Jahr 2023 soll dieser bei etwa 16 Prozent gelegen haben.
Nach Angaben der Internationalen Energieagentur dürfte der Kohleverbrauch weltweit bis zum Ende des Jahrzehnts ein Plateau erreichen und möglicherweise sogar endlich sinken. Der Fortschritt muss jedoch schneller erfolgen – und zwar in Ländern wie China oder Indien, wo die Energienachfrage weiter steigt. Außerdem wächst die Besorgnis darüber, was der steigende Energiebedarf von Rechenzentren, einschließlich derer, die für die KI genutzt werden, für die Bemühungen um die Abschaltung alter Kohlekraftwerke bedeuten könnte.
Batterien werden immer billiger
Lithium-Ionen-Akkus waren 2024 so billig wie nie: Laut Daten von BloombergNEF sind die Preise in diesem Jahr um 20 Prozent auf 115 US-Dollar pro Kilowattstunde abgesunken. Das ist der stärkste Rückgang seit 2017. Batterien sind eine zentrale Technologie zur Bekämpfung des Klimawandels. Sie treiben Elektrofahrzeuge an, auf die wir uns verlassen, um die Verkehrswende zu schaffen, und spielen eine immer wichtigere Rolle für das Stromnetz, da sie Energie aus unregelmäßig verfügbaren erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne zwischenspeichern können.
Da Elektrofahrzeuge in den meisten Ländern der Welt immer noch teurer sind als ihre benzinbetriebenen Pendants, sind billigere Batterien eine gute Nachricht für die Bemühungen, mehr Menschen zum Umstieg auf das E-Auto zu bewegen. Man kann gar nicht hoch genug bewerten, wie schnell die Batteriepreise gesunken sind. Im Jahr 2017 waren Batterien doppelt so teuer wie heute. Noch vor zehn Jahren waren die Preise sechsmal so hoch wie im Jahr 2024.
Fairerweise muss man sagen, dass es in diesem Jahr auch negative Nachrichten aus der Welt der E-Fahrzeuge gab – auch die Verlangsamung des Nachfragewachstums ist einer der Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass die Batteriepreise ein Rekordtief erreicht haben. Die Verkäufe von Elektroautos nehmen weltweit immer aber noch zu, allerdings langsamer als im Jahr 2023. China ist der bei weitem größte Markt für E-Autos auf dem Planeten und macht drei Viertel der weltweiten Zulassungen im Jahr 2024 aus (Stand: Oktober 2024).
Die Branche brummt weiter
Wenn man auf die Energie- und Klimageschichten zurückblickt, die MIT Technology Review in diesem Jahr veröffentlicht hat, kommt man nicht umhin, zumindest einen gewissen Optimismus zu hegen auf das, was als Nächstes kommt. So gibt es Firmen, die daran arbeiten, Mikroben in riesigen Bioreaktoren zu züchten, um unsere Nahrungsquellen zu ergänzen, sowie Forscher:innen, die mithilfe von Pflanzen die Metalle gewinnen wollen, die wir zur Bekämpfung des Klimawandels benötigen. Unser US-Kollege James Temple sprach mit Jennifer Doudna über das Potenzial von CRISPR für den Klimabereich, der von ihr entwickelten Technologie zur Genmanipulation.
Unternehmen setzen Klimaanlagen ein, die wie Batterien funktionieren und Energie speichern, wenn sie nicht gebraucht werden. Das US-Energieministerium investiert in Projekte, die darauf abzielen, die Wärme der Sonne zu konzentrieren und sie für das Stromnetz oder industrielle Prozesse zu nutzen. Für Fische sichere Wasserkraftwerke sollen her – sowie Magnete aus billigen, allgemein verfügbaren Materialien. Und im Oktober veröffentlichten wir unsere 2024er-Liste mit „15 Climate Tech Companies to Watch“. Darunter waren Firmen, die KI zur Erkennung von Waldbränden einsetzen oder Startups, die Rindern Nahrungsergänzungsmittel verabreichen, damit diese weniger Methan ausstoßen.
Kurzum: Der Klimawandel stellt eine große Herausforderung für die Welt dar, und wir treten in offenbar besonders unsichere Zeiten ein. Aber wir werden die Entwicklungen begleiten.