Kritik am Worms-Entwickler Team17: Schlechte Löhne, Überstunden und Druck
Geringer Lohn, Überstunden, die zum Alltag gehören, und Belästigung – die Vorwürfe von Mitarbeiter:innen des Indie-Game-Studios Team17 haben es in sich. In einem Bericht von Eurogamer erzählen anonyme Mitarbeiter:innen von ihrem Arbeitsalltag bei dem britischen Games-Publisher. Der Bericht folgt auf das NFT-Chaos bei Team17.
Ende Januar 2022 kündigte der Games-Publisher an, seinen Game-Erfolg Worms als Sammel-NFT zu veröffentlichen. Andere Entwicklerstudios kritisierten diesen Schritt. Es gab sogar Forderungen, nicht mehr mit Team17 zusammenzuarbeiten. Nach der Kritik machte der Entwickler einen Rückzieher.
Management habe nicht an Angestellte gedacht
Mitarbeiter:innen kritisieren den Umgang im NFT-Fall mit ihnen. Sie seien nicht in die Planung eingebunden oder informiert worden. Der NFT-Vorstoß habe für sie auch ein berufliches Risiko dargestellt: Wenn andere die Zusammenarbeit mit Team17 einstellen würden, wären sie ihre Jobs wahrscheinlich schnell los. Die Unternehmensführung habe bei ihrem Handeln nicht an die Angestellten gedacht.
Eine Entschuldigung seitens des Managements gegenüber den Angestellten konnte die Wogen da kaum glätten, denn nicht nur die jüngste NFT-Geschichte sorgt für Missmut im Hause des Games-Publishers. Seit dem Börsengang 2018 soll sich Team17 zum Negativen verändert haben.
Quantität statt Qualität
Demnach setzt die Unternehmensführung mehr auf Quantität denn auf Qualität. Darunter leiden die Angestellten. Spiele würden auch veröffentlicht werden, wenn die Qualitätssicherung damit eigentlich noch nicht einverstanden ist. So erschienen fehlerhafte Games. Die Fehler würden dann erst nach der Veröffentlichung behoben.
Die Mehrheit der Mitarbeiter:innen der Qualitätssicherung sitzt in Wakefield in Großbritannien. Am Hauptstandort des Unternehmens berichten die Angestellten der Qualitätssicherung von „schrecklichen“ Gehältern. Ihr Grundgehalt soll zwischen 16.000 und 19.000 Pfund liegen. Umgerechnet sind das etwa 19.041 Euro bis 22.612 Euro im Jahr.
Arbeitszeiten: Überstunden bis in die Nacht
Dazu kommt dann noch die Vergütung der Überstunden – und davon gibt es bei Team17 wohl einige. Die Angestellten berichten von Arbeit am Wochenende und auch unter der Woche gehe der Arbeitstag oft bis in die Nacht. Und diese zusätzliche Arbeit werde nicht immer vergütet. Außerhalb der Qualitätssicherung gebe es dafür kein Geld.
Und auch die eigentlich üblichen Bonuszahlungen seien gekürzt worden. Teilweise mehr als 1.000 Pfund, umgerechnet etwa 1.190 Euro, gibt es weniger als in vorherigen Jahren üblich. Gleichzeitig vermeldet Team17 aber geschäftliche Erfolge. CEO Debbie Bestwick soll im vergangenen Jahr mehr als zehn Millionen US-Dollar verdient haben. Für die Mitarbeiter:innen sind die gekürzten Zahlungen demnach schwer nachzuvollziehen. In dem Bericht heißt es auch, dass Mitarbeiter:innen durch den geringen Lohn teilweise in finanzielle Notlagen geraten sind. Angesprochen auf Gehaltserhöhungen hätten Geschäftsführung und Personalabteilung die Löhne verteidigt.
Außerdem gibt es Vorwürfe gegen die Führungseben, bei Vorwürfen der Belästigung kaum tätig geworden zu sein. Dafür wird auch die Mitgründerin und CEO Debbie Bestwick kritisiert. Mitarbeiter:innen fragen sich, ob ihr die Situation der Angestellten egal ist oder sie von den Nöten wirklich nichts weiß.
Kritik wird auch auf der Bewertungsseite „Glassdoor“ deutlich
Trotz der Kritik am Unternehmen, die auch auf Bewertungsplattformen wie Glassdoor deutlich wird, zeichnen die Mitarbeiter:innen auch ein Bild von gegenseitigem Zusammenhalt. Untereinander schätzen sie ihre Kolleg:innen. Sollten sich die Arbeitsbedingungen bei Team17 jedoch nicht bessern, würden sicherlich mehr und mehr von ihnen diesen Arbeitgeber verlassen.
Team17 hat auf die Vorwürfe auf Anfrage von Eurogames reagiert. Demnach würden sie ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeiter:innen ernst nehmen, die Teammitglieder lägen ihnen „sehr am Herzen“. Gleichzeitig sollen sie die Angestellten intern vor einer „umfangreichen“ und „negativen“ Berichterstattung gewarnt haben.