Wie erheblich der deutsche Arbeitsmarkt einen Zuwachs von mobilen und hybriden Arbeitsmodellen verzeichnet, zeigen frische Daten des US-Softwareunternehmens Zoom in Kooperation mit der Jobplattform Indeed. Ein immer größerer Anteil an ausgeschriebenen Jobs in Deutschland könne demnach entweder komplett mobil oder hybrid ausgeübt werden, heißt es in der t3n vorliegenden Indeed-Stellenanalyse.
Stellenanzeigen mit Homeoffice-Option gestiegen
Durchschnittlich habe sich der Anteil der Stellenanzeigen mit Remote-Option zwischen Januar 2019 und September 2022 vervierfacht. Interessant ist, dass vor allem in einigen deutschen Städten abseits der großen Metropolen besonders viel remote gearbeitet werden darf. In Krefeld, Chemnitz und Schwerin sind die Jobangebote diesbezüglich extrem angestiegen. Diese Orte liegen in unmittelbarer Nähe großer Städte, in die zuvor meist gependelt wurde.
Konkret heißt das, dass in Krefeld das Angebot an Stellen mit Homeoffice-Option in dieser Zeit um satte 1.262,5 Prozent angestiegen ist, in Chemnitz um 707,69 Prozent und in Schwerin um 680,00 Prozent. Krefeld hat gleich mehrere Metropolen in der Nähe wie Duisburg oder Köln. Von Chemnitz aus pendeln Menschen häufig nach Dresden, Leipzig und sogar bis nach Berlin. In Schwerin leben Berufstätige, die ihren Arbeitsplatz nicht selten in Hamburg haben.
„Die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, hat viele ländliche Regionen oder kleinere und mittelgroße Städte abseits der großen Metropolen attraktiver gemacht“, sagt Annina Hering, Ökonomin bei Indeed. „Wer nicht mehr täglich oder überhaupt nicht mehr an den Arbeitsplatz muss, kann sich auch erlauben, dort zu leben, wo die Lebenshaltungskosten und besonders die Mieten günstiger sind.“ Diese Orte könnten neue „Zoom Towns“ werden, heißt es in der Erhebung.
Zoom-Town-Phänomen auch in Deutschland?
Im Fachjargon bezeichnet eine Zoom-Town eine Gemeinde, die aufgrund eines Zustroms von Remote-Arbeitenden einen signifikanten Bevölkerungszuwachs erfährt. Der Begriff wurde während der Pandemie geprägt. Bekannt ist das Phänomen vor allem in Großbritannien und den USA. Das Bevölkerungswachstum in einigen Gemeinden wie Southend bei London oder Truckee bei San Francisco hätte sogar erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen gehabt.
Inwieweit Städte wie Krefeld, Chemnitz und Schwerin ein Wachstum der Bevölkerung in Zukunft verzeichnen könnten, wird sich zeigen müssen. Miet- und Immobilienpreise sind tatsächlich günstig. Von einer regelrechten Stadtflucht aus den Metropolen in die genannten Städte kann jedoch noch keine Rede sein. Laut dem Statistischen Bundesamt blieb die Bevölkerungszahl in Krefeld zwischen 2018 und 2021 konstant niedrig, ebenso in Chemnitz und Schwerin.
Vorerst deutet der Trend hierzulande insofern eher auf einen anderen Umstand hin, nämlich, dass Unternehmen ihre Stellenanzeigen deutlich weiter streuen und Mitarbeitende auch außerhalb ihrer Firmenstandorte in den Metropolen suchen. „Unternehmen können durch die Homeoffice-Option neue Kandidatinnen und Kandidaten in einem viel größeren Umkreis, deutschlandweit oder sogar international ansprechen“, bestätigt auch Annina Hering von Indeed.
Coronakrise hat Remote salonfähig gemacht
Den Remote-Trend gab es zwar schon vor der Coronakrise, jedoch nahm er währenddessen erst richtig Fahrt auf: „Seit Beginn der Pandemie haben wir weitgehend einen kontinuierlichen Anstieg der Homeoffice-Stellenangebote gesehen. Im Jahre 2021 ist er dann regelrecht durch die Decke gegangen, als Unternehmen realisierten, dass Homeoffice nicht nur möglich, sondern auch erfolgreich ist“, sagt Ökonomin Annina Hering.
2019 war eine flache, aber dennoch merkliche Aufwärtsbewegung zu verzeichnen: Durchschnittlich stieg der Anteil der Stellen auf Indeed, die als mobil oder hybrid ausgeschrieben sind, von 3,1 Prozent auf 4,5 Prozent. Ende 2020 lag der Anteil dieser Stellen bereits bei über 8 Prozent, im Jahr 2021 stieg er weiter auf über 14 Prozent. Ihren bisherigen Höhepunkt fand diese Entwicklung im April 2022 mit durchschnittlich knapp über 16,3 Prozent.