Die Grünen haben recht: Lastenfahrräder zu fördern ist richtig und wichtig

Laut des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) wurden allein im vergangenen Jahr über 100.000 Lastenräder in Deutschland verkauft. Vor allem E-Cargobikes erleben einen regelrechten Boom: Innerhalb von fünf Jahren haben sich die Verkaufszahlen von 10.700 (2015) auf 78.000 (2020) nahezu verachtfacht.
Dabei sind Lastenräder keineswegs eine neue Erfindung. Bereits im 19. Jahrhundert, also lange bevor es das Automobil gab, kamen Lastenfahrräder im Handel und Transportwesen, aber auch bei der Post und im medizinischen Bereich zum Einsatz. In der Folgezeit verschwanden Cargobikes zwar nie vollständig von der Bildfläche, wurden aber im privaten Bereich zunehmend von Autos und im gewerblichen Bereich von Transportern abgelöst.
Seit ein paar Jahren erleben Lastenfahrräder nun wieder eine Renaissance. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: einerseits das gestiegene Umweltbewusstsein der Menschen, die erkannt haben, dass gerade in Großstädten neue Formen der Mobilität gebraucht werden. Andererseits die Elektrifizierung der Lastenräder, die einen deutlichen Komfortgewinn mit sich bringt.
Lastenfahrräder sind nicht die Lösung für alle(s)
Als bekannt wurde, dass die Grünen in der nächsten Legislaturperiode – analog zum Kauf eines Elektroautos – den (privaten) Erwerb eines Lastenfahrrads mit insgesamt einer Milliarde Euro fördern wollen, kochten sofort die Emotionen hoch – und viele wunderten sich, woher der „Hass“ gegen die Cargobikes kommt.
Um das zu verstehen, muss man sich einfach mal anschauen, wie Befürworter von Lastenfahrrädern die Diskussion seit Jahren führen. Das Lastenfahrrad wird als perfekte Lösung für alles und jeden propagiert. Widerspruch wird nicht geduldet. „Wer heute noch Auto fährt, hat keine Ahnung“, lautet das Motto: Die Familie mit zwei Kindern kann problemlos mit zwei Lastenrädern und der Bahn in den Urlaub fahren. Der Handwerker auf dem Land kann die 30 Photovoltaikmodule doch mit dem Cargobike die 20 Kilometer zur Baustelle bringen – muss er halt fünf Mal fahren, aber immerhin ist er an der frischen Luft. Und wer braucht für einen Umzug schon einen Lkw, wenn er ein Lastenfahrrad hat?
Es ist diese völlig an der Realität der Menschen vorbeigehende Diskussionskultur, die in vielen eine Anti-Haltung auslöst. Wenn jemand der Verkehrswende offen gegenübersteht und Lastenfahrräder als gute Lösung für die Stadt ansieht, dann aber in einer Diskussion an den Kopf geworfen bekommt, dass er ein rückständiger Klimasünder sei, weil er in seinem Dorf im Bayerischen Wald noch mit dem Auto unterwegs ist, dann führt das bei den meisten zwangsläufig zu einer Trotzreaktion.
Dasselbe Phänomen lässt sich übrigens auch bei der Elektromobilität beobachten: Wenn sich heute jemand für seinen Wohnwagen einen Diesel kauft und dann direkt von E-Mobilisten angegangen wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er fortan gegen Elektroautos „ankämpfen“ wird.
Etwas mehr Kompromissbereitschaft und Verständnis für die jeweilige Situation des anderen würde uns allen gut tun.
Wenn Elektroautos gefördert werden, warum nicht auch Fahrräder?
Laut einer Studie können Pakete in Großstädten mit einem elektrischen Lastenfahrrad 60 Prozent schneller zugestellt werden als mit einem Transporter – und das auch noch emissionsfrei. Selbiges gilt für Lieferdienste, bestimmte handwerkliche Berufe und natürlich auch Privathaushalte. Wer im Zentrum Berlins lebt und seinen Wocheneinkauf bei Rewe erledigen will, ist mit dem Cargobike meist schneller als mit dem Auto. Selbst auf dem Land gibt es bestimmte Szenarien, in denen ein Lastenfahrrad immerhin den Zweitwagen ersetzen kann – vorausgesetzt es gibt entsprechende Anreize.
Dass sich natürlich nur wenige Menschen ein E-Cargobike für 7.000 Euro kaufen, wenn sie dank Umweltbonus einen ID 3 für 180 Euro im Monat fahren können, ist wenig überraschend. Aus diesem Grund ist der Vorschlag der Grünen, den Kauf eines Lastenfahrrads mit 1.000 Euro zu fördern, durchaus richtig und wichtig. Denn wenn Elektroautos gefördert werden, warum nicht auch Fahrräder? Am Ende sind beide wichtige Bestandteile der Verkehrswende und ergänzen sich gegenseitig.
Wichtiger noch als die Subventionierung neuer Mobilitätskonzepte ist jedoch die gegenseitige Akzeptanz. Wenn die Lastenradfahrerin aus Berlin-Mitte der Familie im Schwarzwald erklärt, dass sie den Einkauf im 20 Kilometer entfernten Supermarkt auch im Winter problemlos mit dem Cargobike erledigen können, ist das ebenso wenig hilfreich wie der Dieselfahrer mit „F*** you Greta!“-Aufkleber auf dem Kofferraum, der die Elektromobilität als links-grün-versiffte Ideologie beschimpft.
Denn die Verkehrswende können wir nur gestalten, indem wir zusammenarbeiten – und nicht gegeneinander.
Wennn man in dem Punkt noch die soziale Komponente einpflegt, ist das ganze wirklich Sinnvoll. Warum sollte nicht jeder mit 16 ein Lastenrad oder Liegerad oder ähnliches bekommen ? Das mit vernünftigen ÖPNV, am besten Vernetzt, um ihn Flexibel genug zu halten. Dann wäre auch ein kostenloser ÖPNV ein weiterer Schritt.
Sorry,hier wird aber nur in Schubladen gedacht.
Was machen alle in den Großstätten, wo werden denn die Lastenfahrräder aleu untergestellt, wo aufgeladen.
Sollen die Lastenfahrräder auf der normalen Straße fahren, dann können wir ja gleich den Autoverkehr aus den Städten verbannen
Sollen die Lastenräder auf dem Fahrradweg fahren, na danke für alle sonstigen Fahrradfahrer.
Nein das alle ist nur unsinnig und wird nichts, rein gar nicht für unsere Umwelt bringen, da sollte man sich schon bessere Konzepte überlegen, aber das spricht natürlich das Grünen Klientel gut an.
Das ist das Zeil. Verkehrswende bedeutet die Anzahl der PKW in DE von 750 auf unter 150 pro 1.000 EW zu senken. Und ja, Städte müssen Autofrei werden!
Guten Tag.
Sicherlich eine Idee (keine gute) Lastenfahrräder zu subventionieren. Aber warum nicht auch andere, normale Fahrräder?
Wer Lastenfahrräder subventionieren will, hat wahrscheinlich noch nie ein solches gefahren.
Hierin stecken besonders viele Gefahren, die die Unfallzahlen sicherlich drastisch in die Höhe schnellen lassen. Denn ein solches Lastenfahrrad zu fahren ist nicht gerade einfach. 1. wg der Länge, 2. das Vorderrad ist wesentlich kleiner und bedarf besonderer Vorsicht beim Fahren, 3. die Übersicht wg der Überlänge nach vorne. Aber jeder muss ich ja mit irgendwelchen Meinungen nach vorne bringen (ich auch), um mal gehört bzw. gelesen zu werden. Dies gilt für alle Nachrichten, besonders im Wahljahr.
Ich würde als erstes erst mal alle Innenstädte für den Autoverkehr sperren. Ausgenommen Versorgungsfahrzeuge.
Die ganze Zeit frage ich mich schon warum Einzelpersonen mit 1,5 Tonnen Fahrzeugen durch die Innenstadt fahren müssen?!?
Für en Wochenendeinkauf reicht auch ein Fahrradanhänger , warum ein Lastenrad und schon gar nicht für 7000 € . Es gib auch Lastenräder unter 3000 € und bis 4500 €. Finde den Artikel sehr einseitig und vermutlich kann man mit der Einsparung des Wochenendeinkaufes kaum Sprit sparen. Der Artikel ist sehr einseitig und tendenziell.
Wer kauft denn solchen Billigschrott? Für 3.000 Euro bekommt man eine MTB-Gabel, aber kein Lastenrad.
Bei all der Polemik. Die Dinge sind einfach zu teuer. Wer kann sich denn schon so ein Lastenfahrrad leisten? Für das Geld bekommt man ein Gebrauchtwagen oder ein Motorrad. Das stellt sich für den Privatmann als völlig unwirtschaftlich dar.
Klar bekommt man dafür auch ein Auto.
Aber ich bezweifle, dass ein Auto wirtschaftlicher ist. Oder zahlt man da neuerdings keine Steuern, Versicherungen oder Kraftstoff mehr?
Und ob es immer ein E-Rad sein muss, sei auch mal dahingestellt.