
Leselimit: Elon Musk ändert einmal mehr die Twitter-Regeln. (Foto: Shutterstock/Rokas Tenys)
Schon seit Freitag, dem 30. Juni 2023, können Nutzer:innen ohne einen aktiven Twitter-Account die auf dem Microblogging-Dienst veröffentlichten Inhalte nicht mehr sehen. Wer einen entsprechenden Link, etwa bei Google oder Facebook, aufruft, landet stattdessen auf einem Login-Bildschirm.
Am Samstagabend deutscher Zeit kündigte Twitter-Besitzer Musk dann noch drastischere Beschränkungen des Zugriffs auf Twitter-Profile und -Nachrichten an. Die Anzeige von Nachrichten soll auch für Twitter-Nutzer:innen mit einem Konto eingeschränkt werden.
Schon seit den Mittagsstunden hatten Nutzer:innen über Störungen und Fehlermeldungen geklagt. Ihnen sei angezeigt worden, sie hätten ihr Häufigkeitslimit überschritten, wie unter anderem heise.de berichtet.
In eigener Sache: Aktuell sind viele Menschen auf der Suche nach einer Twitter-Alternative. t3n ist auch auf Mastodon unter t3n.social/ aktiv.
Dieses Leselimit hatte Musk zunächst auf 600 Posts pro Tag für nicht zahlende Nutzer:innen begrenzt. Nutzer:innen mit einem neu eröffneten Konto, für das sie nicht zahlen, hätten demnach sogar nur 300 Posts pro Tag sehen dürfen. Bei Twitter-Blue-Abonnent:innen hätte die Grenze bei 6.000 liegen sollen.
Im Laufe des Abends erhöhte Musk aufgrund von Beschwerden von Nutzer:innen das Limit gleich mehrfach. Aktueller Stand: 1.000 Posts pro Tag für Twitter-Nutzer:innen ohne blaues Häkchen und mit einem schon länger bestehenden Konto.
Musk erklärte die Lese-Beschränkung damit, dass er so gegen das „extreme Ausmaß an Datenabschöpfung und Systemmanipulation“ vorgehen wolle. Musk hat dabei wohl vor allem die Anbieter von sogenannten Large Language Models und entsprechenden KI-Chatbots im Visier. Diese würden die Twitter-Nachrichten als willkommene Gratis-Trainingsdaten nutzen.
Kritische Stimmen sehen in der neuen Regelung eher den Versuch, die Zahl der Twitter-Blue-Abonnent:innen zu erhöhen. Denn die werden in den aktuellen Modellen enorm bevorzugt.
Die Einschränkungen dürfte vor allem regelmäßigen Twitter-Nutzer:innen auffallen. Das Limit ist beim mehrfachen Durchscrollen der Timeline bei vielen sicher schnell erreicht. Für Power-Nutzer:innen ist Twitter damit wohl kaum mehr effektiv nutzbar.
Wie bei Musks Schnellschüssen nicht unüblich, haben die Änderungen aufgrund mangelhafter Umsetzung aber auch ungewollte negative Folgen. Zum einen starte Twitter mit der aktuellen Art der Begrenzung DNS-Attacken gegen sich selbst, wie der Entwickler Sheldon Chang anmerkt.
Dann nämlich, wenn nach dem Erreichen der Begrenzung immer wieder versucht wird, neue Posts zu laden. Dabei sende Twitter rund zehn Anfragen pro Sekunde an sich selbst. Eines der Ziele Musks, nämlich die Überlastung des Dienstes zu begrenzen, würde damit ad absurdum geführt.
Ebenfalls sicher keine gewünschte Folge der neuen Twitter-Beschränkungen: Auch der Google-Bot steht vor verschlossenen Türen. Er landet nämlich ebenso auf der Login-Seite wie alle anderen Nutzer:innen ohne eigenes Konto bei dem Kurznachrichtendienst.
Wie Experte Johannes Beus von der SEO-Analysefirma Sistrix bei Facebook darlegt, fehlen dadurch Daten, die Google indexieren kann. „Derzeit betrifft das neue Inhalte und High-Profile-Profile, die häufig neu gecrawlt werden“, so Beus. Auf Dauer dürften aber alle Twitter-Inhalte betroffen sein.
Musk jedenfalls freute sich, dass seine Beschränkungsankündigung einen neuen Reichweitenrekord (Views) bei Twitter aufgestellt hat. Der Statistik zufolge wurde der Tweet innerhalb eines Tages fast 500 Millionen Mal angezeigt.
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