Lifte als Energiespeicher: Forscher wollen Hochhäuser in riesige Batterien verwandeln

Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch wird in den kommenden Jahren weiter stark steigen. Eine Herausforderung bei Wind- und Solarenergie ist deren ungleichmäßige Erzeugung. Scheint die Sonne oder weht der Wind, fließt viel Strom. In der Nacht und bei Flaute steht dagegen deutlich weniger Energie zur Verfügung. Das heißt, es müssen Lösungen her, über die überschüssige Energie gespeichert und bei Bedarf wieder freigesetzt werden kann. Eine solche Speicherlösung zeigt jetzt eine Studie auf.
Hochhäuser zu Schwerkraft-Batterien
Ein Forschungsteam des österreichischen International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) hat in der Fachzeitschrift Energy eine auf Schwerkraft basierende Speicherlösung vorgestellt. Dabei sollen – mit überschüssiger erneuerbarer Energie – in oder an Aufzügen in Hochhäusern große Gewichte nach oben transportiert werden. Wird die Energie gebraucht, werden die Gewichte wieder nach unten befördert. Das Prinzip ist von Wasserkraftwerken und Pumpspeichern bekannt, wie Winfuture berichtet.
Ihre Lösung haben die Forscher um Julian Hunt Lift Energy Storage Technology (LEST) genannt. Auf die Idee gekommen ist Hunt, weil er seit kurzem in einer Wohnung im 14. Stock lebt und daher viel Zeit im Aufzug verbrachte, wie es in einer Mitteilung des IIASA heißt. Das Konzept der Schwerkraftspeicherung habe zuletzt auch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und Startups große Aufmerksamkeit erhalten, so Hunt.
Aufzüge mit regenerativen Bremssystemen sind da
Von Vorteil für die mögliche praktische Umsetzung der Idee ist, dass es weltweit über 18 Millionen Aufzüge gibt, von denen viele über lange Zeit stillstehen. Sie können also, wenn sie keine Menschen transportieren, zur Speicherung oder Erzeugung von Strom verwendet werden, meinen die Forscher. Zudem verfügen viele der modernen Aufzüge schon über regenerative Bremssysteme. Die Investitionskosten wären also gering.
Herausforderungen für die Umsetzung der Hochhaus-Batterien gibt es aber natürlich auch. So stellen sich die Forscher vor, dass die Gewichte – etwa in Form von nassen Sandbehältern – in leeren Wohnungen oder auf Fluren gelagert werden. Sie sollen bei Bedarf dann von Roboterfahrzeugen autonom in die Aufzüge gebracht werden. Bevor das System an den Start gehen kann, müsste zudem jeweils die Deckentragfähigkeit der Hochhäuser ermittelt werden, damit es nicht zu einem Zusammenbruch der Decken kommen kann.